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Die Abtrünnigen von Kregen

Die Abtrünnigen von Kregen

Titel: Die Abtrünnigen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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geworden ist. Die riesige rote Mähne kennzeichnete Rees als Numim, als Löwenmenschen. Das breite Löwengesicht war ärgerlich verzogen, und seine braunen Augen funkelten im Licht. Und Chido schien wie immer vor Erregung platzen zu wollen, sein kinnloses Gesicht und die hervortretenden Augen ließen unzählige Erinnerungen in mir aufsteigen. Guter alter Chido!
    Wenn sie mich sahen, würde es eine große Szene geben. Wie hatten sie sich das Verschwinden ihres Freundes und Schwertkameraden Hamun erklärt?
    Hinter Rees erblickte ich einen schwarzhaarigen Burschen mit einem harten, eckigen Gesicht. Über dieses Gesicht zog sich eine blutrote Narbe. Das mußte Golitas sein.
    Wenn er mich entdeckte, steckte ich in der Klemme. Daraus mochte sich eine interessante Szene entwickeln.
    Vielleicht, vielleicht hätte ich es riskiert. Denn wenn Golitas plötzlich sein Schwert zog und sich auf mich stürzte, mochten Rees und Chido sich im ersten Schock auf meine Seite schlagen.
    Konnte sein. Doch aus irgendeinem Grunde nahm ich nicht an, daß es so kommen würde.
    Meinen ersten Wiedersehensschock hatte ich überwunden und machte mir klar, daß ich meine Identität als Amak aus dem Palinetal nicht aufs Spiel setzen wollte.
    Ich wandte den Kopf ab. Ja, ich, Gadak, wandte mich ab.
    Auf einem Tisch lag ein Haufen Mäntel und Umhänge und Halstücher von Offizieren und Adjutanten. Ich nahm ein grünes Tuch an mich und bedeckte mir damit das Gesicht. Ich will nicht verheimlichen, daß ich mich in diesem Augenblick selbst verachtete. Doch von meinem Verhalten hing jetzt viel ab; meine Freiheit jetzt bedeutete mir mehr als die Freiheit, die mir oft genommen worden war – sie bedeutete, daß ich dem Auge der Welt den Rücken kehren und zu Delia zurückkehren konnte. Das mußte an erster Stelle stehen.
    Ich glaubte mir auch zusammenreimen zu können, warum Rees und Chido mit dem Voller für König Genod ans Binnenmeer gekommen waren. Zweifellos hatten sie sich ein großes Abenteuer erhofft, nachdem das friedliche Hamal keine interessante Abwechslung mehr bot. Waren Rees' Ländereien des Goldenen Windes beschlagnahmt worden? Wie ging es Saffi, seiner Tochter, dem großartigen Löwenmädchen, das ich vor den Menschenjägern von Faol gerettet hatte?
    Die Bewegung der Menge, mein Zögern, meine Gedankenlosigkeit – dies alles verschwor sich gegen mich und machte mein Vorhaben zunichte.
    Chido gestikulierte heftig, und Rees schritt stolz durch das Zelt, so bewegten sie sich an mir vorbei und traten ins Mondlicht hinaus. Ich nahm mich zusammen. Gleich würde Golitas hinaustreten. Würde sich, wenn er fort war, die Chance bieten, Gafard und den König zu entführen?
    »Ah, Gadak, du hast mir gerade gefehlt!«
    Ich fuhr herum, und meine Hand fiel auf den Griff des Langschwerts.
    Gafard starrte mich an und dann an mir vorbei auf die anderen im Vorraum des Zelts.
    »Ihr alle! Hinaus, macht euch auf die Suche! Der König ist erzürnt. Das Flugboot ist gestohlen worden – von niemand anderem als Pur Dray, dem großen Krozair! Bewegung!«
    Er bemerkte meine Handbewegung.
    »Ja, Gadak. Es ist der Augenblick gekommen, zum Schwert zu greifen – doch erst wenn wir das Flugboot gefunden haben.«
    »Jawohl, Gernu!«
    Wie leicht fiel es mir, als Grodnim zu reagieren, in deren Mitte ich die letzten Monate verbracht hatte.
    Vor dem Zelt drängten sich zahlreiche Männer, Apim und Diff. Bogenschützen standen mit aufgelegten Pfeilen bereit; sie gehörten zur Abschirmung des Königs. Die Nachricht, daß der Lord von Strombor gesehen worden sei, veranlaßte alle, erbebend zu den Waffen zu greifen.
    Seit dem Augenblick, da ich in das Zelt eindrang und Rees' Numim-Brüllen hörte, bis zu Gafards Befehl, die Suche zu beginnen, war nur ganz kurze Zeit vergangen. Alles war etwas überstürzt gekommen. Meinen Plan mußte ich aufgeben. Ich hatte keine Chance, Gafard gefangenzunehmen, geschweige denn den König.
    Wenn ich Gafard die Klinge an die Kehle legte, um zum König vorzudringen, würden mich die Bogenschützen mit ihren Pfeilen spicken, und wenn Gafard dabei umkam, so war das eben der Preis, den Grodno forderte. Das einzige Argument, das in dieser Lage ziehen würde, war das Leben König Genods selbst.
    »Steht hier nicht so herum, ihr Calsanys!« brüllte Gafard, der sicher harte Worte von Genod zu hören bekommen hatte. »Schtump!« brüllte er, ein beleidigendes Wort, mit dem Untergebene zur Eile angetrieben wurden.
    Gafard verzichtete darauf, eine Strafe

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