Die Achte Fanfare
dieses Gespräch niemals stattgefunden.«
Burns' Tonfall wurde beschwichtigend. »Bitte, wir sitzen beide im selben Boot. Keiner von uns will eine Katastrophe, während das Land sich anschickt, den Festschmaus zum Erntedankfest aufzutischen, doch wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, daß die Parade stattfinden wird. Davon einmal ausgegangen – welche Möglichkeiten bleiben uns noch?«
»Sicherheitsvorkehrungen. Jede Menge davon.«
»Das kann ich arrangieren. Ich werde persönlich mit der Polizei von New York und auch mit dem FBI sprechen. Ich lasse unser gesamtes Sicherheitspersonal Dienst schieben und kümmere mich darum, daß sämtliche Lagerhäuser, in denen das Zubehör für die Parade aufbewahrt wird, rund um die Uhr bewacht werden.«
»Wo ist der Chef Ihrer Sicherheitsabteilung?«
»Bis heute abend in Philadelphia. Ich kann Ihnen für morgen früh sofort einen Termin besorgen.«
»Ich will alles wissen, was es über Ihre Parade zu wissen gibt, Mr. Burns. Die Strecke, die Requisiten, die Festwagen, die berühmten Ballons, die Vorbereitungen.« Burns schrieb alles auf. »Sonst noch etwas?«
»Ja«, sagte Kimberlain. »Beten Sie um einen Schneesturm.«
»Über zweieinhalbtausend Angestellte unseres Kaufhauses schreiten auf der Parade diese Strecke ab, Mr. Kimberlain. Es wird niemand eifriger beten als ich.«
DIE ACHTE FANFARE
AUSSENPOSTEN 10 Mittwoch, 25. November, 7 Uhr
31
Für Danielle waren die letzten achtundvierzig Stunden die reinste Hölle gewesen. Sie hatte sich am Montagnachmittag zögernd aus Kimberlains Umarmung gelöst, im traurigen Bewußtsein, daß sie ihn wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Er war der einzige Mensch, den sie je getroffen hatte, der sie als die akzeptierte, die sie war, und deshalb nicht geringschätzig von ihr dachte. Ihr Leben war so voller Geheimnisse und Täuschungen gewesen, daß sie ihren wirklichen Namen vergessen hatte, und es war nicht gerade einfach, nach der Wahrheit zu greifen. Der Fährmann akzeptierte sie, weil er ebenfalls solch ein Leben geführt hatte, und nun hatte sie ihn verlassen. Aus freiem Willen. Aufgrund von Notwendigkeiten.
Damit sie die einzige Wahrheit, auf die es jetzt noch ankam, im Außenposten 10 finden konnte.
Die Hashi waren ihr dicht auf den Fersen, doch es gelang ihr, von Malta zu fliehen und ihre lange Reise anzutreten, die sie anfangs mit Frustration und dem Gefühl völliger Hoffnungslosigkeit erfüllte. Über Paris flog sie nach Sydney in Australien, und von dort weiter nach Christchurch in Neuseeland, von wo aus die meisten Flugzeuge in die Antarktis gingen. Dank gefälschter Dokumente war zumindest sichergestellt, daß sie den Kontinent erreichte, genauer gesagt: die amerikanische Forschungsstation bei McMurdo. Sie hatte keine Ahnung, wie sie von dort aus die weiteren zwölfhundert Kilometer zum Außenposten 10 zurücklegen würde, zumal noch über das transatlantische Gebirge. Und selbst wenn es ihr gelingen würde, zu der Station zu gelangen, bestand nicht die Hoffnung, daß dort ausreichend Waffen vorhanden sein würden, um den Übernahmeversuch einer gut ausgebildeten Hashi-Kommandoeinheit aus dem entführten U-Boot zu vereiteln. Sie konnte nur versuchen, nach McMurdo zu kommen, und mußte dann abwarten, wie die Dinge sich entwickelten.
Und hier lag der Grund für ihre anfängliche Enttäuschung: Der gesamte Flugverkehr von Christchurch nach McMurdo und zurück war wegen Problemen mit dem Flughafen eingeschränkt. Bei ihrer Ankunft in Neuseeland Dienstag abend erfuhr sie, daß die C-130-Frachtmaschine, mit der sie weiterfliegen wollte, erst um halb sieben am nächsten Morgen starten würde, womit ihr weitere sieben Stunden Wartezeit aufgebürdet wurde. Zwei Journalisten und ein halbes Dutzend Forscher, die von ihrem Urlaub zurückkehrten, bildeten die anderen Passagiere.
Das Wetter in Christchurch war frostig, doch sie wußte, daß es in der Antarktis selbst noch viel schlechter sein würde. Obwohl auf dem Kontinent der Sommeranfang auf den November fiel und die Sonne niemals unterging, konnten sich schnell mörderische Stürme bilden, die dann tagelang anhielten. Die Temperatur war erträglich, aber immer noch schlimm, wenn man nicht an das Klima gewöhnt war.
Mittwoch morgen schien in Christchurch die Sonne von einem strahlenden Himmel, und nach dem Frühstück wurde die kleine Gruppe der Passagiere vom Abfertigungsgebäude direkt auf die Landebahn geführt. Am Fuß der Gangway wurde jeder Passagier von
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