Die Abtruennigen
nur da und beobachtete mich. Die Schuppen waren hart und glatt, es war nichts Menschliches oder Hautähnliches mehr an ihnen.
„Mach dich unsichtbar, bitte.“ Er lächelte und eine Sekunde später bemerkte ich, dass er weniger solide zu werden schien, ein Leuchten umgab ihn, er schien wie ein Geist, oder wie man sich einen Geist eben vorstellen würde.
„So würde mich jetzt jeder Valdrac sehen, für das menschliche Auge jedoch bin ich unsichtbar, selbst wenn sie direkt vor mir stehen würden, würden sie nichts sehen.“
Das stellte ich mir sehr praktisch vor. „Kann’s nicht erwarten, das auch zu machen.“
Tyrok grinste und verwandelte sich in seine menschliche Gestalt zurück. So wie es für mich aussah, schien es für ihn keine besondere Anstrengung zu sein sich zu verwandeln, aber natürlich wusste ich darüber überhaupt nichts.
„Das wirst du mit der Zeit. Du wirst sehr mächtig werden, das spüre ich, allerdings wirst du sehr viel Geduld haben müssen, bis es an der Zeit für diese spezielle Fähigkeit ist, fürchte ich.“
So viel war mir klar gewesen, das war aber kein Problem für jemanden, der nicht alterte.
Die nächsten Stunden waren äußerst schweißtreibend, denn Tyrok zeigte mir diverse Techniken, die ich anschließend an ihm testen sollte, mit dem Ergebnis, dass ich nicht die geringste Chance gegen ihn hatte. Was mir allerdings gar nicht gefiel und genau das merkte man mir wohl auch nur zu deutlich an.
„Süße, ich kämpf schon ein paar Jahre mehr, also mach dir nichts daraus. Du machst dich für den Anfang gar nicht schlecht“, waren seine aufmunternden Worte.
Das spornte mich an, mir noch mehr Mühe zu geben, doch nach einigen weiteren Niederlagen meinerseits entschied Tyrok, dass es fürs Erste genug war. Verschwitzt lag ich auf der Matte und blickte ihn fragend an. Zweifellos hatte ich eine Menge gelernt, doch hatte ich noch nicht genug.
„Mach dich frisch“, befahl Tyrok und half mir auf die Beine. „Danach steht eine kleine Lektion über die Geschichte unserer Welt auf dem Plan“, fuhr er fort. Sofort war mein Missmut weggewischt, denn es interessierte mich sehr, was er mir zu erzählen hatte. Schon als Kind hatte ich alles über die Völker Keldorazs wissen wollen, doch leider war das in meinem Dorf nicht gerade einfach gewesen, denn die Menschen dort befassten sich mit sich selbst und interessieren sich nicht für Fremde.
Wenig später kehrte ich zu Tyrok zurück. Er bat mich, Platz zu nehmen, also setzte ich mich ihm gegenüber an den Tisch, wo er eine große Karte ausgebreitet hatte. In großen Buchstaben stand KELDORAZ darüber.
Neugierig warf ich einen ersten Blick darauf. Darleh, das Land der Menschen fiel mir natürlich zuerst ins Auge, denn dies kannte ich. Mit den beiden Wäldern, Empain und Eberwald, dem Sanit Gebirge, dem großen Dragona Gebirge an der Grenze zum Land der Dwakan und der Nazami und dem großen Fluss Eber, der vom großen Meer aus durch das ganze Land bis nach Loth, der Heimat der Nazami floss.
„Wir leben hier“, sagte Tyrok, deutete mit einem kleinen Zeigestock auf einen kleinen Punkt, der mit Schloss Dunkelstein betitelt war.
Dieses befand sich in Illios, welches die Heimat der Valdrac war, direkt am Empain Wald und somit auch nicht weit entfernt zur Grenze sowohl zum Land der Menschen als auch zum Land der Balmark, Bardai, das direkt an Illios grenzte.
„Unser Land heißt, wie du siehst, Illios. Die meisten Valdracclans leben hier und machen nur gelegentlich Ausflüge nach Darleh, um sich Menschen zu holen, die sie dann gefangen halten und von ihnen trinken, oder sie zur Fortpflanzung zwingen, umso mehr Opfer zu haben.“
Er sprach es wie etwas Selbstverständliches aus, doch für mich war es das wirklich nicht. Für mich war es grausam. Niemand hatte es verdient nur zu dem Zweck zu leben, Opfer für einen blutdürstigen Valdrac zu sein. Vielleicht war er einfach schon zu lange ein Valdrac. Er hatte vergessen, dass die Menschen mehr waren, als nur Nahrung.
„Es grenzt an Bardai, das Land der Balmark, von denen sich auch hin und wieder ein paar in unser Land verirren, doch normalerweise haben sie zu großen Respekt vor Valdrac. Die andere Grenze führt zu Darleh, wie du bereits weißt. Außerdem befindet sich hier rechts das große Meer, welches eine Überfahrt ins Land der Dwakan, Atargey, möglich macht. Wird auch hin und wieder von uns benutzt, denn obwohl uns die Dwakan nicht besonders mögen, sind wir doch gern
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