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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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tatsächliche Person aufnimmt statt der Musik?« Ich meinte das halb als Witz, aber Sarah lachte nicht.
      »Ja, ich schätze ja. Abgesehen davon«, fügte sie hinzu, »bin ich meinen Roma-Vorfahren immer noch irgendwie treu. Die Roma glauben, dass das Leben f?r die Toten weitergeht und dass die Toten zur?ckkehren k?nnen, um die Lebenden heimzusuchen.?
      »Die Toten können zurückkehren«, wiederholte ich. Mein Herz begann zu rasen, und ich wechselte das Thema. »Sehen wir zu, dass wir weiterkommen, sonst ist es dunkel, bevor wir Uppercliffe erreichen.«
      »Schön. Bist du bereit?«
      Wir kamen zu einem breiten Pfad, der durch die Heide führte, und Sarah galoppierte langsam davon. Ich versuchte, es ihr gleichzutun. Bonny stellte gehorsam die Ohren auf und schickte sich an, Starlight zu folgen. Zuerst dachte ich, ich würde herunterfallen; dann passte ich mich ihrem Rhythmus an und klammerte mich eisern an ihr fest, während wir durch die Heidelandschaft preschten.
      Sarah hatte mir alles gesagt, was sie herausgefunden hatte. Ich dagegen war ihr gegenüber nicht so ehrlich gewesen. Ich hatte auch einige Nachforschungen angestellt, aber ich hatte die Ergebnisse für mich behalten.
      Ohne es ihr zu sagen, hatte ich mich in das kleine Telefonzimmer der Schule geschlichen und im Verzeichnis nach dem Namen James gesucht. Es hatte zwei Einträge gegeben, und ich hatte beide angerufen. Nein, es gab dort keinen Sebastian James. Nein, sie kannten auch niemanden mit diesem Namen in der Umgebung von Wyldcliffe. Nein – jetzt kam Ungeduld auf –, sie konnten sich auch nicht vorstellen, wie ich ihn finden könnte. Aber dass ich seine Nummer nicht fand, bedeutete gar nichts, sagte ich mir. Seine Familie war wahrscheinlich einfach nicht eingetragen, das war alles. Ich stellte mir vor, dass sie in einem großen Haus mit einer hohen Mauer lebten, die alle anderen fernhielt. So, wie Sebastian versucht hatte, mich von seinem ?brigen Leben fernzuhalten.
      Sarah zügelte Starlight so weit, dass er im Schritttempo weiterging. »Da ist es«, sagte sie. »Uppercliffe Farm.«
      In einer Senke inmitten der Moors lagen die eingestürzten Überreste eines Bauernhofes, der nicht mehr als ein kleines Häuschen gewesen war. Unkraut wuchs in den breiten Mauerspalten.
      »Was glaubst du, was ist da passiert?«, fragte ich.
      »Ich vermute, dass die Leute aus der Umgebung hergekommen sind, nachdem die Familie weggegangen ist. Sie haben sich Steine geholt, um damit ihre eigenen Häuser zu reparieren. Es sieht traurig aus, nicht wahr?«
      »Ich gehe rein.«
      »Sei vorsichtig, das Dach wirkt nicht sehr stabil. Ich habe ein ungutes Gefühl. Ich finde, wir sollten uns wieder auf den Rückweg machen.« Sie sah sich besorgt um.
      »Komm schon, Sarah«, bat ich. »Jetzt sind wir schon so weit gekommen … wir können jetzt noch nicht umkehren. «
      Wir stiegen ab und ließen die Ponys grasen, während wir zu dem verlassenen Haus gingen. Die Tür war aus den Angeln gefallen, die Treppe verrottet. Die Hinterlassenschaften von Schafen und Kaninchen bedeckten den Boden. Das ganze Gebäude stand kurz vor dem Einsturz.
      Ich war ziemlich enttäuscht. Hier gab es nichts zu entdecken – nichts, das mich mit der Familie hätte verbinden können, die einmal hier gelebt hatte. Es war an der Zeit, umzukehren. Und dann sah ich es.
      »Sieh nur!« Ich deutete auf eine Stelle oberhalb der ehemaligen Tür. »Sieh nur diese Form da oben …«
      Über der Tür befand sich ein Steinblock, in den grob ein Datum geritzt worden war. Aber unter den Buchstaben war ein anderes Zeichen eingemeißelt worden, ein Zeichen, das eine eigenartige Form hatte, die ich, da war ich mir ziemlich sicher, schon einmal irgendwo gesehen hatte.
      »Was ist das?«, fragte ich. »Gewöhnliche Bauern wie diese haben doch kein Familienwappen oder so etwas Ähnliches, oder?«
      »Ich glaube nicht. Ich frage mich selbst, was es zu bedeuten haben könnte.«
      Ich starrte das Gemäuer an und versuchte, mir den Bauernhof so vorzustellen, wie er einmal gewesen sein mochte, mit festen Wänden und aus dem Kamin aufsteigendem Rauch. Wo jetzt Unkraut und Gras wucherten, mussten Zwiebeln und Kartoffeln und ein paar leuchtende Blumen gewesen sein. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich, bis sich ein Bild aus der Dunkelheit hinter meinen Lidern herausschälte. Ich konnte Holzrauch riechen. Wo die gähnende Tür gewesen war, gab es jetzt eine ordentliche blaue, die

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