Die Abtruennigen
Es gelang mir am Ende nur deshalb einzuschlafen, weil ich mir einredete, dass ich Mondragon vertrauen konnte und er nie zulassen würde, dass mir etwas geschah.
Am nächsten Morgen waren wir schon früh unterwegs. Ich hatte mich von meiner Familie und den wenigen Freunden, die ich hatte, verabschiedet. Zusammen mit unseren Dienern, die alle menschlich waren, machten wir uns auf den Weg. Es dauerte fünf Tage bevor, wie Illios erreichten. Tyrok erwartete uns. Ich war sehr froh ihn wiederzusehen und glücklich, dass ich so wenigstens jemanden außer Mondragon hier kannte.
Der Plan sah vor, dass Mondragon mich in der nächsten Nacht verwandeln würde, nachdem wir uns eingerichtet hatten, noch bevor er seine neue Stelle antrat. Das neue Haus, in dem wir jetzt lebten, war viel größer als das, in dem wir zuvor gelebt hatten. Es zeigte richtig, wie reich er wirklich war. Ich hatte ihn gefragt, ob alle Valdrac reich waren, woraufhin er mir erzählte, die meisten seien es. Sie wüssten, wie am besten Gewinn zu machen war und sie hatten eine Menge Zeit, dies auch zu tun. Ich wollte lieber nicht so genau wissen, wie er an seinen Reichtum gekommen war.
Die darauf folgende Nacht hatten wir unbeschreiblich guten Sex, anschließend wollte er wissen, ob ich bereit war, eine Valdrac zu werden. Da ich schon seit Monaten auf diesen Moment gewartet hatte, sagte ich ihm ich war bereit. Er erhob sich vom Bett und holte einen goldenen Kelch. Mit diesem würde er sein Blut auffangen und mir dann zu trinken geben, ich wusste schon alles über das Ritual.“
Das Ritual, über das ich eigentlich fast nichts wusste. Wie viel Lilly wohl darüber wusste? Ob sie schon einen Menschen verwandelt hatte? Alles Fragen, die ich mir für später aufheben musste, denn ihre Geschichte war noch nicht zu Ende.
„Er küsste mich ein letztes Mal innig, dann wanderte er zu meinem Hals und biss mich. Es war nicht das erste Mal. Er hatte es immer getan, wenn wir Sex gehabt hatten, da es nicht nur sein Vergnügen, sondern auch das meine vergrößerte. Er hatte nie mehr genommen, als ich zu geben in der Lage war, ohne mich am nächsten Tag schlapp und müde zu fühlen. Ich musste seine Selbstkontrolle bewundern, er hatte von niemand anderem Blut getrunken, seit er mir gestanden hatte, ein Valdrac zu sein.“
Ich bemerkte, dass meine Hand sich fest um das Weinglas geschlossen hatte, so aufgeregt war ich zu erfahren, wie es weiter ging. Lilly war definitiv eine gute Geschichtenerzählerin.
„Dieses Mal jedoch stoppte er nicht wie gewöhnlich, sondern trank weiter von mir. Ich begann schwächer zu werden, mir war klar, ich war dabei zu sterben. Ich bekam Angst. Was wenn es nicht klappen würde? Was wenn ich nicht in eine Valdrac verwandelt werden konnte? Dann würde ich ihn noch viel früher verlassen. Diese Vorstellung war einfach grauenhaft. Mondragon streichelte mein Gesicht und strich über mein Haar, redete beruhigend auf mich ein. Ich solle mir keine Sorgen machen, alles würde in Ordnung kommen, es gäbe keinen Grund Angst zu haben. Es hatte Wirkung, ich hörte auf ihn.
Ich fühlte mein Herz immer langsam schlagen und wusste, dass Mondragon nur auf den richtigen Moment wartete, bis er mir sein Blut geben würde. Doch plötzlich hörte ich einen lauten Knall. Mit viel Mühe gelang es mir die Augen zu öffnen, um zu sehen, was los war. Die Tür war eingetreten worden und ich sah, wie ein Mann sich auf Mondragon stürzte, der zu sehr auf mich fokussiert gewesen war, um schnell genug zu reagieren. Es war gerade mal einen Augenblick zwischen dem Eintreten der Tür bis zum Fall seines Kopfes. Ich sah seinen Kopf wie in Zeitlupe zu Boden fallen, wollte schreien, aber ich hatte noch nicht einmal mehr die Kraft dafür.“
Zwei Tränen rannen über Lillys Wangen und ich überlegte, wie um alles in der Welt sie das überlebt hatte. Gespannt lauschte ich weiter.
„Der Mann blickte auf mich hinunter, grinste und verschwand. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich da lag, bis erneut jemand in den Raum trat. Es war Tyrok. Ich erinnere mich nicht an vieles, aber seinen Gesichtsausdruck werde ich niemals vergessen. Eine Mischung aus Trauer, Wut und Hass. Er nahm den Kelch und öffnete seine Pulsader. Sein Blut tropfte in den Kelch und ein paar Augenblicke später hielt er ihn mir an meine Lippen. Aber ich öffnete meinen Mund nicht, ich wollte sein Blut nicht, ich wollte einfach nur sterben. Da ich mein Leben nicht mit Mondragon verbringen konnte, gab es für mich
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