Die Abtrünnigen von Kregen
wanderten und die Dienstzeiten kamen und gingen, hatte ich zuweilen wenig mit den Krzy im Sinn. Ich wollte sie lediglich für meine Flucht mißbrauchen. Wenn sich das brutal, rücksichtslos und gemein anhört, so muß ich diese Eigenschaften eben auf mich beziehen, zu meiner Schande.
Manchmal sah ich meine Frau der Sterne im Park zwischen den Gebäuden des Jadepalastes ausreiten. Wenn sie meiner ansichtig wurde, neigte sie anmutig den Kopf, der stets von dem grünen Schleier verhüllt war.
In solchen Momenten spürte ich den winzigen goldenen Valkavol, den ich an einer goldenen Kette um den Hals trug. Im Grunde mochte ich Ketten und Schnüre nicht; sie geben einem Gegner Gelegenheit, zuzugreifen und einen aus dem Gleichgewicht zu bringen. So trug ich die Kette nur, wenn ich keinen Wachdienst hatte.
Von Zeit zu Zeit focht ich mit Gafard im Exerzierhof. Er war sehr gut. Er vermochte mit dem Kurzschwert umzugehen, und gegen seinen Genodder mußte ich mir größte Mühe geben, einigermaßen anständig zu verlieren.
Dann kam die große Ankündigung, der sofort die hektischen Vorbereitungen folgten. Wir wollten in die Ferien fahren und Guamelga besuchen, Gafards riesige Besitztümer am Dag-Fluß.
Ich bat Gafard, mich von der Mitreise zu entbinden. Nicht, daß ich mir keinen Urlaub gewünscht hätte. Vielmehr wollte ich in Magdag bleiben und an meinen Plänen gegen König Genod arbeiten. Ich wollte den mächtigen Mann gefangennehmen und an einem sicheren Ort unterbringen. Dasselbe mit Gafard zu tun, so nahm ich an, würde mir dann nicht mehr schwerfallen.
»Was, Gadak?« fragte Gafard erstaunt. »Du willst dir diese Abwechslung entgehen lassen?«
»Wenn es dir recht ist, Gernu.«
»Ist es mir nicht. Meine Frau der Sterne begleitet uns. Ich brauche alle meine treuen Männer.«
So blieb mir nichts anders übrig, als mitzureiten. Ich konnte ja auch Gafard zuerst festsetzen und mich dann um den König kümmern. Allerdings war es auf diese Art schwieriger.
Als wir es versäumten, das kleine zweisitzige Flugboot zu erobern, hatte ich mich geärgert; jetzt sah ich darin einen enormen Vorteil. Das Boot konnte uns drei tragen, dafür würde ich schon sorgen. Die Flugkraft, die von den beiden Silberkästen ausging würde ausreichen. Wenn es nicht anders ging, würde ich die beiden Teufel an einem Seil über Bord hängen und im Flugwind frieren lassen ...
Nachdem diese Entscheidung gefallen war, ließ ich die andere Sache auf mich zukommen. Ich würde mich als Mann gebärden müssen, der sich über den Ausflug, die Picknicks und die Jagden freute. Man war entschlossen, jeden Augenblick zu genießen. Wir alle rechneten damit, daß es der letzte Urlaub sein würde, ehe Gafard, der Kämpfer des Königs, von seinem Herrn auf eine neue Mission geschickt wurde.
Ehe wir Magdag verließen, erkundete ich ein letztesmal die Paläste des Königs. Er besaß viele Wohnsitze in Magdag, wobei der größte und prachtvollste, der Palast Grodnos des Allwissenden vorwiegend offiziellen Anlässen vorbehalten war. Wenn meine Pläne funktionieren sollten, mußten zwei Dinge zusammentreffen. Der zweisitzige Voller und der König mußten sich zu einem bestimmten Zeitpunkt selbst am Ort befinden. Jede andere Ausgangsposition wäre sinnlos gewesen.
Der geniale König legte großen Wert auf fachmännischen Schutz. Das war mir bekannt.
Nachdem er die alten Oberherren Magdags besiegt und die Macht übernommen hatte, war so mancher Anschlag gegen ihn geplant worden. Die Oberherren sind ein heimtückischer Haufen. Doch er hatte die unruhige Zeit überstanden und hielt nun seinen Apparat aus Wächtern und Wachablösungen und Werstings in Schuß, denn sein Genie gab ihm zweifellos ein; daß diese Handlungsweise geraten war.
Der nächste Palast, bei dem ich mich umsah, der Palast der Masken, erschien mir vielversprechend. Die Baulichkeiten waren klein – so klein, wie ein Palast in Magdag nun einmal sein konnte. Er befand sich auf einem Hügel im Osten der Stadt, innerhalb der Stadtmauern, und war aus gelben Steinen errichtet. Umgeben war der Palast von Blumen und blühenden Bäumen, wie sie im kahlen Magdag sonst nicht zu finden sind. Ich beobachtete die Wachen und Wachhäuser, beäugte die Dächer rechnete Winkel aus und legte mir mögliche Aufstiegs- und Abstiegswege zurecht. Wenn sich Voller und König hier gleichzeitig aufhielten, wollte ich zuschlagen.
Auf dem Rückweg überlegte ich, wie es der kleinen Shishi beim König ergangen sein mochte.
Weitere Kostenlose Bücher