Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
Vom Netzwerk:
tief durch und versuchte, mich dem gleichm??igen Trab des kleinen, starken Ponys zu ?berlassen. Ich durfte nicht herunterfallen. Ich durfte nicht wie Agnes enden ?
      »Hier biegen wir ab«, sagte Sarah. »Da ist ein Pfad, der nach Uppercliffe führt. Es liegt ziemlich weit oben in den Moors . Offensichtlich gab es dort einmal einen Weiler, der gerade mal aus dem Hof und ein paar Häuschen bestanden hat. Die Leute sind allerdings vor Jahren weggezogen. Vielleicht hat das Land einfach nicht genug Geld abgeworfen. «
      Ein Vogel schrie traurig – ich wusste nicht, was es für einer war –, und der Wind seufzte über den kahlen Hügeln. Wer damals, vor langer Zeit, hier gewohnt hatte, hatte sicherlich ein hartes, einsames Leben geführt. Kein Wunder, dass die Leute irgendwann aufgegeben hatten und weggezogen waren. Wir ritten vor uns hin, und im Rauschen des Windes schienen die Stimmen der Vergangenheit mitzuschwingen.
      »Ich habe noch etwas mehr über Agnes herausgefunden«, sagte Sarah, während sie neben mir herritt. »Gestern Abend bin ich nach dem Essen noch einmal in die Bibliothek gegangen, um mir ein Französisch-Buch auszuleihen, und dabei bin ich Miss Scratton begegnet. Ich dachte, sie wüsste etwas, schließlich ist sie Geschichtslehrerin. Ich habe ihr gesagt, dass wir uns für die lokale Geschichte interessieren und uns dieses Buch über die Schule angesehen hätten.«
      »Und was hat sie dazu gemeint?«
      »Sie hat gesagt, dass Reverend Flowerdew nicht unbedingt ein zuverlässiger Historiker gewesen ist und dass es nicht ganz klar ist, ob Agnes wirklich bei einem Reitunfall ums Leben kam. So lautete die offizielle Erklärung, die Leute wie Flowerdew weitergetragen haben und die auch von der Familie verbreitet wurde. Agnes lag tot auf dem Boden, als sie gefunden wurde, und man geht davon aus, dass sie von ihrem Pferd abgeworfen wurde. Aber unter der Dienerschaft gab es Getuschel, dass sie von irgendeinem Eindringling in Wyldcliffe getötet worden sei.«
      »Du meinst … sie ist ermordet worden? Das ist ja schrecklich.«
      »Es ist nur eine Möglichkeit, wie Miss Scratton sagte.«
      »Was hat sie sonst noch gesagt?«, fragte ich, während wir langsam nebeneinander dahinritten.
      »Sie hat gesagt, dass die Erzählungen der Dienerschaft von einem Überfall als Gerüchte abgetan worden seien. Der offizielle Untersuchungsbeamte hat jedenfalls die Geschichte vom Reitunfall unterstützt.«
      »Aber wieso sollte es überhaupt zwei gegensätzliche Versionen über ihren Tod geben?«
      »Das weiß ich nicht. Vielleicht haben die Bediensteten die Situation ja auch nur falsch verstanden. Miss Scratton zufolge ist Agnes bei den gewöhnlichen Leuten sehr beliebt gewesen. Ihre alte Zofe soll sogar einen Anfall bekommen haben, als sie von Agnes’ Tod erfahren hat. Ich vermute, ein paar junge Mädchen, die bei der Nachricht hysterisch wurden, haben gereicht, damit sich das Gerücht in einem kleinen Ort wie Wyldcliffe schnell verbreitete. Vielleicht sind die Beamten und ihre Eltern erst später in Erscheinung getreten, um die Wahrheit zu verk?nden, n?mlich dass es ein Unfall war.?
      Das hoffte ich. Die Vorstellung, dass jemand absichtlich ein schlankes Mädchen mit leuchtenden Augen und glänzenden Haaren töten würde, war zu schrecklich. Aber solche Dinge passierten, waren immer passiert. Seltsame Dinge gehen in Wyldcliffe vor … dieser verfluchte Ort.
      Nein, es konnte nicht wahr sein. Es war unmöglich.
      »Glaubst du wirklich an Geister, Sarah?«, fragte ich plötzlich.
      »Ja«, antwortete sie. »Ja, das tue ich. Ich kann nicht glauben, dass die Energie eines Menschen so einfach zerstört werden kann. Zu nichts wird. Ich denke, ein Teil von uns lebt nach dem Tod weiter, egal, ob man diesen Teil als Geist oder Seele oder was auch immer bezeichnet. Also, wenn unser Geist nach dem Tod weiterlebt, wieso sollte es dann nicht auch möglich sein, dass einige Geister verloren gehen oder zwischen den Welten stecken bleiben? So wie ein Penny, der in eine Ritze gefallen ist?«
      »Du glaubst, so etwas ist mit Agnes passiert?«
      Sarah zuckte mit den Schultern. »Heißt es nicht, dass jemand, der eine sehr traumatische Erfahrung machen muss – wie zum Beispiel ermordet zu werden –, eine Art von Energie, von Elektrizität zurücklässt? Eine Art Schatten oder Fußabdruck? Und Leute, die empfindungsfähig sind, könnten ihn wahrnehmen.«
      »Du meinst, wie ein Radiosignal, nur dass man die

Weitere Kostenlose Bücher