Die Achte Fanfare
ihm, auf dem Schoß einen Stenoblock, auf dem sie herumkritzelte, während sie so tat, als würde sie wichtige Einzelheiten notieren.
»Schreib das lieber auf«, sagte er gelegentlich zu ihr, und das wurde schließlich für seine Untergebenen zum Zeichen, daß ihm ihr Bericht besonders gut gefallen hatte.
Als er starb, entstand dadurch eine Lücke in Lisa, die sie mit harter Arbeit und völliger Hingabe an die Firma ausfüllte, die er gegründet hatte. Die Welt mußte wissen, daß Burton Eiseman der beste in seiner Branche gewesen war, selbst wenn es seiner Tochter anheimfiel, den Beweis dafür anzutreten. Und doch hatte dieses unaufhörliche Streben zu so vielen Komplikationen geführt, die letzte davon die bizarren Behauptungen, die dieser Kimberlain aufstellte.
Ihre Gegensprechanlage summte erneut.
»Ja, Amy?« sagte sie in den Lautsprecher.
»Miß Eiseman, äh … Mr. Kimberlain möchte Sie sprechen.«
»Sagen Sie dem Wachpersonal am Eingang, sie sollen ihn nicht hinauflassen.«
»Das ist es ja. Er ist nicht unten. Er ist hier. Im Vorzimmer …«
»Habe ich Ihnen nicht gesagt …«
»Ja doch. Ich habe das Wachpersonal angewiesen, ihn nicht hereinzulassen, doch er steht hier vor mir … Moment mal … er ist weg! Vor einer Sekunde war er noch hier, aber jetzt ist er …«
In diesem Augenblick fühlte Lisa die Bewegung hinter sich. Dabei hatte sie nicht den Eindruck gehabt, jemand habe den Raum betreten, und den Blick auch kaum von der offenstehenden Tür abgewandt.
»Sie scheinen ja unbedingt sterben zu wollen, Miß Eiseman«, sagte der Fährmann.
»Ich habe schon bessere Auftritte erlebt«, erwiderte sie.
»Wenn ich mich vorstellen dürfte …«
»Nicht nötig. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus.«
»Entschuldigen Sie, daß ich hier einfach so eingedrungen bin, doch ich habe das Gefühl, daß man mich sonst nicht vorgelassen hätte.«
»Ich habe den Befehl gegeben, Ihnen den Zutritt zu verweigern. Anscheinend hat Sie das nicht besonders beeindruckt.«
»Ihre Anordnung schon, aber Ihr Sicherheitspersonal nicht. Schrecklich lasche Leute. Wenn man so leicht zu Ihnen vordringen kann, könnten Sie sie genauso gut feuern.«
»Und das hat Sie hierher geführt, nicht wahr? Sie glauben, daß mein Leben in Gefahr ist.«
»Es deutet manches darauf hin, Miß Eiseman.«
Zwei grün gekleidete Wachen stürmten mit gezogenen Pistolen in ihr Büro.
»Schon gut«, sagte sie. »Mr. Kimberlain wird gleich gehen. Ich habe ihm ein paar Minuten meiner Zeit gewährt.«
Die Wachen traten vorsichtig hinaus. Einer von ihnen schloß die Tür hinter sich.
Der Fährmann trat um den Schreibtisch herum, damit die Frau ihn bequemer sehen konnte. »Ich weiß diese paar Augenblicke zu schätzen.«
»Was wäre geschehen, wenn ich den Wachen befohlen hätte, Sie hinauszuführen?«
»Es wäre ihnen wahrscheinlich nicht gut bekommen.«
»Und wenn ich ihnen befohlen hätte, von ihren Waffen Gebrauch zu machen?«
»Wäre es ihnen wohl noch schlechter bekommen.«
»Sie scheinen sehr selbstsicher zu sein, Mr. Kimberlain. Oder soll ich Sie lieber Fährmann nennen?«
»Wie ich sehe, haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht.«
»Es war nicht schwer, einiges über Sie herauszubekommen.« Ihr Blick wurde nachdenklich. »Man könnte Sie am besten als eine Art Rächer beschreiben, nicht wahr?«
»Nein, aber fahren Sie fort.«
»Ein Lone Ranger ohne Maske. In den drei Jahren Ihres Lebens, über die es keine Unterlagen gibt, haben Sie wohl für irgendeine Regierungsstelle gearbeitet.«
»Für irgendeine.«
»Kurz nach dieser Lücke wird Ihre Lebensgeschichte sehr interessant. Sie holen Katzen von Bäumen und helfen alten Damen über die Straße – jeden Tag eine gute Tat, nicht wahr?«
Kimberlain hob zwei Finger. »Pfadfinderehre.«
»Wollen Sie sich nicht setzen?«
»Dann könnte ich nicht mehr so schnell reagieren.«
»Und Sie glauben, Sie müssen schnell reagieren?«
»Es besteht immer eine Möglichkeit.«
Lisa überlegte kurz. »Ich habe Sie nicht in mein Büro kommen sehen.«
»Ich bin hineingegangen, als Sie nicht hinsahen.«
»Ein schöner Trick.«
»An manchen Tagen kann ich recht überzeugend sein.«
»Dann haben Sie sich heute einen schlechten Tag ausgesucht, Mr. Kimberlain. Ich habe keinen Bedarf für Ihre ziemlich einzigartigen Dienste. Bei mir gibt es nichts mehr zu rächen.« Dann, etwas weicher: »Das habe ich schon selbst erledigt.«
»Entdecke ich da einen Anflug von Mißbilligung in Ihrer Stimme?«
»Nur,
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