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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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bringen.
    Während er über die Höhe der Summe nachdachte, mit der dem Kleinwüchsigen beizukommen war, nahm er einen weiteren Schluck aus der Flasche. Er hatte nicht bemerkt, dass er seit geraumer Zeit beobachtet wurde. Als er die Flasche wieder in der Jackentasche verschwinden lassen wollte, trat eine Gestalt von hinten an ihn heran und versuchte ihm die Flasche wegzunehmen. Malberg drehte sich um.
    Es war Caterina. Sie sah ihn vorwurfsvoll an und sagte kein Wort.
    »Was soll das?«, stammelte Lukas Malberg verlegen. Dann wurde er misstrauisch. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    Der Totengräber machte eine hilflose Geste, bestieg seinen schmalspurigen Bagger und ratterte davon.
    »Ich wusste es nicht«, erwiderte Caterina, »aber eine Ahnung sagte mir, dass du irgendwann hier auftauchen würdest.«
    »So, eine Ahnung!« Malberg lachte bitter und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. »Leider war ich selbst ahnungslos und habe dir vertraut. Was hat man dir für die Informationen geboten, die du über mich gesammelt hast? Gratuliere, du hast deine Rolle gut gespielt, nahezu oscarverdächtig! Mir ist jedenfalls nicht aufgefallen, dass ich es mit einer Schauspielerin zu tun habe. Der Sex mit dir, große Klasse! Wie du Liebe und Leidenschaft gemimt hast, großartig. Wo lernt man so etwas? Bei den käuflichen Damen in Trastevere?«
    Caterina holte aus und klatschte Lukas die rechte Hand ins Gesicht. »Du bist betrunken«, stellte sie fest. »Und du tust mir Unrecht. Ich schwöre, ich wusste nichts von Paolos Machenschaften. Gewiss, Paolo ist nicht der Kerl, dem man blind vertrauen kann, aber er ist mein Bruder. Und bisher hat er mir stets die Wahrheit gesagt, wenn ich mich nach seinen Gelegenheitsjobs und den kleinen Gaunereien erkundigte, mit denen er seinen Lebensunterhalt bestritt. Ich habe ihm in meiner Wohnung Unterschlupf gewährt, damit ich ihn besser unter Kontrolle hatte. Paolo ist labil, und wenn er Geld sieht, brennen bei ihm alle Sicherungen durch. Für Geld macht er alles, auch Dinge, womit sich andere nicht die Finger schmutzig machen. Du kannst mir glauben, mich selbst hat Paolo am meisten enttäuscht.«
    Malberg rieb sich die Backe. »Mir kommen die Tränen. Du erwartest hoffentlich nicht, dass ich dir auch nur einen Funken Vertrauen entgegenbringe.«
    Caterina hob die Schultern, als wollte sie sagen: Was soll ich tun, damit du mir glaubst? Dann erwiderte sie: »Jedenfalls habe ich Paolo hinausgeworfen. Ich habe seine Sachen vor die Tür gestellt – viel war es ohnehin nicht - und das Schloss der Wohnungstür ausgetauscht. Mit Paolo will ich nichts mehr zu tun haben. Er hat nicht mal versucht, die Sache abzustreiten. Als er ging, heulte er wie ein kleiner Schuljunge, und er beteuerte, er wolle alles wiedergutmachen.«
    »Du kannst mir viel erzählen«, entgegnete Malberg eigensinnig.
    »Du
musst
mir glauben, Lukas, bitte! Gerade jetzt, wo es so aussieht, als würden wir im Fall Marlene Ammer einen Schritt weiterkommen.«
    Einen Augenblick horchte Lukas Malberg auf.
    »Bei mir hat sich ein junger Staatsanwalt gemeldet«, fuhr Caterina fort, »ein gewisser Achille Mesomedes. Er will den Fall neu aufrollen.«
    »Dass ich nicht lache«, prustete Malberg heraus. »Ausgerechnet jetzt, da die Akten auf höhere Weisung geschlossen wurden. Und dazu kommt er ausgerechnet zu dir? Vermutlich ist das wieder so eine von deinen Geschichten.
    »Der Staatsanwalt hat mich nach dir gefragt«, fuhr Caterina fort, ohne auf Lukas‘Bemerkung einzugehen. »Ich sagte, ich wüsste nicht, wo du dich gerade aufhältst.«
    »Da habe ich ja noch mal Glück gehabt«, entgegnete Malberg zynisch.
    »Du kannst wirklich ekelhaft sein.« Caterina starrte ihn zornig an. »Trotzdem will ich dir noch eine Neuigkeit verraten.«
    Lukas Malberg tat so, als würden ihn Caterinas Worte wenig interessieren. Teilnahmslos starrte er auf den schwarzen Grabstein mit dem Namen Jezabel. Jezabel? - War das nicht eine alttestamentarische Figur, die Tochter eines lyrischen Königs, verheiratet mit dem israelitischen König Ahab? Malberg war nicht so bibelfest wie seine Geschäftsführerin Fräulein Kleinlein, aber Jezabel, dessen war er sich sicher, war jenes abgöttische Weib, das, wie es in der Geheimen Offenbarung des Johannes heißt, die Knechte zur Unzucht verführt.
    Während er vergeblich über die Bedeutung des Satzes: Fürchte dich nicht vor dem, was du zu leiden hast, nachdachte, hörte er Caterinas Stimme wie aus der Ferne: »Die

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