Die Abtruennigen
nicht schockiert, im Gegensatz zu den meisten anderen an meiner Stelle. Statt mich vor ihm zu fürchten, hatte ich eine ganze Menge Fragen an ihn und wollte alles wissen, was er mir über die Valdrac erzählen konnte. Er lächelte und meinte er wisse nicht annähernd so viel wie Tyrok, mit dem ich mich darüber wohl besser unterhalten sollte.
Wir unterhielten uns stundenlang, ich wollte alles über sein bisheriges Leben wissen, wie alt er wirklich war und wie er zu einem Valdrac gemacht worden war. Er erzählte mir alles, beantwortete alle meine Fragen, ganz egal wie intim. Er war im Alter von fünfundzwanzig von seinem Kriegertrainer verwandelt worden, der seine Talente bei den Menschen für verschwendet hielt. Danach verbrachte er die ersten Jahre damit für die Menschen in allen möglichen Schlachten zu kämpfen, hauptsächlich um Erfahrung zu sammeln, anschließend genoss er die nächsten fünfzig Jahre das Leben, das ihm geschenkt worden war.
All das war nicht mehr als hundert Jahre her und seit einiger Zeit war er auf der Suche nach einer netten Frau gewesen, mit der er den Rest seines Lebens verbringen konnte. Bis er mich gefunden hatte. Er teilte mir seinen Wunsch mit, mich in eine Valdrac zu verwandeln, dass er dies jedoch nur tun würde, wenn ich auch damit einverstanden sei und dass es keinen Grund gab, die Dinge zu überstürzen, da ich noch jung war und viele Jahre vor mir hatte.“
Mondragon schien ein richtig lieber Kerl gewesen zu sein, es war richtig traurig, dass ihr Plan, den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen, schief gelaufen war. Wie es dazu wohl gekommen war, konnte ich noch nicht mal erraten, Lilly war jedoch dabei es mir zu erzählen.
„Ich wusste sofort, dass ich von ihm verwandelt werden wollte. Ich wollte mein Leben mit ihm verbringen, aber fünfzig oder sechzig Jahre waren mir nicht mal annähernd genug. Besonders da ich ja diejenige sein würde, die alterte. Er hingegen würde für immer der junge, gutaussehende Fünfundzwanigjährige bleiben. Das war auch genau das, was ich ihm sagte und er hätte nicht glücklicher sein können. Wir kamen jedoch darin überein, dass es besser war, damit noch ein wenig zu warten, bis wir verheiratet waren und sich die Dinge ein wenig abgekühlt hatten. Wir wollten die Stadt verlassen, in die Valdrac Welt ziehen, wo ihm eine neue Stelle angeboten worden war, die ihm eine ganze Menge mehr Einkommen versprach. Es erschien uns auch nicht besonders weise zu lange an meinem Geburtsort oder in der Nähe meiner Familie zu verweilen. Früher oder später würde es auffallen, dass wir nicht alterten.“
Das machte auch für mich Sinn. Obwohl sie ein paar Jahre Zeit gehabt hätten, bevor es wirklich auffiel, war es doch besser, diesen Schritt so schnell wie möglich zu machen. Wenn man zu einem Valdrac wurde, ließ man seine menschliche Familie hinter sich, wie ich auf die harte Weise hatte herausfinden müssen. Ich tat mir nicht mehr selbst leid, wenn ich an meine Familie dachte. Hier war ich willkommen und wurde genauso akzeptiert, wie ich war. Meine Eltern hingegen hatten sichergestellt, dass ich ganz genau wusste, was sie von meinem neuen Ich hielten.
Aber Valdrac oder nicht, ich war immer noch die gleiche Person, die ich gewesen war, bevor ich verwandelt worden war, es war ihr Verlust dies nicht anzuerkennen.
Lilly, die natürlich nicht wusste, woran ich dachte, fuhr mit ihrer Geschichte fort.
„Wir heirateten also, ich zog zu ihm und wir blieben ein paar Monate, bevor wir uns bereit machten für unseren Umzug nach Illios. Die Nacht davor hörte ich meinen Mann und Tyrok streiten, Tyrok warnte Mondragon vor den Gefahren mich nach Illios zu bringen, während ich noch ein Mensch war. Er meinte, es wäre das Beste, mich zu verwandeln, bevor wir unsere Reise antraten. Menschen waren dort Sklaven und man betrachtete sie als Eigentum statt als Lebewesen. Er hatte Angst, dass ich verletzt werden könnte, oder Schlimmeres. Aber Mondragon erwiderte, es gäbe überhaupt keinen Grund zur Sorge, jeder wisse über uns Bescheid und niemand würde es wagen, mich auch nur anzufassen. Tyrok versuchte noch einige Zeit ihn vom Gegenteil zu überzeugen, gab aber schließlich auf. Wenn Mondragon sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es unmöglich ihn von etwas anderem zu überzeugen, es war reine Zeitverschwendung. Auch ich konnte davon ein Lied singen. Diese Nacht jedoch schlief ich nicht besonders gut, ich hörte Tyroks Stimme immer wieder in meinem Kopf.
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