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Die Abtruennigen

Die Abtruennigen

Titel: Die Abtruennigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Brunder
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der aus der Dunkelheit einer Nische getreten war. Er packte Robert und biss ihm in den Hals um den Rest seines Blutes auszusaugen.
    „Nein!“, rief ich, doch bevor ich die beiden erreicht hatte, hatte Tyrok ihm schon mit beiden Händen das Genick gebrochen und der tote Körper sackte zu Boden.
    „Warum hast du das getan?“, schrie ich Tyrok wütend an. Es war absolut nicht nötig gewesen, diesen Menschen zu töten, denn mein Blutdurst war bereits gestillt.
    „Wir trinken von ihnen und töten sie dann. So sind die Regeln und auch du wirst dich daran halten müssen“, sagte er und seine Stimme klang streng. So hatte ich ihn noch nicht erlebt. Er schien böse zu sein, dass ich mein Opfer nicht getötet hatte. Was ich allerdings gar nicht verstehen konnte. Ich blickte ihn verwirrt an. Er kam auf mich zu, packte mich hart und drückte mich auf die Wand.
    „Wenn du von ihnen getrunken hast, WIRST du sie auch töten, hast du das verstanden?“, rief er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. Seine Augen, mit denen er meinen Blick gefangen hielt, machten mir Angst. Sie wirkten so kalt.
    Ein leises „Ja“ kam über meine Lippen. Tyrok blickte mich noch ein paar Augenblicke lang forschend an, dann ließ er mich los.
    „Schön“, sagte er und lächelte zufrieden. Nun schien er wieder ganz der Alte zu sein, als wäre nichts gewesen.
    Doch für mich war etwas passiert und zwar etwas, das ich nicht so einfach abtun konnte. Er war so verletzend zu mir und so grausam dem Mensch gegenüber gewesen, es fiel mir schwer einzusehen, wieso es nötig gewesen war, ihn zu töten, nur weil ich von ihm getrunken hatte.
    „Was passiert mit ihm?“, fragte ich leise und deutete auf Robert. „Irgendwer wird ihn schon hier finden“, antwortete Tyrok mit kalter Stimme.
    Er wollte ihn also einfach da liegen lassen, tot und im Dreck. Ich blickte zu dem Toten, da zog Tyrok mich an der Hand und meinte: „Komm jetzt!“
    Widerwillig folgte ich ihm. Ich überlegte, wieso er einen toten Menschen so offen auf der Straße herumliegen lassen wollte und das noch mit offensichtlichen Bisswunden am Hals. Wollte er sie wissen lassen, dass die Valdrac diese Stadt als Futterstelle benutzen? Das erschien mir merkwürdig, ich sagte jedoch nichts zu Tyrok. Er schien nicht gerade in der Stimmung irgendetwas mit mir zu teilen und mir war nicht danach es darauf anzulegen, nicht nachdem was gerade geschehen war.
    Offenbar waren wir hier fertig, denn unser Weg führte uns zum Stall. Ohne noch ein Wort zu wechseln, sattelten wir die Pferde und ritten zum Schloss zurück. In dieser Nacht sprachen wir kein Wort mehr miteinander. Sobald wir zurück waren, führte mich mein Weg sofort in mein Zimmer, wo ich mich gleich darauf ins Bett fallen ließ und wenig später auch einschlief.
     
     
    Am nächsten Morgen wurde ich äußerst unsanft geweckt, denn ich spürte etwas Nasses in mein Gesicht klatschen. Erschrocken fuhr ich hoch, was mit einem schallenden Lachen quittiert wurde. Ich brauchte ein paar Augenblicke, um zu begreifen, was gerade vorgefallen war. Tyrok stand vor meinem Bett, hatte mir einen nassen Lappen ins Gesicht geworfen und lachte nun immer noch über meine Reaktion darüber.
    „Was in aller Welt soll das denn bitte?“, rief ich und warf den Lappen zu ihm zurück. Er fing ihn mit der Hand auf und wirbelte ihn ein wenig umher.
    „Ich wollte nur deine Reaktionen testen“, erklärte er grinsend. „Ich bin hier in dein Zimmer gekommen und hätte wer weiß was mit dir anstellen können, während du seelenruhig dalagst und schliefst. Stell dir vor, es wäre jemand gewesen, der mit der Absicht hier war, dich zu töten. Dann hättest du es wohl noch nicht mal bemerkt. Meine Süße, das müssen wir ändern.“ Ich brauchte ein paar Augenblicke, um zu verstehen, was er eigentlich von mir wollte. Sicherlich hatte ich ganz offenbar einen tiefen Schlaf, doch nahm ich an, dass es, wenn es mir wirklich gefährlich werden konnte, ich schon darauf aufmerksam werden würde. Außerdem sollte man doch wohl glauben, im Schloss sicher zu sein.
    Tyrok ging ums Bett herum zum Schrank und warf mir dann ein paar Klamotten zu. „Aufstehen und anziehen. Wir haben heute viel zu tun“, sagte er dann zu mir. Ich beeilte mich, dem nachzukommen. Tyrok saß im Sessel und begutachtete mich offenbar.
    Ich musste noch immer an die vergangene Nacht und an die Kälte in seiner Stimme denken. Ob er wohl wieder einmal meine Gedanken las? Wenn es so war, ließ er sich nichts

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