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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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Verspätung. Ich bebte innerlich, und ganz sicher nicht vor Kälte.
      Mrs. Hartle führte mich durch ein unübersichtliches Labyrinth aus Korridoren, an deren vertäfelten Wänden düstere Gemälde hingen. Schließlich erreichten wir den Speisesaal, einen frostig wirkenden Raum mit einer kuppelförmigen Decke, in dem lange Reihen von Tischen mit Holzbänken standen. Auf einer etwas erhöhten Plattform befand sich ein Tisch, an dem das Lehrpersonal saß – fast alle waren Frauen, und die meisten von ihnen trugen eine Tracht, die sie als Lehrende kennzeichnete. Das Ganze wirkte so bedrückend, dass ich mich hundert Jahre zurück in die Vergangenheit versetzt fühlte.
      Kaum war Mrs. Hartle eingetreten, erstarb das Gemurmel im Saal. Die privilegierten Mädchen im Alter von elf bis achtzehn Jahren richteten ihre Aufmerksamkeit auf die Oberste Mistress. Sie alle trugen die gleiche Schultracht in Dunkelgrau und Kastanienbraun – dessen widerlicher Rotton an Blut erinnerte –, und sie alle sahen gleich aus mit ihren glänzenden Haaren und dem reinen Teint.
      »Danke, Mädchen«, sagte Mrs. Hartle. »Setzt euch bitte. Bevor ihr euch allerdings wieder dem Essen zuwendet, möchte ich euch eine neue Schülerin vorstellen. Dies hier ist Evie Johnson, die als Stipendiatin zu uns gekommen ist.«
      Sie hätte auch ein Plakat hochhalten können, auf dem stand: SIE BEZAHLT NICHT DAFÜR, DASS SIE HIER IST; SIE IST NICHT WIRKLICH EINE VON UNS. Ich musterte die vielen gepflegten Mädchen, während mir das Wasser aus den Haaren auf den Boden tropfte.
      »Hi.«
      Meine Stimme klang so dünn wie ein verlorenes Echo. Die Schülerinnen starrten mich schweigend an, alle zweihundert, während sie mich beurteilten und abschätzten und zurückwiesen. Ein schwaches Kichern wogte durch ihre ordentlichen Reihen.
      »Ich bin sicher, ihr werdet alles tun, damit Miss Johnson einen angenehmen Start hat«, sagte die Oberste Mistress mit ruhiger Stimme. »Gute Nacht, meine Damen.«
      Sie marschierte aus dem Saal. Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, erhob sich ein Mädchen mit braunen Locken und sagte: »Hier ist noch ein Platz frei.« Ich schritt also die langen Reihen der mich anstarrenden Mädchen entlang und ließ mich dankbar auf den Platz ihr gegenüber sinken. Kaum hatte ich mich hingesetzt, begann Getuschel überall um mich herum.
      »Ruhe bitte!«, schimpfte jemand mit barscher Stimme. Mein Blick wanderte zum Lehrertisch, wo eine dünne Frau mit verkniffener Miene und straff zurückgekämmten Haaren saß. Mit heftigem Klatschen versuchte sie, wieder für Ruhe im Speisesaal zu sorgen. »Wir sind hier nicht bei den Hooligans. Esst bitte leise weiter.«
      Der Lärm verebbte, und die Unterhaltungen wurden nur noch im Flüsterton geführt. Ich nahm mir etwas aus einer der auf dem Tisch stehenden Schüsseln, obwohl ich eigentlich viel zu müde war, um noch etwas essen zu können. Das M?dchen mit den Locken, das mich an ihren Tisch gerufen hatte, schenkte mir ein aufmunterndes L?cheln. Ich erwiderte das L?cheln und versuchte, etwas von dem Essen in meinen Magen zu bef?rdern.
      »Hi, Evie«, sagte sie über den Tisch hinweg. »Ich bin Sarah. Sarah Fitzalan.«
      »Hi, Evie. Ich bin Sarah«, äffte ein Mädchen sie nach, das in der Nähe saß. Sie war der Typ Eisprinzessin, mit perfekten Gesichtszügen und glatten, blonden Haaren. Eine Aura von unschätzbarem Reichtum umgab sie. »Kümmerst du dich wieder mal um irgendeine heimatlose Kreatur, die du in deine Sammlung aufnehmen kannst, Sarah-Darling?«
      »Oh, halt den Mund, Celeste«, erwiderte Sarah.
      Das Mädchen – Celeste – sah mich an und fragte dann zuckersüß: »Gehst du immer so dreckig zur Schule?« Zwei ziemlich adrett aussehende Mädchen, die Celeste gegenübersaßen, kicherten, als hätte sie etwas besonders Witziges von sich gegeben.
      »Ich bin auf dem Weg vom Bahnhof hierher nass geworden«, sagte ich ruhig.
      »Oh, mein Gott.« Celeste schnappte in gespieltem Entsetzen nach Luft. »Du bist tatsächlich mit dem Zug gekommen? «
      »Es gibt Leute, die benutzen die öffentlichen Verkehrsmittel, Celeste«, sagte Sarah. »Nicht alle lassen sich in Benzin fressenden Autos von Chauffeuren herumkutschieren. «
      Celeste sah Sarah an und fragte unschuldig: »Wirklich? Wie schrecklich. Erinnere mich daran, dass ich es nie ausprobiere. «
      Eine Glocke läutete schrill, und ich zuckte zusammen. Die Mädchen aßen rasch fertig und standen

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