Die Abtrünnigen von Kregen
anzudrohen für den Fall, daß das Flugboot nicht gefunden wurde; er war klug genug, um realistisch zu sein. Wenn das Flugboot schneller als eine galoppierende Sectrix durch die Luft rasen konnte, mußte es längst fort sein.
Als wir in den Sattel stiegen, unterdrückte ich die Verwünschungen, die mir über die Lippen kommen wollten. Nicht aus Feigheit hatte ich mich im Zelt zurückgehalten, sondern aus Vorsicht; trotzdem hatte ich das Gefühl, meine Krozairbrüder im Stich gelassen zu haben.
Ich verdrängte die beunruhigenden Gedanken über mein Versagen und ritt mit den anderen in die Dunkelheit hinaus – gering waren unsere Chancen, den Voller zu finden, das kann ich bestätigen.
Die Fackeln warfen unruhiges Licht zwischen die Schatten, Männer brüllten, und es herrschte ein ziemliches Durcheinander. Ich ergriff die erstbeste Gelegenheit, mich in der Dunkelheit zu verdrücken, um zum Versteck des Vollers zurückzukehren. Niemand folgte mir.
Die wesentlichen Punkte meines Plans hatte ich nicht verwirklichen können. Ich kehrte ohne den König und ohne Gafard zurück. Der zweite Teil des Vorhabens konnte aber noch klappen. Ich konnte mit dem Voller über das Binnenmeer fliegen und dort den Konvoi mit den Vorräten für die Grodnim-Armee angreifen und versenken.
Nun, damit ließ sich zumindest ein Teil meines Jikai retten.
Mit einem Voller dieser Qualität war diese Situation ohne weiteres zu bewältigen.
Großartige Ideen schossen mir durch den Kopf. Ich spürte einen verrückten Anflug von Macht, geradezu ein Fieber. Mit dem Flugboot konnte ich mich zum Herrn an dieser Küste aufschwingen und alle Pläne Genods zunichte machen.
Die Grodnim hatten keine Varters, die gegen Voller eingesetzt werden konnten. Die Armeen der Unwirtlichen Gebiete Havilfars führten Artillerie mit, die Pfeile senkrecht nach oben schießen und angreifende Luftschiffe aufs Korn nehmen konnten. Solche Geräte waren am Binnenmeer unbekannt. Niemand würde sich mir in den Weg stellen können.
Bilder der Macht schwirrten vor meinem inneren Auge, als ich die Stelle erreichte, an der der Voller versteckt worden war.
Ich ritt sehr vorsichtig weiter, denn an Bord des Flugboots befanden sich zahlreiche Waffen. Ich hatte keine Lust, einen Pfeil abzubekommen.
»Duhrra! Hikdar Ornol!« rief ich leise.
Die Tarnung war vorzüglich. Die Nik-nik-Büsche verhüllten alles. Meine Sectrix trabte weiter; ihre Hufschläge waren auf dem sandigen Boden kaum zu hören.
Das rosagoldene Mondlicht umgab mich. Wieder rief ich, diesmal lauter.
Keine Antwort. Nichts.
Der Voller war verschwunden!
Wie lange ich dort hin und her ritt und fluchend mit meinem Schwert auf die Büsche einschlug, weiß ich nicht mehr.
Endlich drang die Erkenntnis zu mir durch, daß der Voller tatsächlich fortgeflogen war. Ich konnte nicht mehr fluchen. Ein letztes Mal galoppierte ich durch die Senke.
Duhrra und die Männer aus Zandikar waren fort.
Ich war allein.
15
»Die Onker laufen in ihr Verderben!« sagte Gafard voller Zufriedenheit.
Wir saßen im Sattel unserer Sectrixes auf einer leichten Anhöhe der von Nik-nik-Büschen bedeckten Klippen. Zu unserer Linken lag funkelnd das Meer. Das Land zur Rechten streckte sich flach und langweilig einem fernen Horizont entgegen, an dem die Hitze alle Umrisse zu wabernden Gespenstern machte. Der Wind trieb Sandwirbel dahin.
In der Tiefe, knapp eine halbe Dwabur entfernt, marschierten zairische Kolonnen in Richtung Westen. Wie großartig sie aussahen mit den zahllosen roten Bannern und dem Funkeln der Sonne auf Waffen und Rüstungen! Sectrix-Kavallerie sicherte die Flanken, die Infanterie marschierte in der Mitte. Immer weiter rückten sie vor, eine mächtige Armee aus den Festungsstädten Pynzalu und Zimuzz, aus den Binnenstädten Jikmarz und Rozilloi und aus den zahlreichen Dörfern der fruchtbaren Gebiete.
Ich erkannte viele der stolzen, herausfordernden Symbole auf den Bannern. Gerechtigkeit und Hoffnung marschierten dort unten, Stolz und Ehre.
In der Armee entdeckte ich nur eine kleine Truppe Krozairreiter. Ich vermutete, daß der größte Teil der Krzy im Westen mit Pur Zenkiren und den Generälen der vereinten Armee kämpfte.
Mein Herz schlug schneller, als ich die großartige Armee auf die massierten grünen Banner zurücken sah.
Gafard, der Kämpfer des Königs, saß auf seiner Sectrix, lachte leise vor sich hin und zerrte immer wieder an seinem schwarzen Bart. Nach den ursprünglichen Befehlen, die die
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