Die Achtsamkeits-Revolution
Wasser zu gehen oder sich durch solide Objekte zu bewegen, stellt für sie eine größere Herausforderung dar. In dieser Phase des Traum-Yoga arbeiten Sie daran, alle möglichen Arten von Traum-Phänomenen zu transformieren und zu erforschen, ob es irgendetwas gibt, das Ihrer Imaginationskraft objektiv widersteht. Auf diese Weise beginnen Sie die Natur des Traumbewusstseins und seine kreativen Kräfte zu erkunden.
Wenn Sie sich längere Zeit einer solchen Praxis widmen, kann das möglicherweise zum Auftreten von Albträumen führen. Und
so besteht auf der dritten Stufe des Traum-Yoga Ihre Aufgabe darin, schreckliche Dinge und Situationen, wenn sie Ihnen begegnen, nicht zu transformieren, sondern sich ihnen im vollen Gewahrsein dessen zu ergeben, dass nichts im Traum Ihnen Schaden zufügen kann. Dies stellt eine Analogie zur früheren Praxis von Den-Geist- in-seinem-natürlichen-Zustand-zur-Ruhe-Bringen dar, bei der Sie erkannten, dass nichts Ihrem Geist Schaden zufügen kann, ganz gleich ob die Gedanken aufgehört haben oder nicht. Ihre eigene Präsenz im Traum sowie alles andere besteht aus illusionären Manifestationen des Bewusstseins, und solange Sie sie nicht als real auffassen - sie für realer und substanzieller halten als sie sind -, kann Ihnen nichts Schaden zufügen.
Auf einer weiteren Stufe des Traum-Yoga lassen Sie den Traum wieder im weiten offenen Raum des Geistes verschwinden und ruhen in einem, von jedem Inhalt leeren, stillen, lichtvoll klaren Gewahrsein des Gewahrseins selbst. Dies ist der Zustand des luzi- den traumlosen Schlafes, und in ihm können Sie sich vielleicht des Speicherbewusstseins und möglicherweise sogar des reinen ursprünglichen Gewahrseins gewahr werden. Dafür bildet das bei Tage praktizierte Shamatha ohne ein Zeichen eine exzellente Vorbereitung.
Die tibetische buddhistische Tradition sieht in den Vorgängen beim 1) Einschlafen, 2) Träumen und 3) Aufwachen Parallelen zu den Vorgängen beim 1) Sterben, 2) dem Aufenthalt im Zwischenzustand (Bardo) nach dem Tod und vor der nächsten Geburt und 3) dem Annehmen einer Wiedergeburt. Auf diese Weise ist jeder Zyklus von Tag-und-Nacht ein Mikrokosmos des Gesamtzyklus von Tod und Wiedergeburt. Aus diesem Grund soll uns die tibetische buddhistische Traum-Yoga-Praxis in erster Linie auf den Zwischenzustand vorbereiten, der, so heißt es, von traumähnlicher Beschaffenheit ist. Wenn wir den Zwischenzustand nicht als das erkennen, was er ist, werden wir aus schlichter Gewohnheit auf
die Ereignisse in dieser Ubergangsphase so reagieren wie in einem nichtluziden Traum. Wenn wir aber den Zwischenzustand als solchen erkennen und uns ein klares Gewahrsein von der Natur dieser Existenzphase bewahren, eröffnen wir uns, wie in einem luzi- den Traum, ganze Dimensionen der Freiheit. Auf diese Weise können wir in allen Bewusstseinszuständen dem Pfad des Erwachens folgen - tagsüber, beim Meditieren, im traumlosen Schlaf und beim Träumen. Dann haben wir unsere ganze Existenz in spirituelle Praxis verwandelt.
DIE PRAXIS DES TRAUM-YOGA BEI NACHT
Für die Anweisungen zum nächtlichen Praktizieren des Traum- Yoga kehren wir wieder zu Padmasambhavas Belehrungen zurück:
Nimm im Liegen die Haltung des schlafenden Löwen ein und erzeuge in dir das starke sehnliche Verlangen, den Traumzustand als Traumzustand zu erkennen. Schlafe dabei ein, ohne dich von irgendwelchen anderen Gedanken unterbrechen zu lassen. Auch wenn du ihn beim ersten Versuch nicht als solchen erkennst, wiederhole dies viele Male und verbinde es immer mit ernstlichem und kraftvollem Verlangen. Wenn du am Morgen aufwachst, fasse klar und entschieden den Gedanken: »Kein einziger von den Träumen, die ich letzte Nacht hatte, bleibt, wenn ich aufwache. Und ebenso wird keine einzige von all den Erscheinungen des heutigen Tages heute Nacht in meinen Träumen auftreten. Es gibt keinen Unterschied zwischen den Träumen des Tages und der Nacht, sie sind also Illusionen, sie sind Träume...«
Zu Anfang wird es zu vermehrten Träumen kommen, dann
werden sie klarer werden, und dann werden sie bewusst wahr-
genommen werden. Im Falle furchterregender Situationen lässt
sich leicht erkennen: »Dies ist ein Traum.« Es ist schwierig, dies
spontan so wahrzunehmen, aber wenn du dir dessen gewahr
bist, bleibt es stabil...
Während du des Traumzustandes gewahr bist, fasse den Gedan-
ken: »Da dies nur ein Traum-Körper ist, kann er auf jegliche Art
verwandelt werden.« Was immer im Traum
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