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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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wenn sie alle Tochtergesellschaften der Firma verkaufte und alle flüssigen Aktiva der Firma zusammenkratzte, konnte Lisa nicht einmal ein Zehntel dieser Summe aufbringen und würde sich, wenn sie es versuchte, dem Übernahmeversuch der Wally Toys schutzlos ausliefern. Sie ging zu der Bank, mit der ihr Vater seit Jahren zusammenarbeitete, und danach noch zu einem Dutzend anderer. Das Ergebnis war immer dasselbe: Niemand wollte mit der vor dem Zusammenbruch stehenden Firma Geschäfte machen.
    Doch Lisa war entschlossen, das Geld aufzutreiben. Eine Zeitlang war ihr Vater Mitglied in einem Golfklub gewesen, dem auch ein alter Mafia-Don namens Victor Torelli angehörte, der Kopf der vielleicht mächtigsten Familie im Süden. Als Kind hatte sie oft mit Torellis Sohn Dominick gespielt, und später hatte sie sich ständig seiner Annäherungsversuche erwehren müssen. Sein Vater war vor einigen Jahren gestorben, und Dominick führte die Familie nun. Sie hatte ihn seit Monaten nicht mehr gesehen und zögerte, bevor sie ihn anrief, doch er war ihre letzte Hoffnung.
    »Ich nehme an, das ist kein Höflichkeitsbesuch«, sagte er, nachdem sie ein paar belanglose Worte gewechselt hatten und er sie zum Lunch auf die Terrasse vor seinem Büro führte.
    »Nein. Erinnerst du dich an den Schwimmunterricht, den ich dir vor Jahren gegeben habe? Ich glaube, es ist an der Zeit, dafür eine Aufwandsentschädigung zu fordern.«
    Er lachte. »Und wie hoch ist die Summe mit Zins und Zinseszins?«
    »Fünfunddreißig Millionen Dollar.«
    Er fuhr sich mit einer theatralischen Geste über das Kinn, zeigte allerdings nicht die geringste Überraschung. »Wie ich gehört habe, hast du von den Banken fünfzig Millionen gefordert.«
    »Ich habe meine Ansprüche zurückgeschraubt.«
    »Warum? Wenn du einen neuen, ertragreichen Markt erobern willst, darfst du keine kleinen Brötchen backen.«
    Ihre Augen leuchteten auf. »Du meinst, du weißt also von …«
    »Natürlich. Jemand muß doch auf dich aufpassen, oder? Ich halte die Idee für brillant und würde mich wirklich gern daran beteiligen. Doch fünfzig Millionen Dollar …«
    »Dafür bekommst du fünfzehn Jahre lang fünfundzwanzig Prozent aller Gewinne der Firma.«
    »Ich hätte eher an fünfzig Prozent gedacht.«
    »Schau, Dom, wenn ich dir zehn Prozent angeboten hätte, hättest du fünfzig gesagt, und wir hätten uns auf fünfundzwanzig geeinigt. Ich wollte dir nur Zeit sparen.«
    Er lachte erneut. »Angenommen, ich mache mit, dann weißt du auch, aus welchen Quellen dieses Geld kommt. Bist du sicher, daß dich das nicht stört?«
    »Da bin ich mir völlig sicher.«
    Es kam Lisa nur darauf an, die Firma ihres Vaters zu retten. TLP patentierte das interaktive Spielzeug, und in den nächsten neun Monaten stiegen die Aktien der Firma im Wert auf über das Vierfache. Dank der Gewinnbeteiligung waren viele der Angestellten, die zu ihr gehalten hatten, bereits reiche Leute, und Dom Torelli bekam das Vierfache von seiner ursprünglichen Investition zurück. Doch Torelli stellte eine weitere Summe zur Verfügung, mit der sie ihrerseits die Firma Wally Toys übernahm. Lisa litt nicht unter Schuldgefühlen, weil das organisierte Verbrechen eine solch wichtige Rolle beim Überleben und anschließenden Aufblühen der TLP gespielt hatte. Sie hatte versucht, im Rahmen des Systems zu arbeiten, doch das System wollte nichts von ihr wissen. Ihr Vater hatte ihr eine Aufgabe anvertraut, und es ging ihr nur darum, diese Aufgabe zu erfüllen.
    Lisa selbst war im Lauf der letzten paar Jahre bei weitem nicht so reich geworden, wie viele Leute das glaubten. Die Gewinnbeteiligung für ihre Mitarbeiter fraß einen Großteil des Cash-Flows auf, und für die Gewinnausschüttung an Torelli – er bekam sein Geld auf komplizierten Umwegen zurück – mußte sie fast den gesamten Rest ihrer Baraktiva aufwenden. Ihr war das jedoch egal, denn sie wußte, daß ihr Vater stolz auf sie gewesen wäre. Seltsam, wie nahe sie sich gestanden hatten. Obwohl sie einen älteren und einen jüngeren Bruder hatte, hatte er trotzdem Lisa während der Schulferien ins Büro mitgenommen. Das lag hauptsächlich daran, daß die Jungs, wenn sie ihn einmal begleiteten, sich am liebsten in den Ausstellungsräumen der Firma aufhielten und sich den neuesten Spielzeugen widmeten, während es Lisa größtes Vergnügen bereitete, mit ihrem Vater in dessen großem Büro zu sitzen. Bei wichtigen Konferenzen und Aufsichtsratsversammlungen saß sie neben

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