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Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Titel: Die Adler von Lübeck: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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sagen, morgen oder heute, heute wollte ich es dir sagen.«
    »Es gibt mich nicht mehr«, jedes Wort spuckte er ihr ins Ohr. Dann schlug er auf das Ohr, mit voller Wucht und flacher Hand. Dieser Schmerz war schlimmer als alles andere. Der Rücken war schnell betäubt gewesen, das Blut floss, ohne wehzutun. Aber im Ohr hielt sich der Schmerz, ohne abzuklingen. Es war, als würde der Schmerz in einem Käfig hin- und hertoben, ohne den Ausgang zu finden.
    Der rasende Schnabel schleuderte die wehrlose Frau durch die Tür in den Wohnraum. Nirgendwo brannte Licht, Regula sah nicht, auf was sie zuflog, und obwohl sie jeden Zentimeter des Raums kannte, konnte sie keinem Gegenstand ausweichen, denn ihr Körper gehorchte nicht mehr ihrem Willen. Immer wieder packte Schnabel zu, zog sie in die Höhe, um sie mit Wucht von sich zu stoßen. Der Krach war fürchterlich. Zuerst nahm sie noch wahr, was er ihr antat, aber sie war schon nicht mehr bei sich, wurde friedlicher mit jedem Sturz. Es gab keinen Teil des Körpers mehr, der nicht aufgeplatzt und gebrochen war. Zuletzt schleuderte Schnabel nur noch eine Puppe von sich. Und als die Puppe vor dem Sofa lag, als er im Dunklen auf sie zukroch , ihre Kleidung erst sortierte, um sie dann zu entfernen, als er sich aus seiner Hose quälte, um ihr zu geben, was sie verdiente, stöhnte er bei jedem Stoß. Sein Mund schmeckte nach Blut und Eisen, seine rechte Körperhälfte war nass, sein Körper schrie, dass es genug wäre, aber Schnabel zwang ihm seinen Willen auf und stieß zu, und als er fertig war, zog er die Hose hoch, trat auf die Puppe, stieß nach ihr, weil er es nicht ertrug, wenn etwas im Weg lag.

     
    H

     
    Der Nachtwächter war kein ängstlicher Mann. Aber noch nie hatte er einem wahnsinnigen Tier gegenübergestanden, außer sich, die Kleidung in Blut getränkt, die Hose schief und halb geschlossen, fuchtelte er mit dem Schwert, und unter wirren Haaren und beschmiertem Mund fauchte das Tier: »Ein Wort, und du bist tot.«
    Mit dem Rücken an der Hauswand sah der Nachtwächter, wie der Wahnsinnige weitertorkelte: breitbeinig, mit dem Schwert austeilend, als gelte es einen Feind zu bekämpfen, den der Nachtwächter nicht erkennen konnte.

53
    Anna Rosländer war vorbereitet . Als draußen das Geheul erklang, waren vier Männer bereit, sie zu beschützen. Sie schluckte und sagte: »Ich werde mit ihm sprechen.«
    Joseph Deichmann, der am Fenster stand, sagte: »Es ist nicht die richtige Stunde für Vernünftigkeit. Ich erledige das für Euch.« Jemand räusperte sich, und Joseph sagte: »Wir, wir werden das gemeinsam erledigen.«
    »Anna Rosländer!«, wurde vor dem Haus gebrüllt. »Komm raus! Sei so mutig wie dein Mann! Du willst doch sonst genauso sein wie er! Jetzt kannst du zeigen, ob das stimmt!«
    Die Haustür öffnete sich, in der Mitte der Gasse stand eine blutbesudelte Gestalt, breitbeinig und schwankend. Sie reckte das Schwert nach oben, auf die Klinge war ein Papier gespießt.
    »Er ist voller Blut«, murmelte Trine Deichmann.
    »Betrunkene prügeln sich«, murmelte Joseph.
    »Und wenn er sich nicht mit einem Seemann geschlagen hat? Wenn er … wenn er   …?«
    »Darum kümmern wir uns später«, murmelte Joseph.
    Er versuchte noch, sie am Arm zu packen, aber sie entwischte ihm, eilte an der Gestalt vorbei die Gasse hinunter, und Joseph trat erzürnt mit einem Fuß auf.
    In der Türöffnung erschien Anna Rosländer, hinter ihr waren die Männer bereit, einzugreifen. Ein weiterer war zwischen den Häusern herangeschlichen und keine sechs Schritte von Schnabel entfernt.
    »Ah, da ist sie ja!«, röhrte er. »So groß und stark wie der werte Gatte.«
    »Schnabel, Ihr seid betrunken«, sagte die Witwe verächtlich.
    »Bin betrunken!«, bestätigte er. »Hatte nie so guten Grund dafür. Musste mit einer Enttäuschung fertig werden.«
    »Wenn Ihr Eure Frau meint, sie wollte Euch nicht wehtun. Sie hat sich nur nicht anders zu helfen gewusst.«
    Schnabel nickte zu jedem Wort.
    »So wird es sein«, rief er grimmig. »Sie hat es nur gut gemeint. Frauen meinen es immer nur gut mit den Männern. Komisch, dass so viele Männer dabei zu Tode kommen.«
    »Eure Frau wird die Schulden zurückzahlen. Am Freitag, zusammen mit allen anderen. Ihr müsst nichts fürchten.«
    »Ich werde die Schulden zurückzahlen«, rief Schnabel. Er musste lange in seiner Tasche suchen, bevor er den Beutel herauszog und aufs Pflaster schleuderte.
    »Hier, Witwe Rosländer! Damit sind wir quitt. Ein

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