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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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Untergrundaktivität ging.
    Wilson hatte keine Idee, was mit dem »Atem Allahs« gemeint sein könnte. Aber darüber konnten sich andere den Kopf zerbrechen. Er klickte auf »Akzeptieren« und wandte sich der nächsten Aufgabe zu.

11.
Köln, Sonntag 22:17 Uhr
    Auf dem Esszimmertisch standen zwischen etlichen vollgekritzelten Blättern ein Teller mit einem halb gegessenen Käsebrot und ein leerer Kaffeebecher. Paulus stützte die Hände in den Kopf. Er war erschöpft, doch er war viel zu aufgekratzt, um eine Pause zu machen. Er las noch einmal die Sätze, die er bisher entschlüsselt hatte:
    Eine Jungfrau wird kommen, der Heilige Geist wird sie erleuchten, und sie wird Worte des Mutes und der Tapferkeit sprechen. Sie wird das Schwert nehmen und die Gläubigen gegen die Übermacht der Belagerer führen, und mit Gottes Hilfe werden sie obsiegen. Sie wird aus vielen Wunden bluten, doch wird sie nicht weichen, die Herzen der Feinde aber werden mit Ehrfurcht und Schrecken gefüllt, und jene werden fliehen. Die Heilige wird aber verraten und verleumdet und falsches Zeugnis wider sie wird abgelegt werden im Namen Gottes, unseres Herrn, sodann falsches Urteil wird gesprochen. Auf einen großen Platz wird man sie führen und auf das Holz binden, doch wird sie nicht wanken im Glauben. Die Flammen werden sie verzehren, und sie wird Qualen erleiden, doch wird sie nicht wanken im Glauben. So wird sie eingehen in das Himmelreich und aufgenommen in die Gemeinschaft der Heiligen.
    Am Ende dieses Textabschnitts war Paulus auf Glyphen gestoßen, die bisher im Dokument noch nicht aufgetaucht waren, die er aber
     sofort erkannte:

    »Was ist?«, fragte Mele. »Stimmt was nicht?« Sie hatte die meiste Zeit stumm neben Paulus gesessen und ihm zugesehen. Zu Anfang hatte ihn das nervös gemacht, aber irgendwann war er so in seine Arbeit vertieft gewesen, dass er sie kaum noch bemerkte. Dirk hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen, so als sei es ihm unangenehm, im selben Raum wie Mele und Paulus zu sein.
    »Die Symbole hier«, sagte Paulus und zeigte darauf. »Das sind eindeutig astrologische Zeichen. Das da, das wie eine Vier aussieht, steht für Jupiter. Das Symbol daneben ist das Sternzeichen Stier. Das hier, das Zeichen für das männliche Geschlecht, wird in der Astrologie für den Mars verwendet. Die anderen sind das Sternzeichen Jungfrau, das Symbol für Saturn, dann der Steinbock, der Mond und noch mal der Steinbock.«
    »Was ist daran so merkwürdig? Astrologie war doch im Mittelalter weit verbreitet, oder?«
    »Ja, schon. Trotzdem: Dieser Mönch gibt sich eine wahnsinnige Mühe, seinen Text auf komplizierte Weise zu verschlüsseln. Und dann tauchen plötzlich mittendrin diese Symbole auf, die im Mittelalter so ziemlich jeder kannte. Das ist schon merkwürdig. Ich bin nicht sicher, was ich davon halten soll.«
    »Darf ich mal lesen, was du bisher entziffert hast?«
    Paulus reichte ihr das Blatt.
    Sie las mit gerunzelter Stirn. »Was bedeutet das?«
    »Mit der Jungfrau ist zweifelsohne Jeanne d’Arc gemeint, die Jungfrau von Orleans.«
    »Das heißt, der Engel hat ihm prophezeit, dass dieJungfrau von Orleans kommen wird? Ich dachte immer, das wäre nur eine Geschichte.«
    »Nein, die gab es wirklich. Sie hat die Franzosen zum Sieg gegen eine Übermacht der Engländer geführt und wurde später wegen Ketzerei hingerichtet, genau, wie es da steht. Sie ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten des Mittelalters.«
    »Also ist es eine echte Prophezeiung?«
    »Wohl kaum. Jeanne d’Arc wurde 1431 hingerichtet, wenn ich mich richtig erinnere, also zu Lebzeiten Hermo von Lomersheims. Er hat ein Ereignis beschrieben, über das damals die halbe Welt geredet haben muss.«
    »Aber warum hat er es so beschrieben, als läge es in der Zukunft?«
    »Das weiß ich auch nicht. Vielleicht wollte er die Sache mit der Engelserscheinung ein bisschen aufbauschen. Mir ist auch nicht klar, warum er dieses Ereignis so kompliziert verschlüsselt hat, wo es doch zu der Zeit jeder kannte. Und jetzt noch diese astrologischen Symbole. Mir kommt das Ganze mehr und mehr wie das sinnlose Geschreibsel eines verwirrten alten Mannes vor.«
    »Aber warum ist dann jemand so hinter dem Buch her?«
    Paulus konnte nur mit den Schultern zucken.
    Mele beugte sich vor, um die Symbole in dem Manuskript zu betrachten. »Na das passt doch: eine Jungfrau, Mars, der Kriegsgott …«
    »Ja, schon. Aber wozu sollte Hermo von Lomersheim diese Symbole einfügen, wenn sie nur das

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