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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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sah vor mir eine Frau in einem leichten Sommermantel. Sie klopfte leise an eine Tür. Ich blieb stehen und wartete ab, was als Nächstes geschah. Die Tür blieb geschlossen. Die Frau klopfte erneut, und diesmal drückte sie das Gesicht an das Holz und begann zu reden.
    «Machen Sie auf dadrin, ja? Sie haben in der Pension Schmidt angerufen und eine Gesellschafterin angefordert, Sie erinnern sich? Und jetzt bin ich hier.» Sie wartete einen Moment, bevor sie fortfuhr. «Soll ich Ihren Schwanz lutschen? Ich liebe es, Schwänze zu lutschen. Ich bin ziemlich gut darin, wissen Sie?» Als immer noch keine Antwort kam, stieß sie einen verärgerten Seufzer aus. «Hören Sie, ich weiß, ich habe mich ein wenig verspätet, und das tut mir auch sehr leid, aber es ist nicht ganz einfach, ein Taxi zu bekommen, wenn es regnet. Also lassen Sie mich bitte rein.»
    «Das stimmt», sagte ich zu ihr. «Ich musste selbst länger nach einem suchen. Einem Taxi, meine ich.»
    Sie wirbelte herum und starrte mich an. Sie presste sich die Hand auf die Brust und stieß ein erschrockenes Ächzen aus, das einem erleichterten Auflachen wich. «Sie haben mir vielleicht einen Schrecken eingejagt», sagte sie.
    «Das tut mir leid. Es lag nicht in meiner Absicht, Sie zu erschrecken.»
    «Nein, nein, schon gut. Ist das Ihr Zimmer?»
    «Leider nicht.» Ich meinte es ehrlich, so viel kann ich sagen. Selbst in der schwachen Beleuchtung konnte ich sehen, dass sie eine Schönheit war. Und sie roch auch wie eine. Ich trat auf sie zu.
    «Sie halten mich wahrscheinlich für ziemlich dumm», sagte sie. «Aber ich habe offenbar meine Zimmernummer vergessen. Ich habe unten im Restaurant mit meinem Mann zu Abend gegessen, und wir haben uns wegen irgendetwas in die Haare bekommen, deswegen ist er aufgesprungen und gegangen. Und jetzt stehe ich hier und kann mich nicht erinnern, welches Zimmer wir haben.»
    Frieda Bamberger hätte sie festgehalten und die Polizei gerufen. Und unter normalen Umständen hätte ich das Gleiche getan. Doch irgendwo zwischen dem Pavillon und dem Adlon hatte ich den Entschluss gefasst, künftig ein wenig nachsichtiger zu sein und ein wenig besonnener zu urteilen. Ich hatte übrigens auch entschieden, nicht mehr so schnell zuzuschlagen. Ich lächelte sie an. «Vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein», sagte ich. «Ich arbeite für das Hotel. Wie war noch gleich der Name?»
    «Schmidt.»
    Einleuchtend, dass sie das sagte, schließlich könnte ich mitbekommen haben, wie sie ihn erwähnte. Das einzig Dumme daran war: Ich wusste, dass die Pension Schmidt das nobelste Bordell in ganz Berlin war.
    «Aha.»
    «Vielleicht gehen wir nach unten, und ich kann den Empfangschef fragen, welche Zimmernummer wir haben.» Das kam von ihr, nicht von mir. Sie hatte Nerven aus Draht, das musste man ihr lassen.
    «Ich bin sicher, Sie stehen vor dem richtigen Zimmer. Kitty Schmidt hat sich noch nie geirrt, wenn es um etwas so Elementares ging wie die Zimmernummer eines Kunden.» Ich deutete mit meinem Hut in Richtung der Tür. «Es ist nur so, dass diese Typen manchmal ihre Meinung ändern. Sie denken an ihre Frauen und Kinder und ihre Gesundheit, und dann vergeht ihnen die Lust. Wahrscheinlich sitzt er hinter der Tür und hat jedes Wort gehört, während er so tut, als würde er schlafen, oder er legt sich schon zurecht, was er dem Manager erzählt, wenn ich ihn aus dem Zimmer hole und ihn verdächtige, ein Mädchen ins Hotel bestellt zu haben.»
    «Sie irren sich ...»
    «Nein, Sie irren sich.» Ich nahm sie am Arm. «Sie kommen jetzt besser mit mir, Fräulein.»
    «Was, wenn ich anfange zu schreien?»
    Ich grinste. «Dann wecken Sie die Gäste. Das wollen Sie doch sicherlich nicht. Der Nachtportier würde kommen, und ich wäre gezwungen, die Polente zu rufen, und man würde Ihren hübschen Hintern für die Nacht hinter schwedische Gardinen verfrachten.» Ich stieß einen Seufzer aus. «Aber es ist schon spät, ich bin müde, und ich würde Sie lieber einfach nur rauswerfen.»
    «Einverstanden», sagte sie strahlend und ließ sich von mir durch den Korridor zu den Treppen führen, wo die Beleuchtung besser war.
    Als ich sie zum ersten Mal richtig in Augenschein nehmen konnte, sah ich, dass ihr Mantel mit Pelz abgesetzt war. Darunter trug sie ein veilchenfarbenes Kleid aus irgendeinem hauchfeinen Material, seidig glänzende, milchig-transparente Strümpfe, elegante graue Schuhe, eine Perlenkette und einen kleinen violetten Glockenhut. Ihr Haar war braun

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