Die Abtruennigen
Angreifer. Sie waren hier Gäste und du hast sie ebenso eiskalt wie die anderen getötet“, behauptete Silvana. Unglaublich, was sie da von sich gab.
„So ein Blödsinn, diese Leute haben das Tor gesprengt, um ins Schloss zu kommen“, erwiderte ich ungehalten.
„Du hast es gesprengt, als Ablenkung und gut funktioniert hat es ja.“ Sie schien auch auf alles eine Antwort zu haben. Sah ganz danach aus, als hätte sie sich das alles schon vorher zurechtgelegt gehabt.
Konnte sie etwas mit dem Angriff zu tun haben? Aber warum sollte sie den Tod ihrer Freunde wollen? Außerdem hatte sie doch Tyrok geliebt, oder nicht? Ich begriff hier langsam überhaupt nichts mehr. Alles, was ich wusste, war, dass ich ganz schön in Schwierigkeiten war. Mich kannte hier niemand, warum also sollten sie mir Glauben schenken.
„Ihr Schweigen ist doch Beweis genug!“, fuhr Silvana fort. „Hör auf zu lügen, du Miststück“, schrie ich sie wütend an.
„Nehmt sie gefangen!“, befahl der Alte nun. „Ich habe sie nicht getötet“, beteuerte ich noch einmal.
„Lüg nicht, ich hab es mit eigenen Augen gesehen“, widersprach Silvana und das war dem Alten wohl genug. Er glaubte ihr und nicht mir. Doch ich würde mich keinesfalls gefangen nehmen lassen und womöglich noch für etwas bestraft werden, das ich gar nicht begangen hatte.
Ruckartig ließ ich mich zu Boden fallen, schlüpfte unter den Beinen des Valdrac hindurch, bevor er überhaupt wusste, was geschah. Hinter ihm kam ich wieder auf die Beine und versetze ihm einen Tritt, der ihn gegen den Alten prallen ließ. Beide kamen ins Straucheln und es gelang ihnen nur mit viel Mühe, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Ich sprang über sie hinweg und rannte zur Treppe. Einer der Valdrac, der bis jetzt Silvana gestützt hatte, wollte mich angreifen, doch ich verpasste ihm mit dem Schwert einen Streich und schlitzte ihm die Kehle auf. Röchelnd ging er in die Knie.
Der Weg war nun frei, ich stürmte die Treppe hinauf. Mir war klar, dass ich unmöglich aus dem Vorderausgang des Schlosses spazieren konnte, aber es gab noch genug andere Möglichkeiten von hier zu verschwinden.
„Stoppt sie und wenn es sein muss, tötet sie, aber haltet sie auf!“, hörte ich den Alten hinter mir befehlen. So schnell es ging, stürmte ich die Treppe hinauf und durch den dahinter liegenden Gang. Ich wusste, dass es in Tyroks Privatgemächern einen weiteren Ausgang gab, den außer ihm keiner gekannt hatte. Er hatte ihn mir jedoch erst vor zwei Tagen gezeigt. Mit den Worten: „Falls du mal ganz schnell von hier verschwinden musst.“ Fast als hätte er es geahnt.
Die Valdrac hatten zur Verfolgung angesetzt. Ich warf den Kopf zurück, erkannte vier von ihnen im Gang hinter mir. Jedoch sollte der Vorsprung, den ich hatte, eigentlich reichen, da ich selbst nicht zu den Langsamsten aller Läufer gehörte.
Drei Stufen auf einmal nehmend lief ich die nächste Treppe, die in die Gemächer führte, hinauf, erreichte die Tür seines Arbeitszimmers nur wenige Augenblicke später. Sie war glücklicherweise nicht verschlossen und so trat ich hinein.
Kaum war ich durch die Tür, verschloss ich sie hinter mir. Das sollte sie zumindest eine Weile aufhalten. Das Licht, das durch das Fenster fiel, genügte, um mir den Weg zu zeigen.
Ich trat an den großen Schreibtisch und zog kräftig an der darauf stehenden Figur, bis ich das mir bekannte Klicken vernahm. Ich ließ die Figur los und sie fuhr wieder in ihre Ausgangsposition zurück. Unter dem Schreibtisch war jetzt eine Geheimtür geöffnet worden. Der Teppich, der darüber lag, verdeckte sie.
Ich schob ihn ein Stück beiseite, um an den Griff der Tür zu kommen, zog sie nach oben und kletterte vorsichtig die Leiter hinunter.
An der Tür zum Arbeitszimmer waren jetzt die Stimmen der Valdrac zu hören, die, bis jetzt noch vergeblich, versuchten die Tür zu öffnen.
Nachdem ich den Boden erreicht hatte, zog ich an dem unteren Griff der Tür, um sie zuzuziehen. Den Teppich hatte ich so darüber gelegt, dass er wieder in seine alte Position zurückfallen würde, sobald die Tür geschlossen war. Sie rastete ein und um mich herum war es dunkel.
Nur kurze Zeit und ich hatte mich an die Dunkelheit gewöhnt. Schnellen Schrittes lief ich durch den engen Tunnel, der seinen Ausgang direkt im Stall hatte.
Dort angekommen öffnete ich leise und vorsichtig die Geheimtür, um dann ins Freie zu treten. Mein Pferd stand direkt neben mir. Ich hatte keine Zeit, ihm
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