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Die Achtsamkeits-Revolution

Die Achtsamkeits-Revolution

Titel: Die Achtsamkeits-Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Wallace
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Kontemplative Balangoda Anandamaitreya erzählte mir, dass trotz der Tatsache, dass sich überall im Land Hunderte buddhistische Meditierende in zahlreichen Einsiedeleien aufhalten, lediglich eine kleine Handvoll echtes Shamatha erlangt hat. Die meisten konzentrieren
     

    sich fast nur auf Vipashyana und lassen manchmal Shamatha ganz außen vor.
    Die Shamatha-Praxis gab es schon vor Buddha und manche Buddhisten tun sie mit der Begründung ab, dass sie für sich genommen den Geist nicht befreit. Manche Mahayana-Buddhisten marginalisieren sie, weil sie im Theravada- Buddhismus verbreitet ist und sie diesen als »geringeres Fahrzeug« spiritueller Praxis ansehen. Und dann gibt es Praktizierende des tibetischen Buddhismus, die zugunsten mehr esoterischer tantrischer Praxisübungen einfach darüber hinwegsehen. In allen Fällen missachten solche Leute sowohl die Lehren des Buddha wie auch die maßgeblichsten Kontemplativen ihrer eigenen Traditionen.
    Das Erlangen von Shamatha bedeutet nicht, dass man die Leerheit verwirklicht hat, derer es im Buddhismus zur Befreiung bedarf. Und die Verwirklichung der Leerheit bedeutet nicht, dass man das reine ursprüngliche Gewahrsein erkannt hat. Man kann tatsächlich eine gewisse Einsicht in die Leerheit gewinnen, ohne Shamatha erlangt zu haben, aber diese Art von Verwirklichung wird nicht von Dauer sein oder den Geist von seinen Leid verursachenden Tendenzen vollständig reinigen können. Ebenso kann es vorkommen, dass Sie ganz bestimmte Unterweisungen erhalten, die eine Erfahrung des reinen ursprünglichen Gewahrseins in Ihnen auslösen, wenn Sie aber nicht überaus gründlich Stabilität, Wachheit, Schärfe und Klarheit Ihrer Achtsamkeit kultiviert haben, werden Sie diese Erfahrung vermutlich nicht aufrechterhalten können.
    ZWISCHENSPIEL · TRAUM-YOGA -
PRAXIS BEI NACHT
    W
    enn versierte Kontemplative im Traum-Yoga in einen lu-
ziden Traum eintreten, haben sie die Befriedigung, zu
    wissen, dass alles in ihrem Traumerleben einfach nur aus der Art
von Phänomenen besteht, die sie studieren möchten: Sie bestehen
allesamt aus Bewusstsein. Ein luzider Traum ist das perfekte Labo-
ratorium für das Erforschen und Studieren des Geistes aus erster
Hand. Es müssen jedoch ein paar Faktoren berücksichtigt werden,
um sicherzustellen, dass bei ihren Recherchen alles klappt. 1) müs-
sen sie ein ethisches Leben führen, das die Entwicklung und Pflege
des mentalen Gleichgewichts und der kontemplativen Einsicht
unterstützt; 2) müssen sie mentaler Ausgewogenheit, im besonde-
ren Shamatha, in zunehmend höheren Graden entwickeln, damit
sie für das Erforschen der Natur des Bewusstseins auf der Erfah-
rungsebene richtig ausgerüstet sind. 3) müssen sie wissen, wie
man den Geist mit den Methoden von Vipashyana und anderen
Techniken kontemplativer Untersuchung sehr genau und strikt er-
forscht.
    Der erste Schritt bei diesem nächtlichen Praktizieren des
Traum-Yoga besteht darin, dass man den Traum als Traum er-
kennt und diese Erkenntnis stabil und klar aufrechterhält. Im zwei-
ten Schritt übt man das Umwandeln der Trauminhalte, und zwar
    sowohl was die eigene Präsenz im Traum angeht, wie auch alles, was darin »objektiv« in Erscheinung tritt. Auch wenn Sie luzide sind und den Traumzustand als solchen erkennen, scheinen die Phänomene im Traum doch nach wie vor, unabhängig von Ihrer Erfahrung und Ihrem gedanklichen Bezugsrahmen, »von sich aus« zu existieren.
    Wenn Sie zum Beispiel auf eine Mauer blicken, werden Sie sie als etwas Festes und Hartes wahrnehmen, und wenn Sie die Hand ausstrecken, um sie zu berühren, wird diese Wahrnehmung bestätigt werden. Aber diese geträumte Mauer besteht nicht aus irgendwelchen Masse-Energie-Konfigurationen. Sie besitzt, genau wie Ihr geträumter Körper, keine atomare Dichte, also gibt es eigentlich keinen Grund, warum Sie nicht direkt durch die Mauer hindurchgehen können sollten. Trotzdem haben die meisten luziden Träumer, zumindest bei ihren ersten Versuchen, große Schwierigkeiten, durch Wände zu gehen.
    Auch wenn sie »wissen«, dass diese Mauer oder Wand keine objektiv gegebene Existenz besitzt, gelangen sie nicht durch sie hindurch. Manche haben genialerweise herausgefunden, dass es für sie im Rückwärtsgang klappt. Ein anderer berichtete, dass er bei seinem ersten Versuch bis zur Mitte durchdrang, dann aber stecken blieb, so als sei sie aus gelatineartiger Masse. Manchen luziden Träumern fällt es relativ leicht zu fliegen, aber über

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