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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Ermittlungsergebnisse vernichtet wurden.«
    »Aus welchem Grund, Dottore?«
    »Wenn ich das wüsste, wären wir einen großen Schritt weiter. Auf jeden Fall scheint es, als sollten gewisse Fakten oder Personen aus dem Fall herausgehalten werden. Als Oberstaatsanwalt Burchiello mir eröffnete, dass eine Neuaufnahme der Ermittlungen unerwünscht sei, wurde ich zufällig Zeuge eines Telefongesprächs. Es hörte sich an, als ob Burchiello einen Befehl entgegennahm. Er dienerte wie ein Lakai und redete den unbekannten Anrufer mit Excellenza an.«
    »Excellenza?«
    »Ja. Excellenza. Ich habe mich inzwischen schlau gemacht, wem diese Anrede zusteht: Unter Pius XI. ist die Anrede, die bis dahin nur Patriarchen und Apostolischen Nuntii zustand, auf alle Bischöfe und leitenden Kurialprälaten ausgedehnt worden. Vom Zweiten Vatikanischen Konzil wurde diese Regelung wieder abgeschafft zugunsten der Anrede Eminenz. Heute ist die Anrede nur noch für Botschafter und Gesandte üblich und für den Kardinalstaatssekretär im Vatikan.«
    Auf die Erklärung des Staatsanwalts reagierte Caterina mit langem Schweigen.
    »Signorina, sind Sie noch da?«, unterbrach Mesomedes die lähmende Stille.
    Nach allem, was sie bisher über Gonzaga in Erfahrung gebracht hatte, war Caterina nicht allzu überrascht. Aber dass Gonzaga sogar bei der römischen Staatsanwaltschaft die Finger im Spiel haben sollte, beunruhigte sie sehr.
    »Ja, ich bin noch da«, antwortete sie. »Mir gehen nur einige Dinge durch den Kopf, denen ich bisher keine Bedeutung beigemessen habe.«
    »Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann –«, holte Mesomedes aus.
    »Schon gut«, beendete Caterina das Gespräch. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Mesomedes an ihr selbst mindestens ebenso interessiert war wie an dem Fall Marlene Ammer.

Kapitel 47
    Es war merkwürdig: Als Malberg von Caterina erfuhr, dass der Haftbefehl gegen ihn aufgehoben worden sei, empfand er nicht das geringste Glücksgefühl. Im Gegenteil. Sein erster Gedanke war: Das ist nichts anderes als eine Finte. Lukas, sei wachsam!
    Mit Engelszungen redete Caterina auf ihn ein, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass er ein freier Mann war. Zweifellos hatte das Geschehen der letzten Wochen Malberg verändert. Er fühlte sich von allem und jedem verfolgt. Jetzt musste er versuchen, seinem Misstrauen Einhalt zu gebieten und seine Bedenken, die immer neue Vermutungen hervorbrachten, zu zügeln. Vor allem musste er wieder in sein normales Leben zurückfinden.
    Caterinas Aufforderung, er solle sich endlich wieder um sein Antiquariat kümmern, hatte Malberg zunächst abgelehnt mit dem Einwand, er könne nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen, solange Marlenes Tod nicht aufgeklärt sei. Nach langer Diskussion behielt Caterina die Oberhand, und Malberg willigte ein, für zwei Tage nach München zu fliegen, um nach dem Rechten zu sehen. Übermorgen, kündigte er an, wolle er in Rom zurück sein.
    Immerhin war er wieder in der Lage, einen Flug auf seinen Namen zu buchen und mit der eigenen Kreditkarte zu bezahlen. Fräulein Kleinlein, der er seine Rückkehr telefonisch ankündigte, geriet völlig aus dem Häuschen, als sie seine Stimme hörte. Sie habe, ließ sie ihn wissen, nach Wochen ohne Nachricht schon das Schlimmste befürchtet.
    Auf dem Weg zum Flughafen Fiumicino nutzte der Taxifahrer geschickt jede Lücke im Verkehr, um schneller voranzukommen. Malberg konnte nicht umhin, besorgt nach möglichen Verfolgern Ausschau zu halten. So sehr hatte ihn das Geschehen der letzten Wochen geprägt. Trotz des dichten morgendlichen Berufsverkehrs erreichte er sein Ziel nach vierzigminütiger Fahrt.
    Die Eile des Taxifahrers erwies sich als nutzlos, denn Flug AZ 0432 der Alitalia, Abflug neun Uhr fünfundvierzig, Ankunft in München elf Uhr fünfundzwanzig, hatte Verspätung. »De-layed« blinkten die grünen Lichter auf der großen Anzeigetafel in der Abflughalle. Eine rothaarige Stewardess am Flugschalter der Alitalia fand tröstende Worte für die etwa einstündige Verspätung, bedingt durch einen Reifenwechsel an dem Embraer Regionaljet, und verteilte Gutscheine für ein ausgiebiges Frühstück in einem Bistro.
    Das Frühstück kam Malberg nicht ungelegen, denn er hatte Barbieris Wohnung ohne eine Tasse Kaffee verlassen – von Rührei mit Schinken oder ähnlichen Verlockungen ganz zu schweigen. Übermorgen, nach seiner Rückkehr – das nahm er sich fest vor – würde er bei Barbieri

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