Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abtruennigen

Die Abtruennigen

Titel: Die Abtruennigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Brunder
Vom Netzwerk:
die ich bis jetzt gesehen hatte.
    Er ging an einem Stock. Wieso war er so alt und schwächlich? Das war doch eher untypisch für einen Valdrac. Hinter ihm stiegen noch drei andere Valdrac aus der Kutsche, alle wesentlich jünger. Unter ihnen war auch eine Frau. Auch aus den anderen drei Kutschen stiegen nun weitere Valdrac aus. Ob heute wohl die Versammlung hatte stattfinden sollen? Tyrok hatte nichts erwähnt gehabt.
    Abschätzig betrachtete der Alte mich.
    „Wir sind für die große Zusammenkunft gekommen. Führe uns zu deinem Herrn!“, verlangte er mit kalter Stimme. Also waren sie doch aus diesem Grund hier. Wieso hatte Tyrok nicht erwähnt, dass der Tag der Zusammenkunft heute war?
    „Ist die Zusammenkunft heute?“, erkundigte ich mich. Der Alte lachte auf, sein Lachen ging in ein Röcheln über und es dauerte eine ganze Weile, bis er sich beruhigt hatte. Dann sagte er: „Natürlich ist sie nicht heute, wir sind jedoch schon einige Tage früher angereist, um uns mit der Umgebung vertraut zu machen und die Sicherheit der anderen zu garantieren.“ Ich nickte. Doch was sollte ich ihnen sagen? Dass mein Clan abgeschlachtet worden war von anderen Valdrac?
    „Und nun führe uns endlich zu deinem Meister!“, befahl der Alte. Ich seufzte leise.
    „Ich fürchte, das wird leider nicht möglich sein.“ Seine Augen blitzten mich böse an.
    „Was soll denn das heißen? Natürlich wird es möglich sein. Du weißt offenbar nicht, mit wem du hier redest!“ Das tat ich in der Tat nicht, aber es spielte auch keine Rolle.
    „Du bringst uns jetzt sofort zu ihm, oder ich garantiere dir, dass du es bereuen wirst!“ Seine Stimme war lauter geworden und hatte einen bösartigen Klang bekommen. Doch mir machte er damit keine Angst. Womit wollte er mir denn drohen? Ich hatte vor wenigen Stunden das Schlimmste erlebt, das ich mir vorstellen konnte.
    „Er ist tot“, rief ich aus. Erschrocken über die Lautstärke meiner Stimme. Fast hatte ich das Gefühl, man würde sie noch meilenweit hören können.
    „WAS?“, schrie mich der Alte an. Konnte oder wollte er es nicht verstehen?
    „Er ist tot. Tyrok ist tot. Sie sind alle tot. Alle abgeschlachtet worden. Alle außer mir!“, schrie ich zurück und spürte die Tränen über meine Wangen laufen.
    Ungläubig schob mich der Alte beiseite und trat gefolgt von seinen Leuten ins Schloss. Entsetzt hörte ich ihn aufschreien. Ich schloss die Augen, konnte mir nur zu gut vorstellen, was für ein Schock es für die valdracische Rasse sein musste, ihren Anführer zu verlieren. Einen Anführer, der so lange an der Macht gewesen war. Doch für mich war es viel schlimmer, ich hatte heute Nacht die einzigen Lebewesen verloren, die mir noch etwas bedeutet hatten und die einzige Person, die ich je geliebt hatte.
    Plötzlich spürte ich etwas Kaltes an meinem Hals. „Lass das Schwert fallen, mein Kind!“, hörte ich eine mir unbekannte Stimme und öffnete die Augen. Mir gegenüber stand einer der Valdrac, die aus der ersten Kutsche gestiegen waren. Etwas größer als ich, muskulös und mit langen blonden Haaren zu einem Zopf zusammengebunden. Seine braunen Augen blicken streng auf mich herab. Er hielt sein Schwert an meinen Hals.
    „Was?“, entfuhr es mir verwirrt. Warum wollte er, dass ich mein Schwert fallen ließ? Und wieso bedrohte er mich?
    „Reine Vorsichtsmaßname, bis wir wissen, was hier geschehen ist“, erklärte er mir. Dennoch kam es mir recht merkwürdig vor. Ich wollte seinem Befehl gerade nachkommen, als ein Rumpeln von drinnen uns alle herumfahren ließ. Es war Silvana, die schwer verletzt die Treppe heruntergefallen kam. Offenbar hatte sich Tyrok geirrt und nicht alle waren getötet worden.
    Zwei der Valdrac halfen ihr beim Aufstehen und stützen sie dann.
    „Silvana mein Kind, was ist hier nur passiert?“, fragte der Alte besorgt und strich ihr über das Haar. Die beiden schienen irgendwie vertraut miteinander zu sein. Doch auf welche Weise konnte ich nicht sagen.
    Silvanas Blick glitt zu mir und sie schrie: „Sie hat ihn getötet. Sie hat sie alle umgebracht. Sie ist verrückt geworden und hat sie alle abgeschlachtet!“
    Fassungslos blickte ich sie an. Wie konnte sie so etwas nur behaupten? War ihr Hass auf mich so stark, dass sie mir so etwas vorwerfen konnte?
    „Ich habe mit Tyrok Seite an Seite gegen die Angreifer gekämpft. Ganz sicher habe ich ihn nicht getötet. Ich hätte es ja nicht mal gekonnt!“, widersprach ich.
    „Welche Angreifer? Es gab keine

Weitere Kostenlose Bücher