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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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ins Landesinnere ermöglichen, werden dagegen nach allem, was wir gesehen haben, stets geduldet.«
    »Weil die Flüchtlingsströme unsere Ökotektur durcheinanderbringen«, stellte der Löwe nüchtern fest, »und uns damit zermürben. Landers platzt aus den Nähten. Auch Borbruck kann keine Gente mehr aufnehmen.«
    »Aufnehmen«, sagte Izquierda und kreuzte lustig die Ohren überm Kopf, wobei sie die Stirn in Falten legte, »das ist das Stichwort – sie haben, wenn unsere Wärmetasteraufnahmen denn korrekt anzeigen, was vor sich geht, jetzt genug Biomasse absorbiert: Sie töten nur noch, nehmen nicht mehr auf, bauen nicht mehr um. Große stinkende Haufen bleiben übrig; die Vergewaltigungsphase ist vorbei – auch in Nordamerika übrigens.«
    Der Löwe ging kalt darüber hinweg: »Die politische Lage bei uns – Georgescu?«
    Die Dachsin zeigte ihr schiefstes Grienen, dann sagte sie: »Ich hätte ein Walhai werden sollen, ganz und gar, nicht nur partiell, nicht als Setzling, sondern, na – ich hätte davonfliegen sollen. Mit einem Wort: Um uns herrscht das Chaos. Die Polyarchen sind noch die Loyalsten, ich hätte nie gedacht, daß ich so etwas Perverses mal äußern würde. Die Isottatempelleute warten aufs Wetzelchen ex machina oder was immer, sind in Klausur. Alles, was sonst überhaupt ein Programm hat, eine Plattform, einen politischen Willen, schwächt im Augenblick unsere Wehrbereitschaft. Die größte Fraktion, Sie werden's nicht gern hören«, das Kopfnicken in Richtung König war ganz lustlos, »sind die neuen Lasaristen. Sie agitieren für den Exodus. An zweiter Stelle schon die Ivanov-Leute ...«
    »Der abtrünnige Dachs«, knurrte Cyrus Golden.
    Georgescu ließ ein verächtliches Atementweichen hören: »Phh ... ja, seine Bande. Er war immer ein Arschloch, was soll's? Jedenfalls macht er den Gente seinen Wahnsinn schmackhaft: Übergabe auf Gnade und Ungnade, oder, bei den Gemäßigten: Wir sollen wenigstens Boten schicken, Parlamentäre, um die Chancen für einen Verhandlungsfrieden zu ventilieren, oder ...«
    Es war nicht der Löwe, der die Abwehrchefin unterbrach, obwohl er solche Reden haßte.
    Es war ein Aufschrei der Fledermaus; der letzte, den man von ihr zu hören bekam.

    Wo sie saß, schlug etwas, das wie schlechtgewordenes Licht aussah, einen verwischten Bogen in die Luft, der selbst denjenigen einen stechenden Kopfschmerz verursachte, die ihn nur aus den Augenwinkeln sahen.
    Dann war Izquierda weg; vom Kabinettstisch fortgestohlen, der mitten im bestbewachten Gebäude der sichersten Stadt im Tierreich stand.

    Die Keramikaner hatten gezeigt, woher sie kamen: aus dem Nichts, und wie sie sich Geltung verschafften: unaufhaltsam, unbegreiflich, augenblicklich.
    Der König war der erste im Raum, der sich wieder in der Gewalt hatte.
    Die Frage, die er stellte, klang recht ruhig: »Wo steckt eigentlich Philomena?«
3. Nicht zu retten
    »Steh auf! Steh auf! Steh auf, du Vollidiot! Steh auf!«
    Anubis wußte gleich, daß das Menschen waren, die da schrien. So rauhhalsig, kaum artikuliert, am Rand des naturhaft hirnlosen Gurgelns, machten weder Gente noch sprachlose Tiere auf sich aufmerksam.
    Der Marder duckte sich dicht auf den Boden; die Lärmenden hatten ihn bei Peinlichem gestört, beim Nestbau.
    Er hatte sich von den Freunden entfernt, nachdem beschlossen worden war, daß man im Außenbezirk eines ausgedehnten Waldes ein paar Tage rasten wollte, etwas jagen, die Verbindungen zu den drei Städten ruhen lassen und das weitere Vorgehen besprechen. Querab von der Front, die das Vorandrängen der Keramikaner schuf, hatte die Helden ihre Bahn geführt, so daß sie täglich mehr Abstand zwischen sich und das Wüten der Unverständlichen brachten, ohne doch direkt orthogonal zur vordersten Reihe der Horde vor dieser davonzulaufen. »Wir wollen sie«, hatte Hecate erklärt, »so lange wie möglich im Auge behalten, in Hörweite ihrer größeren Feuerstöße und Freßorgien, damit wir Aufzeichnungen machen können. Vielleicht kann's Georgescu nützen.«
    Nun war vor zwei Nächten, wenn die Berichte der ausgestreuten Krabbelsonden aus der Mähne des Pferdes akkurat waren, die Front etwas ins Stocken geraten, wenn auch nicht zum Stehen gekommen.
    »Also«, hatte der weiße Tiger gefolgert, »können wir uns ja wohl eine Pause erlauben.«
    Anubis war, ebenso wie die Tinkerstute, damit einverstanden gewesen. Hier, im Gebüsch, hatte er seine anhaltende Nervosität mit einem kleinen kontrollierten Rückfall in

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