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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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ich von der Kirche keine Hilfe erwarten darf.«
    »Dessen dürfen Sie sich in der Tat sicher sein! Man schlachtet die Kuh nicht, die einem Milch gibt.«
    »Keineswegs. Um im Bild zu bleiben: Ich habe nicht vor, die Kuh zu schlachten. Ich will ohne Aufsehen von der Weide verschwinden. Das ist ein Unterschied.«
    Moro machte eine abfällige Handbewegung. »Wer nicht für mich ist, ist gegen mich, spricht der Herr. Aber Sie haben meine Frage noch immer nicht beantwortet.«
    »Welche Frage?«
    »Die Frage: Was führt Sie eigentlich hierher, nach Burg Layenfels? Sind Sie ein Parteigänger des abtrünnigen Kardinals? Sozusagen die Laus im Pelz der Kurie?«
    »Denken Sie, was Sie wollen, Herr Kardinal. Und jetzt gehen Sie bitte!«
    Moro und sein Sekretär kamen der Aufforderung ohne Widerspruch nach, und Soffici packte hastig seinen Koffer.

Kapitel 44
    Seit Malberg sich gegenüber Caterina so ablehnend verhielt, herrschte eine angespannte Stimmung zwischen ihm und Barbieri. Barbieri nannte ihn eigensinnig und egoistisch und obendrein dumm, weil Malberg nicht begreifen wollte, dass Caterina ihn wirklich liebte. Für den schlechten Charakter ihres Bruders könne er Caterina wirklich nicht verantwortlich machen.
    Verstärkt wurde die trübe Stimmung an diesem Donnerstagmorgen noch durch den Nieselregen und den grauen Dunst, der seit Tagen über der Stadt lag und die Straße hinter dem protestantischen Friedhof noch trostloser erscheinen ließ als an sonnigen Tagen.
    Missmutig warf Barbieri einen Blick aus dem Fenster. Auf dem heutigen Terminplan stand eine Observierung. Aufträge wie dieser stellten Barbieris Haupteinnahmequelle dar. In diesem Fall wollte die Ehefrau eines Beamten aus dem Justizministerium wissen, wie es um die Treue ihres Mannes bestellt sei. Ein Foto und ein Zettel mit den notwenigen Angaben mussten genügen, um dem Justizbeamten auf die Schliche zu kommen.
    Für die notwendigen Beweisfotos benützte Barbieri eine Digitalkamera Nikon D80 mit einem starken Teleobjektiv. Sie war die wichtigste Investition seiner Detektei. Entsprechend umsichtig behandelte er das gute Stück. Mit einem Pinsel entfernte Barbieri kaum sichtbare Stäubchen vom Objektiv. Dann brachte er die Kamera in Anschlag und machte wahllos eine Aufnahme aus dem Fenster.
    »Du rechnest wohl damit, dass deine Klienten dir die Beweismittel sozusagen frei Haus liefern?«, spottete Malberg.
    »Dummkopf«, giftete Giacopo zurück und verstaute die Kamera in einer schilfgrünen Umhängetasche aus Segeltuch. »Aber an deiner Stelle würde ich mal einen Blick aus dem Fenster werfen. So ein Blick aus dem Fenster kann sich manchmal sehr positiv auf die Stimmung auswirken.«
    Malberg verstand nicht, was Barbieri meinte. Immerhin – seine Worte machten ihn neugierig. Er erhob sich vom Küchentisch, an dem beide gemeinsam gefrühstückt hatten, und trat ans Fenster.
    Der Regen hatte eher noch zugenommen, und der Blick aus dem Fenster war nicht gerade dazu angetan, seine miese Stimmung zu heben. Da entdeckte er im Hauseingang auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine junge Frau. Sie trug einen kurzen Mantel mit Kapuze. Malberg erkannte sie sofort: Caterina.
    Im ersten Augenblick war Lukas Malberg freudig erregt, aber schon im nächsten musste er wieder an die unseligen Zusammenhänge mit ihrem Bruder Paolo denken. »Das ist Caterina«, sagte er leise und bedacht, jede emotionale Regung zu unterdrücken. »Auf wen sie wohl wartet?« Es war eine rhetorische Frage. Kaum ausgesprochen, bemerkte er selbst, wie dumm er daherredete.
    »Auf wen wohl?«, äffte Giacopo Lukas nach. »Vermutlich auf Leonardo di Caprio oder Brad Pitt. Ich finde, du benimmst dich, was Caterina betrifft, ziemlich daneben. Mit dem Aussehen und ihrer Intelligenz könnte die Signorina ganz andere Typen haben. Aber nein, ausgerechnet in so einen verqueren nachtragenden Deutschen muss sich das Mädel vergucken! Ich will dir mal was sagen:
Ich
würde Caterina nicht von der Bettkante stoßen. Ich nicht! Vielleicht erkennt sie ja irgendwann, wie blöd du bist. Ich tröste sie dann gerne.«
    Barbieris Worte lösten bei Malberg einen Tobsuchtsanfall aus. Wütend wie ein Stier ging er auf Giacopo los und versetzte ihm einen Faustschlag. Der Schlag traf die Nase, und im Bruchteil einer Sekunde lief Giacopo ein rotes Rinnsal über Lippen und Kinn.
    »Ich warne dich! Lass die Finger von Caterina!«, zischte Malberg.
    »He«, erwiderte Barbieri, während er sich mit dem Handrücken das Blut aus

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