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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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sei, ich wollte Sie nur von der neuesten Entwicklung in Kenntnis setzen.«
    »Ist schon in Ordnung«, antwortete Caterina beschwichtigend und darauf bedacht, ihre Aufregung zu unterdrücken. »Und sind Sie denn in Ihren Ermittlungen in Sachen Marlene Ammer weitergekommen?«, fügte sie eher beiläufig hinzu.
    Caterina hörte deutlich, wie Mesomedes am anderen Ende der Leitung tief Luft holte. »Ich muss leise sprechen«, begann er umständlich. »Der Fall wird immer mysteriöser. Egal, Tatsache ist, dass Oberstaatsanwalt Burchiello mir ausdrücklich untersagt hat, den Fall neu aufzurollen. Und das, obwohl ich ihm neue Erkenntnisse vortrug, die eine Wiederaufnahme des Verfahrens geradezu erfordern.«
    »Sie meinen die Bilder, die ich bei Marlenes Beerdigung geschossen habe!«
    »Die auch. Aber die standen Burchiello nicht zur Verfügung, als er das Verfahren einstellte. Andere Fakten, die in der Akte aufgeführt sind, fanden hingegen auch keine Berücksichtigung: die seltsamen Duftspuren im Morgenmantel der Toten, die Hämatome an ihrem Oberkörper. Als ich den Oberstaatsanwalt damit konfrontierte, tat er die Erkenntnisse als Lapalien ab. Er warf mir übertriebenen Ehrgeiz vor und empfahl mir, die Verfahrenseinstellung auf sich beruhen zu lassen. Ich liefe Gefahr, meine Karriere zu ruinieren.«
    »Und werden Sie seinem Befehl Folge leisten?«
    »Natürlich nicht. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es hier gar nicht um den Fall Marlene Ammer geht, sondern dass sich hinter dem Tod der Signora eine ganz andere Geschichte verbirgt. Dass es sich vielleicht sogar um eine Art Betriebsunfall handelt.«
    »Tut mir leid. Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, sagte Caterina, obwohl sie ahnte, was Mesomedes durch den Kopf ging.
    »Nun ja, angenommen, ein Kurienkardinal wäre in den Fall verwickelt …«
    »Sie meinen, dass Signora Ammer etwas mit einem Mitglied der Kurie gehabt hat!«
    »Ihre Fotos würden diese Hypothese durchaus stützen.«
    »Nicht nur meine Fotos.« Caterina erzählte Mesomedes in kurzen Worten von ihrem Treffen mit Signora Fellini und was sie dabei erfahren hatte. Mesomedes zeigte sich überrascht.
    »Kompliment. Wir könnten uns zusammentun. Sie sind eine clevere junge Frau. Ich kann mir vorstellen, dass Ihr Auftreten Ihnen Türen öffnet, die einem Mann verschlossen bleiben. Andererseits habe ich Informationsquellen, zu denen sogar eine Journalistin wie Sie keinen Zugang hat.«
    Kein schlechtes Angebot, dachte Caterina, vielleicht sogar die einzige Möglichkeit, das Geheimnis um Marlenes Tod zu lüften. Trotzdem blieb sie skeptisch. Irgendetwas hatte dieser Mesomedes an sich, das sie misstrauisch machte.
    Bevor sie eine Entscheidung traf, wollte sie Zeit gewinnen, sich erst mit Malberg besprechen. »Ihr Vorschlag«, meinte sie schließlich, »klingt nicht uninteressant. Aber gestatten Sie mir eine Frage: Ist es nicht riskant für Sie, gegen den Willen des Oberstaatsanwalts zu handeln? Warum tun Sie es dann?«
    Aus dem Telefonhörer vernahm Caterina ein zynisches Gelächter. »Warum ich das tue? Das will ich Ihnen sagen. Das Verhalten des Oberstaatsanwalts gibt Anlass zu der Vermutung, dass er selbst Mitwisser ist in diesem Komplott. Und so einen Mann zu enttarnen ist der Traum jedes aufstrebenden Staatsanwalts. Sie erinnern sich an die Watergate-Affäre?«
    »Mit Verlaub, Dottor Mesomedes, das war kein Staatsanwalt! Zwei Journalisten enttarnten die Spitzelaffäre!«
    »Ich weiß, aber sie stürzten mit ihren Recherchen einen US-Präsidenten und wurden weltberühmt.«
    »Das ist wahr«, erwiderte Caterina nachdenklich. Dieser Mesomedes war extrem geltungssüchtig, das war ihr schon bei ihrem ersten Treffen aufgefallen. Und wie es schien, hatte er sich in den Fall Marlene Ammer bereits so verbissen, dass er nicht mehr davon loskam.
    Zweifellos würde ihnen dieser Mann noch von Nutzen sein. Möglicherweise hatte Mesomedes recht mit seiner Vermutung, das Komplott könnte die Möglichkeiten eines Einzelnen übersteigen.
    »Und wie wollen Sie jetzt weiter vorgehen?«, erkundigte sich Caterina vorsichtig.
    »Ich würde mir gerne die Wohnung von Marlene Ammer einmal näher ansehen«, antwortete Mesomedes. »Die vorliegenden Akten treffen keine Aussage über die Wohnverhältnisse der Signora oder über irgendwelche Hinweise in der Wohnung. In dieser Richtung gab es nach Aktenlage überhaupt keine polizeilichen Ermittlungen. Ehrlich gesagt kann ich mir das kaum vorstellen. Bleibt nur die Vermutung, dass diese

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