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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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Blitzschlag. Ich keuche und schlucke ein bisschen Wasser. Dann zieht mich etwas unter die Wasseroberfläche. Panik ergreift mich, und ich vergesse, wie man schwimmt. Ich bin nicht mehr ich selbst, ich bin Laura, die im trüben Wasser des Sees entsetzt zu ersticken beginnt.
      Etwas – jemand – hält mich fest, zieht mich nach unten. Ich tauche tief unter die Wasseroberfläche dieses Sees. Ein Kreis aus weißen Gesichtern umgibt mich, die von dunklen Kapuzen umhüllt sind: erschreckende, missgestaltete Frauen, die nach mir greifen. Sie schreien, rufen einen Namen, der in meinem Kopf widerhallt: »Sebastian! Sebastian!? Dann schreit eine andere Stimme: ?Evie, Evie ??
      Es ist meine Mutter. Ich habe diese Stimme nie zuvor gehört, aber ich weiß instinktiv, dass sie es ist. Mit letzter Kraft trete ich um mich und erreiche die Wasseroberfläche, kämpfe darum freizukommen.
      »Evie! Evie!« Diesmal ruft Sebastian mich. Ich liege in seinen Armen im weichen Gras am See, würge und zitterte. Ich schiebe ihn von mir weg und schlage mit meinen Fäusten auf ihn ein.
      »Nicht«, beschwichtigt er mich. »Hör auf, Evie. Du bist jetzt in Sicherheit.«
      »Geh weg von mir; fass mich nicht an!«
      »Was redest du da? Evie, ich bin es, Sebastian.«
      Ich breche in trockenes, abgehacktes Schluchzen aus.
      »Ich … habe sie gesehen. Ich … habe diese Frauen gesehen. «
      »Was? Wen hast du gesehen?«
      Ich schaue ihm direkt in die Engelsaugen. War es dies, wovor mich das rothaarige Mädchen versucht hatte zu warnen?
      »Diese Frauen. Sie haben versucht, mich zu töten. Und sie haben deinen Namen gerufen.«
      Er sieht mich verblüfft an, sogar verängstigt. Dann wird sein Gesicht hart.
      »Da war niemand, Evie. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand dir irgendetwas tut. Das musst du mir glauben.«
      »Aber sie waren da, unter Wasser!«
      »Du hast einen Krampf gehabt und bist in Panik geraten. «
      »Nein, das war es nicht allein«, sage ich störrisch. »Ich sehe andere Dinge, Leute, die ich nicht kenne, ich höre Stimmen, bilde mir alle möglichen Sachen ein. Ich dachte, ich könnte es ignorieren, aber ich glaube, ich werde verrückt.«
      »Du wirst nicht verrückt, Evie; du bist gut und wahrhaftig und wunderschön, und ich werde nicht zulassen, dass dieser Ort dir etwas tut. Ich werde auf dich aufpassen, das schwöre ich.« Er zieht mich dicht zu sich heran, als wollte er mich nie wieder loslassen, und sagt: »Ich liebe dich.«
      In diesem Moment verklingt alles andere. Ich bin still, stiller als je zuvor in meinem ganzen Leben. Die Welt ist kein erschreckender Ort mehr. Ich bin nicht allein. Sebastian liebt mich, das ist wichtiger als alles andere. Er fängt an, mir über das Gesicht und die Haare zu streichen. »Bleib bei mir, Evie. Ich möchte, dass du bei mir bleibst. Für immer.«
      Er hebt mich leicht und mühelos hoch und trägt mich vom See weg. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und atme den Geruch seiner feuchten Haut ein. Am liebsten würde ich den Hügeln zurufen, den Bäumen und den Sternen: Ich liebe, ich liebe, ich liebe ihn, wie den endlosen Gesang des Meeres.
      Dies ist der Moment.
      Sebastian schreitet unter den verfallenen Bögen der Kapelle hindurch und setzt mich zwischen den tiefen, stummen Schatten auf dem Boden ab. Durch das offene Gewölbe über mir sehe ich die Sterne, die Sebastians Kopf mit kaltem, weißen Feuer krönen, als er sich über mich beugt und mich endlich küsst.
      Es ist Freude, reine Freude. Wir küssen uns wieder und wieder, dann öffnen wir unsere Augen und starren uns voller Erstaunen über das Wunder an, das wir im jeweils anderen finden. Und die Sterne funkeln einer nach dem anderen und verlöschen schließlich, und die Vögel beginnen zu singen.
     

 Vierunddreißig
 
 
      
      A m nächsten Tag schwebte ich regelrecht zum Frühstück hinunter. Am liebsten wäre ich gerannt und nicht gegangen, geflogen und nicht gerannt. Jegliche Zweifel, alle Furcht waren verschwunden. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen.
      »Hier, der ist für dich.« Sophie stand beim Tisch und half dabei, die tägliche Post zu verteilen. Seit Celestes Unfall war sie entschieden freundlicher zu mir.
      »Danke, Sophie.« In der Hoffnung, dass der Brief von Sebastian war, nahm ich ihn hastig an mich, aber der Umschlag, den sie mir reichte, war an eine Miss Evelyn Johnson adressiert, und ich kannte die Handschrift nicht.

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