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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Schreckenskammer, um einen Ausgang zu finden. Für den Augenblick mußte er sich jedoch mit dem Licht zufrieden geben, und seine beste Chance bestand darin, Verwirrung unter den Hashi zu erzeugen.
    Der Fährmann machte insgesamt acht Hashi unter den historischen Gestalten aus; nur ihre Bewegungen verrieten sie. Sie hatten sich in einem weiten Kreis verteilt, um einen Überraschungsangriff zu verhindern, doch dabei ihre Kräfte natürlich zersplittert und Kimberlain einen gewaltigen Vorteil gebracht. Einer der Hashi glitt vorsichtig hinter ein Podest, auf dem moderne Führer europäischer Staaten standen, und trat dann genau in Kimberlains Schußlinie. Der Fährmann zielte sorgfältig und gab einen Schuß ab; dann setzte er sich augenblicklich in Bewegung, um das Ausmaß der Verwirrung voll zu machen. Die Hashi richteten sich zuerst in die Richtung, aus der der Schuß gekommen war, und dann auf ihren zusammengebrochenen Kollegen, der die Wachsfigur von Helmut Kohl mit sich zu Boden gerissen hatte, doch mittlerweile war Kimberlain schon hinter den wallenden Umhängen eines arabischen Scheichs erstarrt. In dem ganzen Chaos konnten sie ihn unmöglich ausmachen, bevor er einen weiteren Schuß abgegeben hatte. Es kam nur darauf an, auf Gegner zu schießen, die so weit wie möglich voneinander entfernt waren, damit sie keine Rückschlüsse auf seine Position ziehen konnten.
    Ein Hashi kam auf ihn zu. Der Fährmann wagte nicht, sich umzudrehen. Er wußte, daß seine Strategie jetzt verlangte, zwei seiner Gegner fast gleichzeitig zu töten. Er hielt die Pistole auf Hüfthöhe und zielte nach oben – ein schwieriger Schuß. Am anderen Ende der Halle bewegte sich ein Hashi auf die kniende Gestalt von William dem Eroberer zu. Kimberlain zielte und drückte ab.
    Das Echo des Schusses war kaum verklungen, als sich der Fährmann schnell zu dem Hashi umdrehte, der nun fast direkt vor ihm stand. Der Killer hatte gerade begriffen, woher der Schuß gekommen war, und riß seine Waffe hoch, noch während sein toter Kollege über William zusammenbrach. Schnell herumfahrend, richtete Kimberlain seine Waffe auf den Mann und feuerte gleichzeitig seine letzte Kugel ab, noch bevor er richtig begriffen hatte, daß er nun wieder waffenlos war. Als der Mann zusammenbrach, erklangen überall Schüsse, und Rufe der Hashi zerrissen die noch vor wenigen Sekunden vorherrschende Stille. Kimberlain nutzte das Chaos aus und kroch hinter der Deckung weiterer Wachsfiguren auf die Tür zu, die ihn hinab zur Schreckenskammer führte.
    Die Treppe wand sich tief in die Dunkelheit. An ihrem Fuß ertönte eine Glocke, hallte laut in Kimberlains Ohren und ließ ihn herumwirbeln. Doch es war nur ein Tonband. Schüsse donnerten auf, und er fuhr wieder herum, diesmal zu einer Gary-Gilmore-Darstellung. Er wandte sich von ihr ab und starrte einen elektrischen Stuhl an, der, von aufblitzenden Lampen begleitet, vor sich hin zischte. Er lief weiter, und der Ausruf eines Zeitungsjungen kostete der Figur beinahe den Kopf.
    »Extrablatt! Extrablatt! Lesen Sie alles darüber!« Der Fährmann nahm zufrieden zur Kenntnis, daß der Lärm in der Schreckenskammer die beste Deckung überhaupt war, denn er übertönte alle Geräusche, die er vielleicht machen würde. Er bewegte sich langsam weiter durch die Wachsfigurendarstellung des Makabren. Unter seinen Füßen wurden die Fliesen zu Kopfsteinpflaster, und ein schwacher Nebel erhob sich in einer brillanten Reproduktion einer Straße des viktorianischen Londons, in der Jack the Rippers nächstes Opfer ewig auf ihren Mörder wartete und ein früheres tot in einer Gasse lag; ihre wächserne Hand umklammerte ein Stahlgeländer. Das Geräusch eines Pferdegespanns klang so echt, daß er sich umsah, als er an einem schwach erhellten Pub mit dem Namen Ten Bells vorbeiging; in der Kneipe erklang Gelächter und das Geräusch von aneinanderstoßenden Bierkrügen. Erneut war der Pferdewagen zu vernehmen, doch diesmal mischten sich sehr echte Schritte in das Geräusch, die schnell die Treppe hinabkamen, die er ebenfalls genommen hatte.
    Kimberlain betrachtete die Nachbildung eines kleinen Schlafzimmers mit einer Kinderkrippe, nahm jedoch Abstand davon, es als Versteck zu benutzen, da es ganz einfach zu eng war. Viel besser war da schon ein dunkles, staubiges Treppenhaus, in dem zwei Leichenräuber eine Kiste hochhievten, die ihr letztes Diebesgut enthielt. Er eilte die Stufen hinauf und kauerte sich hinter den Figuren nieder.
    Einen

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