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Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Titel: Die Adler von Lübeck: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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fragte Theuerkauff lauernd. »Als er Euch besucht hat?«
    »Ich lasse doch solche Subjekte nicht in mein Haus.«
    »Bei welcher Gelegenheit hat er Euch sonst betrogen? Als Ihr im Gasthaus an einem Tisch gesessen habt? Als Ihr Gast in einem Haus wart, in dem Landstreicher Zutritt haben? Oder in einem anrüchigen Haus, wo man nicht ständig auf seine Kleidung achtet?«
    Der Kaufmann brauchte einige Zeit, bevor er begriff. Sein Kopf sank noch tiefer.
    »Es ist nicht Rosländers Handschrift«, rief eine andere Stimme. »Ein Fälscher war am Werk.«
    Müde winkte der Advokat ab. An der Handschrift gab es keinen Zweifel. Auch nicht daran, dass es Rosländer gewesen war, der seinerzeit die Namen der Landstreicher vorgeschlagen hatte. Er hatte einfach die Namen derjenigen genommen, die vor dem Gasthaus herumgelungert hatten.
    Als der traurige Haufen um sechs Uhr aufbrach, winkte Theuerkauff den beiden Kutschen hinterher, bis sie um die Ecke bogen. Er bezahlte Mutter und Tochter Schwertfisch. Sie sahen aus wie aus dem Ei gepellt, so frisch und rosig. Wie Schwestern wirkten sie.
    »Können wir sonst noch etwas für Euch tun?«, fragte die Jüngere erwartungsvoll.
    »Ihr müsst müde sein«, entgegnete der Advokat.
    Sie waren hellwach, beide. Hellwach und erwartungsfroh. Sie wohnten schräg gegenüber, alles wäre unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgegangen. Theuerkauff schüttelte den Kopf. Er hatte 16 Jahre gebraucht, um dorthin zu gelangen, wo er sich jetzt befand. Das würde er nicht gefährden, um keinen Preis. Nicht einmal um diesen.
    Als er die schwere Haustür schloss, hatte er das Gefühl, einer großen Gefahr entronnen zu sein.

51
    In dieser Nacht hatten die Kerzen nicht nur im Haus des Advokaten lange gebrannt. Als Joseph Deichmann den letzten Zecher vor die Tür der Fluchbüchse geleitet hatte, begleitete er ihn bis zur nächsten Ecke, um sich zu überzeugen, dass er sich noch aufrecht fortbewegen konnte. Der Zecher war ein treuer Kunde, der sich umstandslos bei Joseph einhakte und kaum zu überzeugen war, dass es nun an der Zeit war, loszulassen.
    Als Deichmann zum Gasthaus zurückkehrte, sah er die Gestalt neben der Tür. Vorhin hatte sie nicht dort gestanden. Joseph war kein furchtsamer Mann, er war auch kein dummer Mann. Zwei Überfälle hatte er in den letzten Jahren erlebt. Anzeige hatte er nicht erstattet, die ersten beiden Ganoven hatte er verdroschen, die letzten beiden hatte er abgefüllt, bis von ihnen Gestank, aber keine Gefahr mehr ausging.
    Nachts musste man aufmerksam sein. Wo eine Gestalt war, war die zweite nicht weit. Joseph hielt sich dicht an den Häusern, von rechts war er nicht mehr zu überraschen. Die Überraschung kam von vorne. Denn die Gestalt entpuppte sich, sobald das Tuch gefallen war, als Frau. Das war nicht gleichbedeutend mit Entwarnung. Joseph hatte rabiate Weiber erlebt, kampflustig, stark, hinterlistig, mit Fingernägeln wie Katzenkrallen. Regula Schnabels Fingernägel waren kurz geschnitten. Eingeschüchtert sah sie aus, ängstlich, getrieben. Die Frau hatte Sorgen, und sie hatte Probleme, diese Sorgen Joseph Deichmann anzuvertrauen.
    »Ihr habt Glück, dass sie da ist«, sagte er. Bevor er die Tür schloss, blickte er sich um. Manchmal war die Gasse leer, einfach leer. Heute Nacht war sie verdächtig leer.
    »Ich musste kommen«, begann die Frau des Reeders Schnabel.
    Joseph hatte nicht daran gezweifelt, dass sie nüchtern war. Dennoch schnüffelte er diskret. Einen Becher nahm sie an, sie schien zu frieren in dieser kühlen Herbstnacht. Entweder war sie krank oder sie fror, weil sie unglücklich war.
    Trine musste geweckt werden. Das war einfach, eine Hebamme schlug die Augen auf und war bereit, zur Arbeit zu gehen. Trine schlug die Augen auf und breitete die Arme aus. Joseph ließ sich umarmen und flüsterte: »Vorschlag: Erst kümmerst du dich um den Besuch, danach machen wir hier weiter.«
    Die Augen öffneten sich, jetzt war sie wach.
    Die Bedienerinnen durften früher nach Hause gehen. Regula Schnabel nahm das Tuch ab, das sie sicherheitshalber wieder umgebunden hatte. Sie war in großer Sorge. Bevor sie das erste Wort sagte, hatte ihr Gesicht schon viel verraten.
    Von der Frau des Reeders erfuhren Trine und Joseph die Geschichte der Schuldscheine. Joseph stand auf und sorgte dafür, dass es so aussah, als würde er Getränke und Reste aus der Küche holen. Trine spürte, dass er ungewöhnlich angespannt war, aber sie selbst war es auch, denn Regula Schnabel

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