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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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in Dämpfen und Flüssigkeiten. Er muß aufpassen, daß es ihn nicht mehrfach gibt, daß er sich nicht in die Quere kommt.«
    »Woher weißt du, wo ich ihn vermutet habe?«
    »Hast du ihn nicht suchen lassen? Hast du nicht Fischroutinen ins Pherinfonnetz ausgeworfen, bis ins Wasser, zu den Atlantikern?«
    »Ein Schlag ins Wasser«, witzelte der Affe müde.
    Ganz ernsthaft antwortete der Fuchsenbote: »Wo er Wasser ist, ist er selbstredend ein anderes Wasser als das Wasser, das ihn gegebenenfalls umgibt.«
    »Anderes Wasser.«
    »Exakt.«
    »Und mit Hilfe solcher Hinweise soll ich ihn jetzt finden? Mich bei ihm zum Dienst melden?«
    »Ihn finden, keineswegs. So findet ihn niemand, das ist es doch. Die Abweichung vom Normalwasser, die gleichzeitig für den Zusammenhalt der Substanz sorgt, die ihn trägt, ist nur mit Instrumenten zu erkennen, die sich niemand anderer leisten könnte als er selbst. Wo er Luft ist oder zähes Magma, gilt ganz dasselbe. Überall verhält er sich wie Öl im Wasser, unmischbar mit dem Rest, und doch von allen Seiten abgeschlossen.«
    »Und seine gesamte Person ist ...«
    »I wo«, meckerte der Bote schwer belustigt, »Gesamtperson, darüber ist er hinaus. Es reicht eine Art Haken in der materiellen Welt, ein Anker, Köder, was du willst. Ein Sequenzchen Erinnerung, eine Signalflagge. Verzeih die nautischen Metaphern; er liebt das. Die Regel, aus deren Befolgung bei der kunstgerecht durchgeführten Selbstreplikation des Ankers unweigerlich das Muster werden muß, das er bei seinem letzten wachen Hiersein war, ist seine Signatur und sein Selbst, also vergiß die, hehe, Gesamtperson.«
    »Doll.«
    »Man hat's vorher getestet.«
    »Replikation. Nirgendwo, überall. Begriffen. Und wie verschafft er seinem Willen in der Wirklichkeit Geltung, wie ...«
    »Als Abdruck – irgendwann müssen Wesen wie du oder ich ihn einatmen oder trinken, und dann verändert er zunächst unsere Mikrophysiologie, dann das, was wir denken, und kommt schließlich durch uns wieder zu sich, falls er das für ein Weilchen braucht. Wenn er dann wieder verschwindet, weil seine Geschäfte im Diesseits erledigt sind, wird der anfängliche Diffusionsprozeß einfach wiederholt.«
    »Einfach«, grinste Sdhütz wie unter Schmerzen.
    »Bist du zufrieden? Alles beantwortet?« fragte der Fuchs, der sich, was Sdhütz Arroyo eben erst bewußt wurde, überhaupt nicht vorgestellt hatte.
    War alles beantwortet? Ja, doch, er mußte es zugeben, er nickte bedächtig. Mit typischen Ryuneke-Antworten: Wahr, aber nutzlos.
    »Fein. Hör zu«, sagte der Fuchs, und der, den er anredete, erkannte im selben Moment, daß das Tier tatsächlich nicht aus Fleisch und Blut und Haaren, sondern aus Eis war, nur von Lichtreflexen und geschickt gefalteten Brechungsindizes so gefärbt, daß man seine Oberfläche für grellorange Röte hielt, »und wenn du dir's gemerkt hast, nimm bitte das Hölzchen im Papierschirm in deinem Drink und ... piek mich hinters rechte Ohr. Ich möchte wirklich nicht länger existieren als unbedingt nötig.«
    »Äh.«
    »Diese Welt zieht mich runter. Ich habe von meinem Vater den Hang zum Nichtsein geerbt.«
    »Dein Vater, der ... was will er denn jetzt von mir?«
    »Was er will? Er will seine Investitionen anfassen können. Gerade fängt eine an, sich zu rentieren.«
    »Welche denn?«
    »Das Neue Heldentum im Pherotainment, du wirst davon gehört haben.«Ah, dachte Sdhütz, das städteübergreifende Pherinfontheater für die Faulen und Stumpfen. Er kannte den Dreh, aus dem die Mode »Neues Heldentum« entstanden war: Irgendwelche Gente zogen über Land, halfen den Hilflosen, nahmen ihre Taten in Pherinfonregistern auf und strahlten sie in alle Welt ab. Tue Gutes so spektakulär, daß man es riechen kann.

    »Er hat da eine sichere Bank in drei Idolen. Die werden bald höher angesehen sein, bei der Jugend in den zivilisierten Zonen, als alle vor ihnen, berühmter als selbst der Löwe. Ich sage dir, noch bevor der Krieg kommt, kennt jeder ihren Namen. Ein Pferd, ein weißer Tiger und ein Frettchen ...«
    »Nein, nein, nein«, schüttelte der Affe den Kopf, »laß es. Erzähl mir das nicht. Der Krieg ... so was ... das ... ich meine, was will er jetzt von mir, im besonderen?«
    »Ah, der springende Punkt, die Gesamtperson des Affen Sdhütz«, nickte der Eisfuchs. »Er will dich als Sicherheit. Als wachsame Redundanz. Du sollst einen begleiten, der offiziell keinen Begleiter haben darf, einen, von dessen Treiben die drei Helden

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