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Die Achtsamkeits-Revolution

Die Achtsamkeits-Revolution

Titel: Die Achtsamkeits-Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Wallace
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aufsteigt, seien es
die Erscheinungen von Dämonen, Affen, Menschen, Hunden
und so weiter ... übe, indem du sie mittels Emanation verviel-
fachst und nach deinem Belieben verwandelst...
    Durch den Traum hindurchsehen: Werde des Traumzustandes
gewahr und begib dich ans Ufer eines großen Flusses. Fasse den
Gedanken: »Da ich ein Mentalkörper des Traumes bin, gibt es
für den Fluss nichts, das er mit sich fortreißen könnte.« Indem
du in den Fluss springst, wirst du von einer Strömung der
Glückseligkeit und der Leerheit fortgetragen werden. Zunächst
wirst du dies nicht wagen, weil du weiterhin dem Greifen nach
dem Ich anhaftest, doch wird dies nicht mehr geschehen, sobald
du dich erst einmal daran gewöhnt hast. In gleicher Weise wer-
den, indem du alle Dinge wie Feuer, Abgründe und wilde Raub-
tiere durchschaust, alle Ängste als Samadhi erstehen...
    Nimm im Liegen die Haltung des schlafenden Löwen ein,
wobei der Kopf nach Norden weist. Halte sacht den Atem an,
biege etwas den Hals und richte den steten Blick nach oben.
Fokussiere deine Achtsamkeit klar und deutlich auf eine visuali-
sierte weiße Lichtkugel bei deinem Herzen. Schlafe im klaren,
frischen Gewahrsein von der Natur des Lichtes ein. Das klare
      Licht des Gewahrseins wird im Traumzustand erscheinen wie die Essenz von transparent lichtem Raum, klar und leer, frei vom Intellekt. 92
    Bei der Haltung des »schlafenden Löwen« liegen Sie auf Ihrer rechten Seite, die rechte Hand liegt unter der rechten Wange, und die linke Hand ruht auf dem linken Oberschenkel. Es ist die Haltung, in der der Buddha den Berichten zufolge verschied, und sie wurde seither immer als geeignete Position für den achtsamen Schlaf sehr empfohlen.
    Dem tibetischen Buddhismus zufolge tauchen die Erscheinungen in einem Traum aus dem Speicherbewusstsein auf und verschwinden wieder darin. Da es sich hier ganz und gar um Formationen Ihres eigenen Bewusstseins handelt, die keinen Beschränkungen durch irgendwelche sensorischen Zuführungen aus der stofflichen Welt unterliegen, können sie willentlich transformiert werden, aber nur, wenn Sie voll und ganz erkennen, dass Sie träumen. Die meisten von uns gehen davon aus, dass wir im Wachzustand luzide, das heißt uns der Natur unserer Existenz klar gewahr sind. Im Vergleich zu einem Buddha sind wir aber Schlafwandler und bewegen uns in einem nichtluziden Traum durch das Leben und den Tod. Gemäß der Dzogchen-Sicht besteht im gesamten Universum alles aus Phänomenen, die aus der uranfänglichen Einheit von reinem ursprünglichen Gewahrsein und absolutem Raum der Phänomene hervorgehen. Wenn wir die Realität aus dieser Sicht betrachten würden, statt vom begrenzten Standpunkt einer menschlichen Psyche auszugehen, würde uns die ganze Welt als Traum erscheinen, und wir wären die Träumenden. Die Potenziale der Freiheit für jene, die wahrhaft erwacht sind, sind grenzenlos.
    STUFE 10
SHAMATHA
    N
    ach der Verwirklichung der neunten Stufe, der ins Gleich-
gewicht versetzten Achtsamkeit, sind Sie nach Monaten
    oder Jahren kontinuierlich vollzeitlich geübter Praxis auf das Er-
langen von Shamatha vorbereitet. Die neun vorangegangenen Stu-
fen bringen viele schrittweise Veränderungen mit sich, das tatsäch-
liche Erlangen von Shamatha beinhaltet jedoch einen radikalen
Umwandlungsprozess sowohl im Körper wie im Geist.
    Gemäß der Berichte in der Tradition des indotibetischen
Buddhismus besteht das erste Zeichen des Erlangens von Shama-
tha in der Erfahrung eines auf dem Scheitelbereich lastenden
Schwere- und Taubheitsempfindens. Dies, so heißt es, widerfährt
jedermann, der diesen Ubertritt erlebt, gleich welcher spezifischen
Praxismethode er oder sie folgte. Man sagt, es fühle sich an, als
legte sich eine Hand auf dein kahl geschorenes Haupt. Es ist nicht
unangenehm, tut auch nicht weh, es ist einfach nur ein ungewohn-
tes Gefühl.
    Es muss sich an diesem Punkt irgendetwas sehr Bemerkenswer-
tes in der Kortexregion des Gehirns abspielen, doch bisher hat
noch niemand mittels des bildgebenden Verfahrens der Magnetre-
sonanztomographie oder durch EEGs die Vorgänge bei dieser Um-
wandlung im Gehirn verfolgt. Jene körperliche Empfindung im
Scheitelbereich ist symptomatisch für eine sich im Nervensystem
      bzw. im Netzwerk der Vitalenergien ereignende Veränderung. Diese steht in Zusammenhang damit, dass man von einer mentalen Fehlfunktion oder Störung (daushtulya), von einem allgemeinen Zustand mentaler Unausgewogenheit, der sich

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