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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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offen stand. Ein molliges, rotwangiges kleines Mädchen kam herausgewatschelt und setzte sich auf die Stufe. Sie hielt einen Apfel in der Hand, und die Sonne glitzerte auf ihren bronzefarbenen Locken. Die schleppende, angenehme Stimme einer Frau erklang aus dem Innern des Hauses. »Effie? Effie, sei brav da draußen, mein Mäuschen.«
      Effie … Effie … Evie.
      » Evie! « Ein hoher, dünner, klagender Laut wurde vom Wind zu uns herangetragen. Ich riss abrupt die Augen auf. Irgendetwas war geschehen.
      »Eviiiie … Saraaaah … Eee-viiiee!«
      »Da ruft jemand nach uns«, sagte Sarah. »Komm mit!«
      Wir liefen zu Bonny und Starlight, kletterten in die Sättel und preschten in die Richtung, aus der die Schreie kamen. Schon bald sahen wir zwei Pferde allein herumwandern und zwei Mädchen im Farnkraut. Eine von ihnen lag ziemlich unnatürlich auf dem Boden, ein Bein war verrenkt unter ihrem Körper. Es war Celeste. Sophie kauerte mit schreckensbleicher Miene neben ihr.
      »Gott sei Dank«, stöhnte sie. »Ich dachte schon, ihr würdet mich nie hören.«
      »Was ist denn los? Was ist passiert?«
      »Ein Kaninchen ist vor uns aufgetaucht und hat Celestes Pferd erschreckt. Sie ist runtergefallen. Seitdem ist sie bewusstlos. Ich wollte sie nicht allein lassen, um Hilfe zu holen. Wir haben gesehen, dass ihr zu dem alten Haus geritten seid, deshalb wusste ich, dass ihr nicht weit weg sein konntet. Ich hatte solche Angst, dass Celeste vielleicht … ebenso wie Laura …« Sie begann laut zu schluchzen.
      Sarah versuchte, sie zu beruhigen. »Hör zu, Sophie, sie wird ganz sicher nicht sterben, aber sie hat sich verletzt. Ich reite nach Wyldcliffe zurück und hole den Doktor. Evie wird hier bei dir bleiben. Ich brauche nicht lange. Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut werden.«
      Und dann war Sarah weg. Es begann zu regnen. Sophie hörte auf zu weinen und fing an zu zittern. Ich legte unbeholfen einen Arm um sie.
      »D-Danke.«
      Wir saßen in unbehaglichem Schweigen da. Celeste stöhnte leise, während sie hin und wieder halbwegs zu Bewusstsein kam. Irgendwo hoch über uns sang ein Vogel; er schien sich aus dem Regen nichts zu machen, und auch wir st?rten ihn nicht. Ich suchte nach irgendetwas, wor?ber ich reden konnte. ?Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut werden.? Wie nichtssagend.
      Sophie warf mir einen Seitenblick zu. Eine lange Pause folgte, dann sagte sie: »Celeste ist nicht gerade nett zu dir gewesen, was? Niemand von uns war das.«
      »Das ist nicht wichtig.«
      Sophie schniefte und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab.
      »Es ist nur … sie hat Laura wirklich geliebt. Es ist vielleicht schwer zu glauben, dass Celeste richtige Gefühle zeigen kann, aber sie waren wie Schwestern.«
      »Oh.«
      Sie hob den Blick und sah mich an. »Ich denke, Liebe ist das Allerwichtigste auf der Welt. Findest du nicht auch?«
      »Hmmm.«
      »Ich habe zu Hause einen jungen Hund. Er liebt mich. Ich vermisse ihn.«
      Sie kauerte sich im Regen zusammen und schwieg wieder. Ich hatte sie als oberflächlich und versnobt abgetan, aber jetzt sah ich, dass sie einfach nur einsam war: von kühlen Eltern in ein Internat gesteckt, klammerte sie sich an Celeste, um so etwas Freundschaft zu erhalten, während sie ihren Hund so vermisste wie ein Kind seinen Teddybär. Aber ihre fast schon abgedroschenen Worte hatten mir die Augen geöffnet, als wären sie eine grundlegende Offenbarung gewesen.
      Liebe ist das Allerwichtigste auf der Welt.
      In diesem Moment begriff ich, dass es nicht sinnvoll war, in der Vergangenheit herumzugraben. Ich hatte mich ablenken lassen, hatte mich meinen Vorstellungen hingegeben und angefangen, nach Dingen zu suchen, die kaum existieren konnten. Und dabei hatte ich dem, was wirklich, was real war, den R?cken gekehrt. Lady Agnes, das Portrait, die Leute auf dem alten Bauernhof ? nichts davon war wichtig, verglichen mit den Gef?hlen, die ich f?r Sebastian empfand.
      Während ich also mitten in den Moors im nassen Heidekraut auf einem Hügel saß, gestand ich mir schließlich ein, dass ich ihn liebte. Und ich konnte mich jetzt nicht einfach von ihm abwenden, was immer ich Sarah auch versprochen hatte. Liebe war das Allerwichtigste auf der Welt. Ich konnte nicht zulassen, dass ein dummer Streit oder irgendwelche neurotischen Visionen sie zerstörten.
      Halte dich von ihm fern , hatte das Mädchen in Weiß gesagt. Aber ich wusste, dass ich das nicht konnte. Ich

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