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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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klar wurde, dass sie beide hier völlig allein im Wald waren, weit weg von allem.
    Sie brauchte irgendein Druckmittel. Er sah sich auf der Lichtung um, während sie ihn aufmerksam beobachtete.
    »Haben Sie sie hier gefunden?«, fragte er. »Nein, ich habe hier gegraben. Hier waren sie nicht.«
    Bis jetzt hatte Meredith Hals Theorie über seinen Onkel keinen Glauben geschenkt. Selbst wenn Dr. O’Donnell recht hatte und es tatsächlich Julian Lawrence’ blaues Auto gewesen war, das sie gleich nach dem Unfall auf der Straße gesehen hatte, so konnte sie sich höchstens vorstellen, dass er einfach nicht angehalten hatte, um zu helfen. Aber jetzt schien das alles nicht mehr so abwegig.
    Meredith machte einen Schritt rückwärts. »Hal muss jeden Moment hier sein«, sagte sie.
    »Und was ändert das?«
    Sie sah sich um, überlegte, ob sie entkommen könnte. Sie war viel jünger, viel fitter als er. Aber sie wollte Léonies Handarbeitskiste nicht auf dem Boden stehenlassen. Und auch wenn Julian Lawrence meinte, sie wollte ihm mit dem Gerede von Wölfen bloß Angst einjagen, so wusste sie doch, dass sie, unmittelbar bevor er aufgetaucht war, etwas gesehen hatte, irgendein Raubtier, das am Rand der Lichtung lauerte.
    »Geben Sie mir die Karten, und Ihnen passiert nichts«, sagte er.
    Meredith ging noch einen Schritt zurück. »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Ich denke, es spielt keine Rolle, ob Sie mir glauben oder nicht«, sagte er, und dann, als wäre ein Schalter umgelegt worden, verlor er plötzlich die Beherrschung und schrie: »Geben Sie sie mir!«
    Meredith taumelte noch weiter nach hinten, die Karten an den Körper gepresst. Dann roch sie es wieder. Stärker als zuvor, ein ekelerregender Gestank nach verdorbenem Fisch und ein noch durchdringenderer Brandgeruch.
    Doch Lawrence nahm nichts anderes mehr wahr als die Karten, die sie fest in der Hand hielt. Er kam einfach weiter auf sie zu, näher und näher, und streckte die Hand aus.
    »Lass die Finger von ihr!«
    Sowohl Meredith als auch Lawrence drehten sich ruckartig in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, während Hal schreiend aus dem Wald gerannt kam. Er stürmte geradewegs auf seinen Onkel zu.
    Lawrence drehte sich um und ging in Angriffshaltung, holte weit aus und erwischte ihn mit der rechten Faust unter dem Kinn. Völlig überrumpelt stürzte Hal zu Boden, und Blut strömte ihm aus Mund und Nase.
    »Hal!«
    Er trat nach seinem Onkel, traf ihn seitlich am Knie. Lawrence strauchelte, fiel aber nicht. Hal versuchte aufzustehen, aber Julian, obwohl älter und deutlich schwerer, war ein erfahrener Kämpfer und hatte seine Fäuste schon häufiger gebraucht als Hal. Seine Reaktionen waren schneller. Er nahm beide Hände zu einer Doppelfaust zusammen und schlug sie mit voller Wucht in Hals Nacken.
    Meredith sprang zu der Kiste, warf die Karten hinein und knallte den Deckel zu. Dann lief sie zu Hal, der bewusstlos auf dem Boden lag.
    Julian hat nichts zu verlieren.
    »Geben Sie mir die Karten, Ms. Martin.«
    Ein heftiger Windstoß verstärkte den Brandgeruch. Diesmal roch auch Lawrence ihn. Verwirrung flammte kurz in seinen Augen auf.
    »Wenn es sein muss, töte ich Sie«, sagte er in einem so beiläufigen Ton, dass die Drohung umso glaubwürdiger klang. Meredith antwortete nicht. Jetzt wurden die flackernden Kerzen, die sie in ihrer Phantasie an den Wänden der Grabkapelle gesehen hatte, zu zuckenden Flammen in Orange und Gold und Schwarz. Die Kapelle fing Feuer. Dunkler Rauch wälzte sich auf die Lichtung, umhüllte die Steine. Meredith glaubte, das Knistern und Spritzen der Farbe auf den Heiligenfiguren zu hören, als sie in Flammen aufgingen. Das Glas in den Fenstern zerplatzte nach außen, als die Metallrahmen sich verbogen.
    »Sehen Sie das denn nicht?«, schrie sie. »Sehen Sie denn nicht, was passiert?«
    Plötzlich huschte Angst über Julians Gesicht, und nacktes Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen. Meredith drehte sich um, aber sie war zu langsam, um es noch klar sehen zu können. Etwas jagte an ihr vorbei, irgendein Tier mit schwarz verfilztem Fell, eine seltsam ruckartige Bewegung, und sprang.
    Julian schrie.
    Meredith sah entsetzt zu, wie er zu Boden fiel und versuchte, auf allen vieren rückwärtszukrabbeln, dann seinen Rücken durchdrückte wie eine groteske Krabbe. Er warf die Arme hoch, als kämpfte er mit einem unsichtbaren Wesen, schlug ins Leere, brüllte, dass ihm irgendetwas das Gesicht zerfetze, die Augen, den Mund. Seine Hände

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