Die Achte Fanfare
suchen würde: unter ihren Roben.
Kimberlain und Danielle schritten durch den Säulengang, wobei Danielle sich gerade soweit aus eigener Kraft bewegte, daß kein Passant auf die Idee kam, seine Hilfe anzubieten. Vor der Treppe der Kathedrale und auf dem Hof hatte sich eine große Menge versammelt. Vier maltesische Polizisten versuchten, die Menschen zurückzuhalten.
»Treten Sie zur Seite!« befahl einer von ihnen und begann, Kimberlain, der noch immer Danielle stützte, einen Weg durch die Menge zu bahnen.
Die Kinder kamen näher, zwangen noch mehr Tränen hervor, waren plötzlich Opfer der Panik anstatt seine Urheber.
Weitere Sirenen jaulten nicht weit entfernt auf. Nur ein paar Blocks entfernt konnte der Fährmann den ersten Krankenwagen ausmachen. Er hatte niemals damit gerechnet, ihn wirklich benutzen zu müssen, doch vielleicht stellte er jetzt ihre einzige Fluchtmöglichkeit dar. Der Krankenwagen kam schnell näher.
Doch das galt auch für die Meuchelmörder, und sie würden ihre Opfer niemals lebendig entkommen lassen. Sie würden sie töten und das Risiko eingehen, daß in all dem Chaos niemand erkannte, woher die Schüsse wirklich kamen. Die Menge würde voller Panik auseinanderströmen, und sie brauchten sich nur mitreißen zu lassen und unter das Chaos zu mischen, das sie erzeugt hatten.
Die Jungen waren nun auf der Treppe und drängten sich schnell durch die Menge.
Der Krankenwagen kam mit kreischenden Bremsen innerhalb einer Gasse zum Stehen, die die Schaulustigen für ihn geschaffen hatten. Die jungen Killer waren in Schußweite. Der Fährmann fühlte, wie eine gewisse Anspannung sie durchlief; sie würden gleich mit dem Manöver beginnen, das es einigen von ihnen ermöglichen sollte, wieder ihre Waffen hervorzubringen, während die anderen die Schützen abschirmten.
Mit einer Bewegung, die genauso plötzlich wie überraschend kam, drehte sich Kimberlain zu der Menge auf der Treppe um. Sein Gesicht war ernst und stolz.
»Gott im Himmel sei gelobt«, sagte er so laut, daß alle ihn hören konnten. »Diese Kinder haben uns gerettet!« Mit dem einen Arm stützte er noch immer Danielle, mit dem anderen deutete er auf die Hashi auf der Treppe. »Diese Kinder waren es, die uns herausgezogen haben, als diese mörderischen Heiden in eine heilige Stätte einzudringen wagten. Zurückgetrieben wurden sie, zurückgetrieben von Kindern, die Gott in ihren Herzen haben. Der Herr Jesu sei gepriesen!«
Die Menge nahm seinen letzten Ausruf zum Zeichen, auf die Kinder zuzustürmen und sie wie Helden zu feiern und hochleben zu lassen.
Kimberlain hatte die geöffnete Hintertür des Krankenwagens erreicht. Er drehte sich noch einmal um und sah, wie die staubüberzogenen weißen Roben von der Menge verschluckt wurden. Sein Blick begegnete dem eines der jungen Killer, und er erwartete, Haß oder zumindest Enttäuschung wahrzunehmen.
Doch das Gesicht war leer und ausdruckslos und nicht minder kalt als die unschuldigen blauen Augen darin.
28
Der Mann, der Kimberlain und Danielle im Krankenwagen begleitete, erkannte ziemlich schnell die Wahrheit, doch genauso schnell zeigte Kimberlain ihm seine Pistole. Nach ein paar Worten der Erklärung beeilten sich beide Sanitäter, den Fahrgästen ihrer Unterstützung zu versichern. Der Fährmann bat sie, aus der Stadt herauszufahren. Fünfzehn Minuten außerhalb von Valetta fesselte und knebelte er sie und ließ sie in einem Wäldchen zurück. Er und Danielle fuhren mit dem Krankenwagen zur Stadt zurück. Sie stellten ihn auf einem Parkplatz in einem Vorort ab; das Risiko, in einem Fahrzeug entdeckt zu werden, nach dem vielleicht schon gefahndet wurde, war ihnen zu groß.
»Sie werden den Mord an Bruder Valette uns in die Schuhe schieben«, sagte Danielle. »Das wissen Sie.«
»Allerdings«, stimmte Kimberlain ihr zu.
»Wir müssen das Land verlassen. Es gibt da eine Möglichkeit, wie wir problemlos …«
»Nein«, unterbrach der Fährmann sie. »Das würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen, und wenn wir uns der Hilfe der Behörden vergewissern wollen, dürfen wir keine Sekunde verschwenden. Ich muß in den USA anrufen – mit dem Mann sprechen, den ich erwähnt habe. Er wird Hilfe nach Außenposten 10 einfliegen lassen. Falls die Hashi wirklich im Besitz dieses U-Boots sind …«
»Sie werden nach uns suchen! Überall!«
»Sie werden nach einem Paar suchen, nicht nach einer alleinstehenden Frau, die ein Hotelzimmer nimmt und behauptet, ihr Gepäck sei auf dem
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