Die achte Offenbarung
du nichts aufschreiben von dem, was ich dir sagen werde, noch ein Bildnis davon anfertigen, bis ich wiederkomme und dir den Weg zeige.
In meiner Verwirrung fragte ich mich, warum Gott in seiner Allmächtigkeit den Engel nicht zu jenem schickte, für den die Worte bestimmt waren, und stattdessen mir diese Aufgabe auftrug.
Der Engel aber erkannte meine Gedanken. Zweifle nicht, sagte er, denn der Zweifel ist die Saat des Teufels. Wisse aber, dass Gott der Allmächtige jenen prüfen wird, der deine Worte liest. Dieser wird zweifeln. Und wenn seine Zweifel größer sind als sein Glaube, so wird er Gott fehlen, und alle Menschen werden Gott fehlen, und Gott wird sie richten, wie es dem Johannes offenbart wurde. Ist er aber stark im Glauben, so liegt es in seiner Macht, die Menschen zumwahren Gott zu führen und ihre Seelen zu erretten. Darum wisse, dass Gott der Herr dem Menschen die Wahl lässt zu zweifeln, denn nur, wer den Zweifel kennt, kann wahrhaftig glauben.
Die Weisheit seiner Worte erfüllte mein Herz, und ich verstand, was von mir verlangt wurde, und erfreute mich an der Güte und Größe des Herrn. Doch wusste ich nicht, warum gerade mir, einem unwürdigen Bruder, diese große Aufgabe zuteilwurde. Da bekam ich große Angst, und eine Furcht erfüllte mich, dass ich der Aufgabe des Engels nicht gerecht werden und im Antlitz des Herrn versagen könnte.
Doch der Engel sprach zu mir: Verzage nicht, denn der Herr hat dich erwählt, und Seine Wahl ist stets weise. Eine große Bürde wirst du tragen dein Leben lang, doch dein Glaube wird sie dir leichter machen.
Und ich hörte die Worte und bewahrte sie in meinem Herzen, und jeden Tag seit jenem habe ich sie gesprochen, auf dass keines davon jemals aus meinem Geiste verloren ginge, und nichts verändert noch zugefügt noch hinweggelassen. Nichts aber habe ich aufgeschrieben und kein Bildnis gemacht, bis der Engel mir zum dritten Mal erschien.
Nun sollst du aufschreiben, was ich dir gesagt habe und was ich dir noch sagen werde, verkündete er. Doch schreibe es in Zeichen, die niemand deuten kann außer dir selbst. Eines Tages jedoch wird der kommen, dem der Herr die Schrift offenbaren wird. Und dieser wird deine Worte verstehen und die Botschaft empfangen.
Und der Engel lehrte mich die Zeichen, um meine Worte zu verhüllen, und er leitete mich an, wie ich diese Zeichen hinter anderen Zeichen verbergen sollte.
Du, der du dies liest, ich flehe dich an: Folge meinen Worten und sei stark im Glauben, denn alles, was ich aufschreibe,ist wahr und entspringt der Weisheit unseres Herrn, des allmächtigen Gottes, der Seinen Sohn Jesus Christus opferte, um uns zu erretten. Doch wir haben Ihm gefehlt und fehlen Ihm immer, und jene, die in Seinem Namen sprechen, fehlen Ihm aufs Übelste, und Jesus und die Heilige Mutter Gottes weinen im Himmel ob dieser Frevel. Du aber kannst die Menschen auf den rechten Weg führen, wenn du im Glauben stark bist und die Zweifel, die Satan in dir gesät hat, überwindest.
So flehe ich dich an im Namen aller sündigen Seelen, die auf ihren Richtspruch warten, und all derer, die noch ungeboren sind: Folge meinen Worten und verkünde Gottes Weisheit, auf dass die Gnade ihnen zuteilwerde und sie vor der Finsternis errettet werden können.
Wisse, dass alles, was der erste Engel mir sagte, hinter den Worten verborgen ist, welche die alten Könige bezeugen, die neben den jungen im Lichte Gottes stehen, wo die Heiligsten ruhen. Denn diese standen über mir, als der Engel mir erschien, wo ich in Seinem prachtvollen Haus zum Gebet kniete, am Ziel meiner Wallfahrt im Jahre des Herrn vierzehn hundert elf.
Und wahrhaftig, dieses offenbarte mir der Engel.
Der lesbare Text endete dort, wo im Manuskript ein neuer, mit der Zeichnung eines Königs verzierter Abschnitt begann. Paulus hatte versucht, die nächste Seite zu übersetzen, indem er wie bisher für jede Glyphe den entsprechenden lateinischen Buchstaben einsetzte, doch das Resultat ergab keinen Sinn mehr:
AYC LOZEVKIO EXRQ YXF, EHAGVNFJ NXF PSIZTMG GTXVTP
Der Mönch hatte mitten im Text das Verschlüsselungsverfahren geändert. Paulus ahnte, dass es nicht so einfach werden würde, den folgenden Teil zu knacken, schon gar nicht in seinem übermüdeten Zustand. Also ging er zu Bett.
4.
Washington D. C., Maryland, Freitag 15:53 Uhr
Eddie starrte missmutig auf seinen Schreibtisch, der in einem Großraumbüro im dritten Stock eines tristen Bürogebäudes im Regierungsviertel von Washington stand.
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