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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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vorher vergewaltigen, falls er halbwegs Verstand hat. Und das hat er. Und falls er in der Stimmung ist. Was er ziemlich oft ist.»
    Reles sah mich grinsend an.
    «Auch ich kenne mich aus mit Denunziation, Gunther. Außer, dass ihre Rasse nicht das Geringste mit allem zu tun hat. Wie dem auch sei, ich bin sicher, Sie verstehen, worauf ich hinauswill. Sie haben durch Ihren Brief an das Judenreferat der Gestapo dafür gesorgt, dass ich Sie in Ruhe lasse. Und ich sorge mit meinem Telegramm an meinen kleinen Bruder in New York dafür, dass Sie mich in Ruhe lassen. Wir halten uns gegenseitig in Schach. Ein Patt, quasi. Das, was die Politikwissenschaftler ein Schreckensgleichgewicht nennen. Ihre Lebensversicherung gegen meine. Was sagen Sie?»
    Eine plötzliche Woge von Übelkeit stieg in mir auf. Ich beugte mich zur Seite und übergab mich erneut.
    «Ich nehme das als ein Ja», sagte Reles. «Sehen wir den Tatsachen ins Auge, Gunther - welche andere Wahl haben Sie schon? Wissen Sie, ich habe eine sehr gute Menschenkenntnis. Während der Prohibition war es noch einfacher, die Menschen zu verstehen, als heute. Die Typen, mit denen ich damals zu tun hatte, waren weiß oder schwarz, gut oder böse, und man musste ihnen nur in die Augen sehen, um zu wissen, woran man bei ihnen war. Nach der Aufhebung des Volstead Act musste meine Organisation andere Wege finden, um Geld zu verdienen. Diversifikation. Ich war es praktisch allein, Gunther, der das labor racketeering in den Staaten eingeführt hat, die Gewerkschaftsmasche. Aber diese Typen sind nicht leicht zu durchschauen. Sie wissen schon, diese Geschäftstypen. Es war schwierig herauszufinden, was sie wollten, weil sie im Gegensatz zu den Jungs, die den Stoff geschmuggelt haben, selbst nicht wussten, was sie wollten. Die meisten Leute wissen nicht, was sie wollen, das ist das größte Problem.
    Sie auf der anderen Seite, mein Freund, Sie sind ein wenig von beidem. Sie denken, Sie wissen, was Sie wollen. Aber in Wirklichkeit sind Sie weder ein Guter noch ein Böser. Als ich Sie zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich, Sie wären nur ein weiterer von diesen dämlichen Ex-Cops, die versuchen, auf schnelle Weise Kohle zu scheffeln. Ich schätze, zu manchen Zeiten sehen Sie sich selbst so. Aber Sie sind mehr als das. Ich schätze, das ist es, was Noreen in Ihnen gesehen hat. Etwas anderes. Etwas Kompliziertes. Was immer es war, sie hätte sich nicht auf einen Kerl eingelassen, der sich nicht genauso sehr in sie verliebt hätte.» Er zuckte die Schultern. «Mit mir hat sie sich nur gelangweilt. Bei Ihnen war es meiner Meinung nach die große Liebe.»
    Reles redete leise und bedächtig, und es fiel mir schwer zu glauben, dass er vor wenigen Minuten zwei Menschen ermordet hatte. Hätte ich mich besser gefühlt, ich hätte ihm widersprochen, aber mit meinem Magen und dem vielen Reden fühlte ich mich einigermaßen erschöpft. Ich wollte nichts weiter als schlafen, schlafen und noch einmal schlafen. Und vielleicht noch ein wenig mehr kotzen, wenn mich das Bedürfnis überkam. Wenigstens würde ich dann spüren, dass ich am Leben war.
    «Wie ich das sehe ...», fuhr Reles fort, «... gibt es nur noch ein Problem zu lösen.»
    «Ich nehme an, es ist kein Problem, das Sie mit dieser Automatik lösen können.»
    «Nicht direkt, nein. Ich meine, Sie könnten es für mich tun, aber ich wette, Sie sind da ein bisschen pingelig. Heute jedenfalls. Ich würde Sie gerne in zehn Jahren treffen, um zu sehen, wie viel davon noch übrig geblieben ist.»
    «Wenn Sie meinen, dass ich pingelig bin, was das kaltblütige Ermorden von Menschen angeht, dann haben Sie allerdings recht. Obwohl ich in Ihrem Fall eine Ausnahme machen könnte. Zumindest so lange, bis Sie dieses Telegramm abgeschickt haben.»
    «Weswegen ich Sie auf diesem Boot zurücklassen werde, bis ich Zeit gefunden habe, zum Palasthotel nach Potsdam zu fahren und Abe die Nachricht zu schicken. Es ist übrigens ein hübsches Hotel. Ich habe dort ebenfalls eine Suite, für die Dauer meiner Aufenthalte in Potsdam.» Er schüttelte den Kopf. «Nein, mein Problem ist folgendes. Was mache ich mit diesem Gestapo-Hauptmann in Würzburg, wie war noch gleich sein Name? Weinberger?»
    Ich nickte.
    «Er weiß zu viel über mich.» Ich nickte erneut.
    «Verraten Sie mir, Gunther, ist er verheiratet? Hat er Kinder? Irgendjemanden, den er liebt, sodass ich ihn unter Druck setzen kann, wenn er aus der Reihe tanzt?»
    Ich schüttelte den Kopf. «Ich weiß mit

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