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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Marchesa ist tot.«
    Malberg sah Caterina überrascht an: »Sag das noch mal!«
    »Die Marchesa ist tot. Sie wurde aus einem Auto heraus erschossen, kurz nachdem sie aus der Untersuchungshaft entlassen worden war. Wie du weißt, habe ich sie am Tag zuvor noch im Gefängnis besucht in der Hoffnung, etwas mehr über ihr Verhältnis zu Marlene Ammer zu erfahren.«
    »Und erreicht hast du dabei nichts.«
    Caterina schüttelte den Kopf: »Wenn ich ehrlich sein soll, nichts oder fast nichts.«
    »Was soll das heißen, fast nichts?«
    »Nichts, das dir oder mir irgendwie weiterhelfen würde. Sie ließ sich nur über Männer im Allgemeinen aus. Männer, meinte sie, seien allesamt …«
    »Scheißkerle!«
    »Genauso drückte sie sich aus.«
    »Ein beliebter Spruch unter enttäuschten Frauen. Und, mag sein, manchmal durchaus berechtigt. Und das war alles, was du von ihr erfahren hast?«
    »Mir kam es vor, als hätte sie mit dem Leben abgeschlossen.«
    »Wieso?«
    »Ich weiß nicht. Sie sagte so etwas wie – wenn sie noch am Leben hängen würde, würde sie direkt dankbar sein, im Gefängnis zu sein – da wäre man wenigstens sicher. Sie wusste, dass sie in Gefahr war. Ich konnte die Bedeutung ihrer Worte nicht abschätzen. Kein vernünftiger Mensch hätte aus dieser Bemerkung den Schluss gezogen, dass irgendwelche Mafiosi es auf sie abgesehen hatten.«
    Verlegen und ratlos fuhr sich Malberg mit dem Ärmel über sein regennasses Gesicht.
    »Staatsanwalt Achille Mesomedes«, berichtete Caterina weiter, »hat mir gesagt, dass die Marchesa ermordet wurde. Sonst wüsste ich es nicht. Der Vorfall ähnelt auf seltsame Weise dem Tod von Marlene Ammer. Obwohl es sich um Mord handelt, findet es keine Zeitung für nötig darüber zu berichten.«
    Malberg nickte nachdenklich.
    »Und als ich mich verabschiedete, meinte Lorenza Falconieri, wir würden die wahren Zusammenhänge nie erfahren«, fuhr Caterina fort.
    »Das hast du bereits am Campo dei Fiori erzählt.«
    »Ja. Aber dann, schon im Gehen, machte sie noch diese Bemerkung, über die ich mir andauernd den Kopf zerbreche. Sie fragte, ob ich die Geheime Offenbarung des Johannes kenne. Ich bin keine Nonne, und mein Interesse am Alten Testament hat während meiner Schulzeit sehr gelitten. Also verneinte ich ihre Frage. Schließlich meinte die Marchesa, ich sollte mich mit dem zwanzigsten Kapitel, Vers sieben befassen. Dabei lachte sie ganz irre. Es war gruselig.«
    »So genau kenne ich die Apokalypse auch nicht!« Malberg quälte sich ein ironisches Lächeln ab.
    »Das musst du auch nicht. Ich habe mich inzwischen schlau gemacht.«
    »Und mit welchem Ergebnis?«
    »Die Stelle lautet: ›Wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan losgelassen werden aus dem Kerker.‹ Hast du eine Vorstellung, was das im Zusammenhang mit der Ermordung der Marchesa und dem Tod Marlene Ammers bedeuten könnte?«
    Caterinas Frage hörte Malberg nicht mehr. Denn noch ehe sie geendet hatte, stürmte er davon, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her, und verschwand im Labyrinth der Gräber des Cimitero.

Kapitel 33
    Als der Küster von San Sebastiano morgens kurz vor sechs die Kirche an der Via Appia Antica durch einen Seiteneingang betreten wollte, hielt er erschreckt inne. In mehr als dreißig Jahren, seit er seinen Dienst versah, hatte er nie versäumt, die schmale Tür, die in die Sakristei führte, abzuschließen. Doch an diesem Morgen versagte der Schlüssel seinen Dienst, weil die Tür gar nicht abgeschlossen war.
    Salvatore, so der Name des ergrauten Kirchendieners, der mit seinem buschigen Bart einem alttestamentarischen Propheten ähnelte, schob die Vergesslichkeit auf sein hohes Alter und begann in der Sakristei die liturgischen Gewänder für den Tag zurechtzulegen. Unterdessen fand sich auch die Frühschicht der Reinemachefrauen ein und verteilte sich über den Kirchenraum.
    Gerade hatte der Küster seine Vorbereitungen beendet, da vernahm er durch die Tür, die zum Altarraum führte, einen gellenden Schrei. Salvatore lief nach draußen. Vom Chorraum aus sah er die Reinemachefrauen, die sich im hinteren Teil des Kirchenschiffs um einen Beichtstuhl scharten.
    So schnell es seine alten Beine erlaubten, rannte Salvatore los, um zu sehen, was vorgefallen war.
    »Lucia wollte den Beichtstuhl kehren«, rief die Anführerin der vierköpfigen Putzkolonne dem Küster zu, »da entdeckte sie ihn!«
    »Wen?«
    Die Putzfrau deutete auf die offen stehende Tür des Beichtstuhls. Salvatore schlug ein

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