Die Abtrünnigen von Kregen
lassen. Ja, ich war in Sanurkazz als Jikaidast bekannt.«
Jikaidasten sind ein seltsamer Haufen, seltsam in den Augen normaler Männer, die das Jikaidaspiel mögen und es bei jeder Gelegenheit spielen. Ein Jikaidast dagegen lebt nur für das Spiel. Als Berufsspieler verdient er sein Geld damit. Solche Männer finden sich in allen Schichten der Bevölkerung überall auf Kregen. Die größten Spieler streben sogar nach dem Titel San, der nur großen Gelehrten, Weisen und Zauberern verliehen wird.
Über das Jikaida und die Jikaidasten gibt es viel zu berichten, wie Sie noch hören werden.
Gafard, der Kämpfer des Königs, sagte: »Ich war als ein Jikaidast bekannt, der noch gewinnen konnte, nachdem er seinen Pallan dem Ruf ›Reih die Deldars‹ geopfert hatte.«
Ich widerstand der gefährlichen Versuchung, über das Jikaida zu fachsimpeln. Auf diesem Wege kann so manche Bur aus dem Leben eines Mannes verlorengehen.
»Du warst ein Hyr-San, Gernu. Doch von anderen Dingen weiß ich wenig.«
Seine Freude war offenkundig. Zum erstenmal seit jenen traumatischen Augenblicken, da er das vor dem Lairgodont gerettete Mädchen an sich preßte, sah ich ihn als Mensch.
»Als Zairer gibt es wenig zu berichten. Mein Zuhause war zu klein, das Volk war zu klein, meine Chancen waren zu gering. Wenn ich für Zair kämpfte, lächelten die Männer. Ich wurde von den Grodnim gefangen. Ich tat, was du auch getan hast. Ich glaube, die Entscheidung hat mich härter gemacht, hat einen anderen aus mir gemacht. Ich bin nun ein Kämpfer unter Kämpfern, als Kämpfer des Königs erhalte ich mir das Vertrauen meines Herrschers.«
»Und Meeres-Zhantil«, sagte ich.
Diesen kleinen Stich konnte ich nicht zurückhalten. Er nickte. »Aye. Das bedeutet mir etwas, und das weißt du auch. Der Titel wurde von einem Mann getragen, der ...« Plötzlich warf er mir einen scharfen Blick zu, und ich spürte, daß er sich selbst überrascht hatte.
»Du bist geholt worden, damit du mir zuhörst, Gadak. Ich erzähle dir das alles, weil ich Zuneigung zu dir gefaßt habe. Doch Verrat wird mit einem Messer in den Rücken belohnt, unmittelbar unter den Rippen.«
»Aye. Vielleicht ist ein Verrat auch nicht mehr wert.«
Wieder der kritische Blick. Wenn ich ihn ernst nehmen wollte – immerhin war er ein mächtiger Mann in seiner gewohnten Umgebung –, hätte ich mir sagen müssen, daß ihn mein Benehmen verwirrte. Er schien sich klarzumachen, daß er hier mit einem Mann sprach, der ihm nützlicher werden konnte, als er es sich bisher vorgestellt hatte.
»Das ist so.« Er griff nach einem Dolch, dessen Edelsteine blitzten. Wenn in dieser Geste eine Bedeutung lag, so war sie etwas zu kraß demonstriert. »Ich bin der Kämpfer des Königs. König Genod ist ein wunderbarer Mann, ein Genie im Kampf, allgegenwärtig, mächtig – er hat das Yrium. Ich vergesse das nicht. Aber ...« Wieder unterbrach er sich und warf den Dolch zu Boden. Die scharfe Klinge blieb stecken, und der Juwelengriff vibrierte eben stark genug, um das Zelt mit zuckenden Farben zu erfüllen. »Aber er verlangt Frauen. Er nimmt Frauen, gebraucht sie und wirft sie fort. Es ist seine einzige Schwäche – und für einen Mann wie ihn ist es keine Schwäche.«
»Das verstehe ich. Aber was ist mit Prinzessin Shusheeng?«
»Sie spielt eine wichtige Rolle bei König Genods Kampf gegen die Oberherren Magdags, der zu seiner Thronbesteigung führte. Sie unterstützte ihn und wurde zum Lohn seine offizielle Königin – obwohl, nun ja, man kann das sehen, wie man will. Ich kann dir eins sagen, Gadak ...« Wieder unterbrach er sich, stand auf und marschierte nachdenklich im Zelt herum. »Wahrscheinlich ist es längst überall bekannt. Shusheeng hat ihre eigenen Kräfte. Sie muß Genods Kapriolen dulden ... Daß du mir das nicht weiterträgst, sonst könntest du eines Morgens ohne Kopf aufwachen.«
»Ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Der Schleier, damit kein Mann ihr Gesicht sieht – ja, ich verstehe das.«
»Und wenn du das verstehst, solltest du dafür sorgen, daß du niemandem davon erzählst.«
Ich fand, es war an der Zeit, daß er sich aus seiner verkrampften Erregung löste. Außerdem konnten solche Vertraulichkeiten gefährlich werden.
»Wie du befiehlst, so will ich gehorchen, Gernu!« brüllte ich, um ihn abzulenken.
Er drehte sich um, sah mich strammstehen, nahm sich zusammen und senkte die Hand.
»Ja, ja, du hast ja recht, Gernu. So muß es sein. Die Vorschriften. Denk daran. Ich
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