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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Markierungen an den Wölfen. Da, die Körper, siehst du das? Das haben wir schon früher gesehen.« Anubis schaute genauer hin, ließ seine Linsen den Bildausschnitt vergrößern: Sowohl bei der Armen, die sie traten und mit dem Lederbeutelstock verprügelten, wie bei den andern, die's schon hinter sich hatten, waren Brand- und Kerbverletzungen im Fell zu erkennen, wie sie inzwischen alle Gente, die sich überhaupt für die Vorgänge in der Welt interessierten, kannten und fürchten gelernt hatten – Anubis, Huan-Ti und Hecate waren vor ein paar Monaten die ersten gewesen, die solche Verletzungen erblickt hatten.
    »Keramikanernesseln«, stellte Anubis fest.
    »Die Monster müssen sie zurückgelassen und sich dann im Pulk seitwärts von ihnen wegbewegt haben, oder die Wölfe sind ihnen entkommen, halb tot, nur um auf Menschen zu treffen, die ...«
    »...statt ihnen Asyl zu bieten ...«, setzte das Frettchen den Satz fort.
    »Genug gequatscht«, zischte der weiße Tiger und sprang mit einem Riesensatz laut brüllend aus der Deckung.
    Die Menschen hatten Gewehre; sie nützten ihnen nichts.
    Zu langsam griffen sie danach, zu umständlich bedienten sie die Waffen. Hecates Hufe zerschlugen die Schädel der Jungen. Huan-Ti war nicht ganz so gnädig; er brachte den Schreienden, Durcheinanderlaufenden und sich mit allen untauglichen Mitteln ihrer Haut Wehrenden zunächst Verletzungen bei, die sie kampfunfähig machten, um dann der Reihe nach die so Gefällten mit Bissen zu töten. Anubis rettete dem Pferd das Leben, indem er dem Anführer – es war der Mann mit dem Knüttelstock – ins Gesicht sprang, als der eine lange Schußwaffe auf die Stute anlegte, um sie in die Stirn zu schießen.
    Nach zwanzig Minuten war der ungleiche Kampf vorüber. Elf Menschen lagen tot oder im Sterben.

    Die Wölfin, die Britt hieß, wie sie ihren Befreiern mit schwacher Stimme sagte, war nicht zu retten.
    Zu stark angegriffen von keramikanischer Verwundung, Nahrungsmangel, Schlägen, den Parasiten der Menschen und den Giften der Kinder Katahomenleandraleals, lag sie auf dem Wagen, den Huan-Ti beschlagnahmt hatte und den Hecate zog, der nächsten Siedlung entgegen, die viel zu weit weg war: eine Woche Marsch, und kein schnelles technisches Verkehrsmittel in Sicht.

    »Du schaffst das schon«, redete Anubis, davon in Wahrheit wenig überzeugt, auf der Tragplattform der Wölfin zu, die sich an ihn schmiegte, wie Welpen ihrer Gattung sich an ihre Eltern schmiegen.
    »Nein ... ich ... schaff ... das nicht ...«, erwiderte Britt lächelnd, mit einem Blick, der bat: Laß gut sein.
    Als man eine hochkonnektive Hecke erreichte und also die Pherinfonverbindung zur Gentewelt wieder stand, von Anubis eilends freigeschaltet, mit erstklassigen Protokollen auf schnellstmöglichen Durchlauf hin codiert, fragte Hecate bei medizinischen Datenbanken an, ob es nichts gab, was man für die Wölfin tun konnte.
    Die Antwort war sehr ungünstig.

    Am Ende bat die Wölfin, man möge ihr das Geruckel ersparen und ihr erlauben, sich unter einen Baum zu legen, damit sie die letzten Atemzüge in Ruhe und Würde tun konnte.
    Da umstanden sie die drei Helden und hörten, wie sie sagte: »Kommt mir ... nur nicht zu nah. Ich weiß nicht ... und ihr wißt nicht ... ob die Perrhobakter und ... Femtowaffen ... der Keramikaner, die meine Verbindung ... zu den Pherinfonen zerstört haben ... nicht auch auf euch über ...springen können.«
    Hecate riet richtig, daß Britt damit von ihrem unerfüllbaren Verlangen redete, mit bestimmten abwesenden Gente zu sprechen, und fragte mit leiser Stimme: »Möchtest du ... daß wir jemandem etwas ... ausrichten?«
    Die Wölfin hustete, spuckte Blut und Schleim, ihre Augen waren currygelb. Dann sagte sie: »Steht ... die Verbindung? Zeigt ihr es, filmt ... ihr mich?«
    »Wir senden nicht. Nicht jetzt«, sagte Hecate. »Aber was wir sehen und hören, wird aufgezeichnet, und später ... wird Anubis, der ... unsere Pherinfonpräsenz in den drei Städten ediert, das Material sichten, vorbearbeiten und weiterleiten.«
    »Ich hatte ... ich habe einen Bruder«, sagte Britt.

    »Er hat ... er fand den Weg nicht richtig, den wir wählten. Die Wölfe.« Die drei Helden wußten, wovon sie sprach: Die meisten Wölfe hatten nach dem Abschluß der Befreiung, ähnlich wie einige Affengruppen, beim Löwen darum gebeten, sich zwar an der Ökotektur, nicht aber an den großen Siedlungsprojekten der Gente zu Lande und im Meer zu beteiligen. Sie wollten,

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