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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Malbergs abschätzende Blicke nicht. Jedenfalls meinte sie plötzlich: »Entschuldigen Sie meine saloppe Aufmachung, aber als ich aus dem Haus ging, wusste ich noch nicht, dass ich Sie treffen würde.«
    Malberg fühlte sich ertappt, und er versuchte der Situation die Peinlichkeit zu nehmen, indem er nüchtern ihre Frage beantwortete: »Ja, ich glaube an Mord.«
    »Verstehe.« Die Reporterin wiegte den Kopf hin und her. Nach kurzem Nachdenken meinte sie: »Verzeihen Sie, wenn ich Sie das frage: In welchem Verhältnis standen Sie zu Signora Ammer?«
    »Sie meinen, ob wir ein Verhältnis hatten?« Malberg rang sich ein Schmunzeln ab. »Die Antwort ist Nein. Sie war eine alte Schulfreundin. Mehr nicht.«
    »Und die Signora war nie verheiratet.«
    »Nein. Jedenfalls soweit mir bekannt ist.«
    »Erstaunlich. Sie soll sehr attraktiv gewesen sein.«
    »Ja, das stimmt. Sie machte im Übrigen eine wundersame Wandlung durch, vom Entlein zum Schwan sozusagen. Bis zum Ende unserer Schulzeit war sie nämlich alles andere als hübsch. Aber als ich sie nach Jahren wiedersah, blieb mir beinahe die Spucke weg. Aus dem unscheinbaren Lenchen war eine äußerst attraktive Marlene geworden.«
    »Hat Marlene Ammer noch Angehörige?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Ihre Mutter, erzählte sie, ist vor zwei Jahren gestorben. Der Vater kam schon vorher bei einem Autounfall ums Leben. Nein, es gibt keine Hinterbliebenen.«
    »Hatte sie Feinde? Oder machte sie je eine Andeutung, der zu entnehmen war, dass sie sich bedroht fühlte?«
    Malberg war bemüht, einen klaren Kopf zu behalten.
    Die Schwüle des Abends und die bohrenden Fragen der Reporterin waren kaum dazu angetan, die Situation, in die er geraten war, leichter zu machen.
    »Hören Sie, Signorina Lima, wenn man sich nach zwanzig Jahren wiedertrifft, hat man sich viel zu erzählen. Da geraten solche Dinge eher ins Hintertreffen.«
    »Ich verstehe«, bemerkte Caterina entschuldigend. Aber schon im nächsten Augenblick bohrte sie weiter: »Wie haben Sie eigentlich vom Tod der Signora erfahren?«
    Malberg zuckte unmerklich zusammen. Er war sich nicht sicher, ob die Reporterin seine Reaktion bemerkt hatte. Er versuchte seine Aufregung zu überspielen: »Die Marchesa hat mich informiert. Hat sie Ihnen das nicht gesagt?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, nein!« Caterina Lima legte den rechten Zeigefinger auf die Lippen, als dächte sie nach.
    Malberg war nicht der Typ, der sich von einer Reporterin in die Enge treiben ließ. Zumal es dafür keinen Grund gab. Aber irgendwie geriet das Gespräch allmählich zum Verhör, und Malberg fand sich plötzlich in der fragwürdigen Rolle wieder, sich verteidigen zu müssen. Er erhob sich.
    »Tut mir leid, wenn ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte. Was ich von Marlene wusste, habe ich gesagt. Jetzt entschuldigen Sie mich. Ich habe noch etwas vor.«
    »Aber nein, Signore, Sie haben mir sehr geholfen. Entschuldigen Sie, wenn ich mit meinen Fragen zu direkt war. Ich stehe ja erst am Anfang meiner Recherchen. Darf ich Ihnen meine Karte dalassen, für den Fall, dass Ihnen noch etwas Wichtiges einfällt?«
    Mehr aus Höflichkeit als aus Überzeugung antwortete Malberg: »Selbstverständlich, ich werde mich sicher noch ein paar Tage in Rom aufhalten. Sie wissen ja, wo Sie mich finden.«
    Nachdenklich ließ er die Karte in der Brusttasche seines Polohemdes verschwinden.

Kapitel 7
    Dicke Regentropfen klatschten gegen die Butzenscheiben von Burg Layenfels. Das hölzerne Bett mit der einfachen Wolldecke als Unterlage war nicht die beste Voraussetzung für einen gesunden Schlaf. Soffici, der Sekretär des Kardinals, starrte in der Dunkelheit auf die dicken Holzbalken an der Decke.
    Alberto, mit dem Soffici das winzige Zimmer teilte, wälzte sich auf seiner Lagerstatt von einer Seite auf die andere. Ein Mann in schwarzer Kleidung hatte ihnen mit wenigen dürren Worten die Unterkunft für die Nacht zugewiesen, einen kahlen, hohen Raum von kaum zehn Quadratmetern, mit zwei Holzpritschen und einem Stuhl zur Kleiderablage, in der Ecke ein Waschbecken, immerhin mit fließendem Wasser.
    »Sie finden auch keine Ruhe, Monsignore?« Aus der Dunkelheit meldete sich Alberto im Flüsterton.
    »Die Inquisition dürfte mit ihren Delinquenten nicht härter umgegangen sein«, gähnte Soffici in einem Anflug von Sarkasmus.
    »Wo ist der Kardinal? Er war auf einmal verschwunden.«
    »Keine Ahnung. Ehrlich gesagt, im Augenblick ist es mir auch ziemlich egal. Wie konnte sich Gonzaga nur so

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