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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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wissen?«
    »Ja, also … Es ist nämlich so«, begann die Reporterin umständlich. »Als Journalistin lebt man vor allem von seinen Kontakten zu wichtigen Leuten …«
    »Das ist mir nicht unbekannt, Signorina.«
    »Nun ja, von einer solchen Kontaktperson bekam ich den Tipp, ich sollte mich für den Tod einer gewissen Marlene Ammer näher interessieren. Ich darf doch auf Ihre Diskretion hoffen, Signor Malberg?«
    Malberg wurde unruhig. Mit einer stummen Handbewegung bedeutete er der Reporterin, sie sollten sich in den Innenhof des Hotels begeben.
    »Und die Marchesa hat Sie auf mich aufmerksam gemacht?«, erkundigte sich Malberg, nachdem sie in den weiß gestrichenen Korbstühlen Platz genommen hatten.
    »Ja«, erwiderte Caterina. »Hätte sie das nicht tun dürfen?«
    Malberg hob die Schultern, ohne zu antworten.
    »Mein Gewährsmann aus dem Polizeipräsidium sagte mir, die Ermittlungen im Fall Marlene Ammer seien auf Weisung von ganz oben eingestellt worden. Und das«, sie beugte sich vor und sah Malberg bedeutungsvoll an, »obwohl alle Indizien auf einen Mord hindeuteten. Derzeit lautet das Ermittlungsergebnis: Tod durch Unfall. Sturz in der Badewanne.«
    »Auf Weisung von ganz oben?«
    »So ist es.«
    Malberg schwieg einen Moment. Das war in der Tat äußerst merkwürdig. Er sah die Journalistin an.
    »Sie haben da Ihre Zweifel?«
    Caterina nickte. »Mein Gewährsmann ist absolut seriös!«
    Malberg lächelte mit einer Bittermiene: »Wissen Sie, Mord und Totschlag ist nicht unbedingt mein Ding. Ehrlich gesagt habe ich noch nie mit der Polizei zu tun gehabt. Welches Interesse sollte ein Mann aus dem Präsidium haben, die Ermittlungen in einem Fall, der zum Unfall deklariert wurde, wieder aufzunehmen?«
    »Oh, da gibt es viele Gründe. Er könnte zum Beispiel Marlene Ammer persönlich gekannt haben.«
    »Möglich. Aber unwahrscheinlich.«
    »Oder es gibt da eine Rivalität in der Führungsetage.«
    »Schon eher wahrscheinlich.«
    »Schließen wir einen Racheakt der Mafia einmal aus, so könnte ein Staatssekretär im zuständigen Ministerium oder sogar der Minister in den Mord verwickelt sein …«
    »Ich glaube«, unterbrach Malberg die Reporterin, »da überschätzen Sie Lenchens Bedeutung!«
    »Lenchen?«
    »So nannten wir sie früher.«
    »Lenchen! Klingt irgendwie komisch. – Oh, verzeihen Sie meine dumme Bemerkung, Signore. Darf ich Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen?«
    Malberg nickte zustimmend. Warum hatte die Marchesa ihm diese Journalistin auf den Hals gehetzt? Wusste sie mehr über ihn?
    »Was für ein Mensch war Marlene?«, erkundigte sich die Reporterin vorsichtig.
    »Jedenfalls kein Mensch, der mit dem Leben nicht fertig wird und sich in der Badewanne ertränkt.« Malbergs Antwort klang gereizt. »Und als wir uns zuletzt begegneten, machte sie nicht gerade einen tattrigen Eindruck, der die Vermutung nahelegt, sie könnte im Badezimmer gestürzt sein.«
    »Wenn ich Sie recht verstehe, glauben Sie also auch an Mord? Warum? Haben Sie dafür irgendwelche Anhaltspunkte?«
    Malberg erschrak. Natürlich hatte er von Anfang an nichts anderes geglaubt als daran, dass Marlene umgebracht worden war. Plötzlich hatte er die beiden Männer vor Augen, die ihn im Treppenhaus fast umgerannt hätten. Aber das konnte er dieser Journalistin natürlich nicht sagen. Er sah das Mädchen wortlos an.
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass Caterina Lima wirklich bildhübsch war. Ihre lässige, um nicht zu sagen nachlässige Kleidung mochte dazu beigetragen haben, dass er das zunächst nicht bemerkt hatte. Caterina trug rosafarbene verwaschene Jeans und eine Bluse undefinierbarer Farbgebung, an der nur die oberen drei Knöpfe bemerkenswert waren, welche den Blick auf einen respektablen Brustansatz freigaben. Sie war groß. Malberg liebte große Frauen. Beim Anblick ihrer langen blonden und im Nacken zu einem Zopf gebundenen Haare kamen ihm Zweifel an der Echtheit der Farbe. Denn ihre schmalen Brauen über den schräg angesetzten Augen waren dunkel, beinahe schwarz. Allerdings ist es kein Naturgesetz, dass Haare und Brauen von ein und derselben Farbe sein müssen. Während Caterina eine niedliche kleine Nase hatte, waren ihre Lippen voll wie die der jungen Sophia Loren – ein Anblick, der Malberg für Augenblicke den Grund ihrer Begegnung vergessen ließ. Dazu redete sie jedoch schnell wie eine Norditalienerin. Malberg, der die Landessprache durchaus beherrschte, hatte bisweilen Schwierigkeiten, ihr zu folgen.
    Caterina entgingen

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