Die Abtruennigen
gewesen, der Tyrok so in Unruhe versetzt hatte. Wie es schien nicht umsonst.
„Wir haben es mit Worten versucht, doch du wolltest nicht hören, jetzt müssen wir es dich ebenso lehren.“ Ich verstand nicht, was er damit meinte und erst recht nicht, wie er es wagen konnte, den Clan des Valdracherrschers anzugreifen und fast komplett auszulöschen.
„Dafür wirst du bluten.“ Tyrok Stimme klang kalt. Lugi lachte und griff Tyrok an. Es entbrannte ein heftiger und schneller Kampf, schneller als alles, was ich zuvor jemals gesehen hatte. Doch Tyrok schien langsam, aber sicher die Oberhand zu gewinnen.
Das allerdings schien den anderen Valdrac nicht zu gefallen und einer stürmte von hinten auf Tyrok zu. Ich schrie „TYROK!“ und wollte losstürmen, doch mir schoss ein schrecklicher Schmerz durch die Brust. An mir hinunterblickend konnte ich das Schwert erkennen, das mich durchstoßen hatte. Blut lief an mir herunter. Ich sank auf die Knie. Tyrok bemerkte den Valdrac hinter sich und schaltete ihn mit einem geschickten Streich aus. Dann fiel sein Blick auf mich und diese Ablenkung nutzte Lugi, um ihm einen Schlag zu versetzen. Doch statt seinen Kopf zu treffen, wie er es offenbar geplant hatte, traf der Hieb nur seine Schulter, da Tyrok rechtzeitig ausgewichen war. Jedoch trat das Schwert tief in seine Schulter ein. Kein Schmerzensschrei trat über seine Lippen, er drehte sich zu mir um, schaut mir in die Augen und sagte: „Ich liebe dich!“
Dann traf ihn der Hieb von Lugi und ich sah nur noch seinen Kopf zu Boden fallen. Sofort durchzuckte mich im Kopf ein riesiger Schmerz, auf den ich nicht vorbereitet gewesen war. Eindeutig das Todessignal.
Lugi trat vor mich und grinste mich an, ich war sicher, dass er nun auch mich töten würde, doch dann spürte ich nur einen starken Schmerz an meinem Hinterkopf und alles versank in Dunkelheit.
Wieder bei Bewusstsein war das Erste, das ich spürte, Schmerz. Benommen öffnete ich die Augen. Ich lag noch immer auf dem Hallenboden, auf dem ich bewusstlos geschlagen worden war. Nachdem ich mich umgeblickt hatte, sah ich, dass ich alleine war. Alleine mit einer ganzen Menge Leichen. Langsam erhob ich mich, die Wunde an meiner Brust war fast schon verheilt, schmerzte aber noch ein wenig.
Wohin die Angreifer verschwunden waren und warum sie mich am Leben gelassen hatten, wusste ich nicht. Allerdings sollte ich zumindest Letzteres bald erfahren. Mit noch ein wenig wackeligen Beinen ging ich zu Tyrok. Was sollte ich tun? Sollte ich ihn begraben? Was macht man mit einem toten Valdrac? Ich wusste es nicht.
Tyrok trug eine Kette um den Hals, mit dem Emblem seines Clans, dessen einzige Überlebende ich war. Ich nahm sie und zog sie mir über den Kopf. In Erinnerung an ihn würde ich es tragen.
Sein Schwert hielt er noch immer fest umklammert. Ich überlegte, ob ich es an mich nehmen sollte, entschied mich dann doch dagegen. Noch einmal gingen mir die vergangenen Minuten durch den Kopf. Tyrok hatte sich zu mir umgedreht und mir gesagt, dass er mich liebt. Etwas, das er vorher noch nie gesagt hatte. Er hatte dies getan, anstatt sich gegen Lugi zu verteidigen.
Den Sinn darin konnte ich nicht so richtig erkennen, denn ich war sicher, dass er ihn besiegt hätte. Warum also hatte er das getan? Ich wusste es nicht, wie ich so vieles nicht wusste. Warum wir angegriffen worden waren oder wer diese Valdrac waren. Oder was ich jetzt tun sollte. Alle Valdrac, die ich gekannt hatte, waren heute getötet worden.
Die Sonne ging auf, doch sie brachte mir keinen Trost. Unschlüssig stand ich in der Halle und blickte vor mich hin, als ich Geräusche hörte. Waren die Angreifer etwa zurückgekommen? Wollten sie ihr Werk vollenden? Das war jedoch etwas unwahrscheinlich, denn sie hätten mich schon beim letzten Mal töten können. Warum hatten sie es nicht getan? Warum musste ich weiterleben, nachdem sie alle meine Angehörigen getötet hatten?
„Warum?“, schrie ich hinaus. Nun erkannte ich auch die Geräusche. Es waren Huflaute. Neugierig trat ich durch das zertrümmerte Tor hinaus ins Freie und blickte zur Straße. Mehrere Kutschen waren in Anmarsch. Das Schwert fest umklammert stand ich da und wartete auf ihr Eintreffen.
Ein paar Minuten später war es so weit, die erste Kutsche hatte das Schloss erreicht und hielt an. Der Kutscher öffnete die Tür, heraus trat ein abgemagerter, alt aussehender Valdrac. Er war der Erste, der nicht mehr jung war, wie all die anderen Valdrac
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