Die Achte Suende
wundert mich nicht!« Malberg lachte verbittert. »Nach allem, was wir bisher in Erfahrung gebracht haben. Auch das Haus in der Via Gora, das sie als Concierge versorgte, befindet sich im Besitz der Kirche.«
Caterina nickte zustimmend. »Als Hausbeschließerin bekam die Fellini alles mit, was in dem Gebäude vor sich ging. Unter anderem auch, dass Marlene Ammer mit einem hohen Würdenträger der Kurie den Zölibat brach.«
»Gonzaga!«, fiel ihr Malberg ins Wort. Er lief rot an und brachte kein weiteres Wort hervor.
»Es lässt sich nicht leugnen. Gonzaga hatte mit Marlene ein Verhältnis.«
Lukas sah Caterina lange an. Sein Verstand weigerte sich, das eben Gehörte zur Kenntnis zu nehmen. Caterina ahnte die Wut und den Schmerz, die sich hinter seinem starren Blick verbargen. »Gonzaga und Marlene«, murmelte er tonlos. »Dann war es also Gonzaga, der sich hinter den Namen der Propheten in ihrem Notizbuch verbarg.«
Minutenlang standen sich die beiden schweigend gegenüber. Caterina war irgendwie erleichtert, aber sie empfand keine Genugtuung, dass sie Malberg die Augen geöffnet hatte. Auch hütete sie sich vor einer abfälligen Bemerkung. Verlegen wandte sie sich um und knöpfte ihre Bluse auf, die noch immer klatschnass an ihrem Körper klebte. Dann begann sie sich trocken zu reiben.
»Du wirst dich erkälten«, hörte sie Malberg sagen. »Willst du mit mir duschen?«
Lukas umfasste sie von hinten und begann an ihrem nassen Rock zu nesteln, bis dieser zu Boden glitt. In Sekunden entledigte er sich seiner eigenen Kleidung. Dann schob er Caterina vor sich her in das kleine Badezimmer, in dem es nicht mehr gab als ein Waschbecken und eine Dusche.
Gemeinsam genossen sie das heiße Wasser, das aus dem altmodischen Duschkopf auf sie niederprasselte. Caterina drehte sich um und schmiegte sich an ihn. Sie merkte, wie die Lust in ihr aufstieg. Während er ihre Brüste knetete, spürte sie seine Erektion. Er drängte sich fordernd an sie. Das Rauschen des Wassers übertönte ihr leises Stöhnen. Caterina beugte sich leicht nach vorne. Sie war erstaunt, mit welcher Leichtigkeit Lukas in sie eindrang.
»Du musst sie vergessen, versprich mir das«, sagte Caterina, als sie sich wieder etwas aufrichtete und seinen heftiger werdenden Bewegungen immer mehr Widerstand entgegensetzte. Die Empfindungen unter dem prickelnden Wasserstrahl raubten ihr den Verstand. Das Gefühl war unvergleichlich, und wenn ihr überhaupt noch etwas durch den Kopf ging, dann war es der Gedanke, dass sie von Lukas, diesem verqueren Typen, nie mehr loskommen würde.
Lukas fühlte nicht anders. Nichts ist für einen Mann erregender als die Erregung einer Frau. Flüchtig dachte er an Marlene und war erstaunt, wie locker er die Enttäuschung wegsteckte. Und dann dachte er gar nichts mehr. Ein gewaltiger, nicht enden wollender Orgasmus, den beide im gleichen Moment erlebten, ließ ihn alles vergessen.
Eng umschlungen sanken sie auf den Boden der Dusche. Malberg stellte das Wasser ab. Er spürte Caterinas heißen Atem in seinem Gesicht. Sie hielt die Augen geschlossen, als weigere sie sich, das Ende des aufregenden Spiels zur Kenntnis zu nehmen. Längst schmerzten die Verrenkungen, welche die Enge der Duschkabine ihnen abverlangt hatte. Aber es war ein wohltuender Schmerz, ein Schmerz, der in Lust überging, noch ehe er wehtat.
Gegen die Scheibe des schmalen Fensters trommelte noch immer der Regen. Caterina unterdrückte ein Lachen, weil ihr in den Sinn kam, dass sie diesem gottverdammten, nicht enden wollenden Regen den besten Sex ihres Lebens verdankte.
Lukas befreite sich schließlich aus den Verschlingungen ihrer Körper. Dann half er Caterina auf die Beine und trug sie in das Zimmer nebenan. Weil er nichts Passendes fand, legte er ein Tischtuch um ihre Schultern. Die durchnässte Kleidung hängte er über die Stuhllehnen in der Küche zum Trocknen.
Nachdenklich kehrte er zu Caterina zurück. Mit dem Tischtuch um die Schultern saß sie da wie ein Häufchen Elend. Nur ihr Blick verriet, dass sie alles andere als unglücklich war.
Malberg strich ihr das zerzauste Haar aus dem Gesicht und setzte sich neben sie. »Eines kapiere ich trotzdem nicht«, begann er nachdenklich, während er starr geradeaus blickte, »wenn Kardinal Gonzaga mit Marlene ein Verhältnis hatte …«
»Jetzt bist du enttäuscht«, unterbrach ihn Caterina. »Ich habe auch lange überlegt, ob ich es dir sagen soll. Aber wenn wir mit unseren Nachforschungen weiterkommen
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