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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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ein misstrauisches Gesicht.
    »Ich wollte, es wäre so. Nein, Max, das ist die Wahrheit. Auch wenn sie wie ein Thriller klingt. Bedauerlicherweise war ich der Letzte, der mit Marlene telefoniert hat. Dadurch habe ich mich natürlich verdächtig gemacht. Seitdem war die Polizei hinter mir her. Bis vor wenigen Tagen der Haftbefehl wieder aufgehoben wurde. Jetzt kannst du dir vorstellen, warum ich mich selbst daran gemacht habe, den Fall aufzuklären.«
    »Bist du vorangekommen?«
    »Ach was! Je mehr ich mich in das Geschehen um Marlenes Tod vertiefte, desto mehr wurde ich selbst in den Fall verwickelt. Bisweilen fühle ich mich wie Richard Kimble – auf der Flucht.«
    »Aber du hast doch sicher eine Vermutung?«
    Malberg winkte ab. »Die bisherigen Ergebnisse übersteigen den Horizont eines einfachen Antiquars. Was die Sache darüber hinaus so schwierig macht, ist die Tatsache, dass ich eingestehen muss: Obwohl wir zwei Jahre gemeinsam eine Schulbank drückten, kannte ich Marlene eigentlich kaum.«
    »Und beim Klassentreffen«, fiel ihm Sydow ins Wort, »erzählte jeder nur von sich selbst. Nach dem Motto: Mein Haus, mein Geschäft, mein Auto, meine Geliebte.«
    »So war es. Nur eine verschwieg ihr Leben, als hütete sie ein großes Geheimnis: Marlene.«
    »Jetzt, wo du es sagst … du hast recht. Von Marlene erfuhr man so gut wie gar nichts. Weißt du übrigens, dass sie eine bildhübsche Schwester hat, ein paar Jahre jünger und Stewardess bei der Lufthansa? Sie heißt Liane.«
    »Das höre ich zum ersten Mal.«
    »Eines Tages stand der Name Liane Ammer auf meiner CrewListe. Ich fragte sie: Sind Sie irgendwie verwandt mit einer Marlene Ammer. Ich meine, so häufig ist dieser Name ja auch wieder nicht. Da antwortete sie: Marlene ist meine Schwester. Aber wie sich herausstellte, mochten sie sich nicht besonders. Das soll unter Schwestern nicht selten vorkommen.«
    »Hast du eine Adresse von dieser Liane Ammer?« »Nein. Ich weiß nur, dass sie wie ich in Frankfurt lebt. Aber um auf Marlene zurückzukommen und auf ihr geheimnisvolles Leben; dazu muss ich dir noch was sagen. Es war kurz nach unserem Klassentreffen, da hatte ich einen Break in Rom. Eigentlich nur, um die Zeit totzuschlagen, schaute ich ins Telefonbuch und fand Marlenes Nummer. Ich rief sie an und lud sie zum Essen ein in ein Restaurant ihrer Wahl. Schließlich wusste sie besser als ich, welche Gastronomie gerade angesagt war. Sie kam auch. Aber im Schlepptau hatte sie einen - ich möchte mal
so
sagen - höchst seltsamen Begleiter.«
    »Einen seltsamen Begleiter? Was soll das heißen?« »Verdammt, der Kerl war viel älter als sie und nicht gerade der Typ eines Traummannes - wenn du verstehst, was ich meine. Ich hatte den Eindruck, als wachte er über jedes Wort, das Marlene sagte. Und wenn ich eine Frage stellte, blockte er ab und wechselte das Thema. Das einzig Sympathische, was mir von ihm in Erinnerung blieb - er war Linkshänder, wie Albert Einstein, Bill Clinton und ich.« Und mit einer gewissen Ironie fügte Sydow hinzu: »Es bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung, dass Linkshänder, genetisch bedingt, von besonderer Intelligenz sind ...«
    »Ich weiß, Max, ich weiß«, unterbrach Malberg. »Das hast du schon während unserer Schulzeit allzu deutlich bewiesen. In dieser Hinsicht war ich, ebenso genetisch bedingt, eher ein Rechtshänder. - Aber zurück zu Marlenes Begleiter. Was kam bei dem Gespräch heraus?«
    »Nichts. Es war ein ziemlich langweiliger Abend.« »Aber wer war der Typ? Ich meine, er muss sich doch vorgestellt haben!«
    »Ja sicher. Aber der Kerl wirkte auf mich so unsympathisch, dass ich seinen Namen schon nach zehn Minuten vergessen hatte.« Sydow blickte auf seine Uhr: »Jetzt wird es aber höchste Zeit für mich. War schön, dich getroffen zu haben. Ich glaube, während unserer ganzen Schulzeit haben wir uns nicht so intensiv unterhalten. Ich wäre dir dankbar, wenn du mich, was Marlene betrifft, auf dem Laufenden halten könntest.«
    Das sicherte Malberg zu. Und nachdem sie ihre Telefonnummern ausgetauscht hatten, verschwand Max Sydow durch das Gate, das speziell Crew-Mitgliedern vorbehalten ist.
    Malbergs Frühstück war inzwischen kalt geworden.
    Aus dem Lautsprecher schallte die Ansage: »Alitalia gibt den verspäteten Abflug ihres Fluges AZ 0432 nach München bekannt. Die Passagiere werden gebeten, sich zum Flugsteig 33 zu begeben.«
    Nachdenklich erhob sich Malberg. Sydows Begegnung mit Marlene und dem rätselhaften

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