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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Wohnung in den frühen Morgenstunden verließ, doch die zehn Dollar, die ich im Voraus an Dona Marina entrichten musste, wären wahrscheinlich verschwendetes Geld gewesen, da ich schon lange nicht mehr imstande war, zweimal in zwei Tagen Liebe zu machen, geschweige denn an einem einzigen Abend. Also setzte ich mich stattdessen hin und beendete das Buch, das ich gegenwärtig las. Es war ein englisches Buch.
    Seit einiger Zeit bemühte ich mich, Englisch zu lernen mit dem Ziel, einen Engländer namens Robert Freeman dazu zu bewegen, mir eine Arbeit zu geben. Freeman arbeitete für den britischen Tabakkonzern Gallaher und leitete eine Tochterfirma namens J. Frankau, die seit 1790 kubanische Zigarren in Großbritannien vertrieb. Ich hatte mich mit Freeman angefreundet, weil ich hoffte, ihn überreden zu können, dass er mich nach Deutschland schickte - wenn es sein musste, auf meine eigenen Kosten -, um zu versuchen, den westdeutschen Markt für seine Zigarren zu erschließen. Ein Empfehlungsschreiben und ein paar Kistchen würden ausreichen, mutmaßte ich, um die Einreise von Carlos Hausner, einem Argentinier deutscher Herkunft, zu erleichtern, und es mir obendrein ermöglichen, Kontakte zu knüpfen.
    Nicht, dass es mir nicht gefiel in Kuba. Ganz im Gegenteil. Ich hatte Argentinien mit einhunderttausend amerikanischen Dollars in der Tasche verlassen, und ich lebte äußerst komfortabel in Havanna. Doch ich sehnte mich nach einer Gegend ohne Insekten und nach Menschen, die zu einer vernünftigen Tageszeit zu Bett gingen, eine Gegend, in der nicht in jedem Getränk Unmengen Eis schwammen. Ich war es leid, jedes Mal Kopfschmerzen zu bekommen, wenn ich in eine Bar ging, um etwas zu trinken. Ein weiterer Grund, warum ich zurück nach Deutschland wollte, war die beschränkte zeitliche Gültigkeit meines argentinischen Passes. Sobald ich erst sicher in Deutschland war, konnte ich mich in Luft auflösen. Wieder einmal.
    Nach Berlin zurückzukehren stand selbstverständlich nicht zur Debatte. Zum einen war Berlin ringsum von der von Kommunisten beherrschten Deutschen Demokratischen Republik eingeschlossen, und zum anderen suchte die Berliner Polizei nach mir im Zusammenhang mit dem Mord an zwei Frauen in Wien im Jahre 1949. Nicht, dass ich die Morde begangen hätte. Ich habe in meinem Leben eine Menge Dinge getan, auf die ich weniger als stolz bin, doch ich habe niemals eine Frau ermordet. Es sei denn, man zählt die sowjetische Frau, die ich während jenes langen, heißen Sommers 1941 erschossen habe. Sie war Mitglied einer Todesschwadron des nkwd gewesen, die mehrere tausend unbewaffnete Gefangene in ihren Zellen ermordet hatte. Ich nehme an, die Sowjets hätten es als Mord gewertet - ein weiterer guter Grund für mich, aus Berlin wegzubleiben. Hamburg sah hingegen vielversprechend aus. Hamburg lag im westlichen Teil Deutschlands, in der Bundesrepublik, und ich kannte keine Menschenseele dort. Wichtiger noch, keine Menschenseele dort kannte mich.
    Bis es soweit war, führte ich ein angenehmes Leben. Ich hatte, was die meisten Habaneros sich wünschten. Eine große Wohnung am Malecön, einen großen amerikanischen Wagen, eine Frau, mit der ich Sex hatte, und eine weitere Frau, die mein Essen kochte. Manchmal war es die gleiche Frau, die das Essen kochte und mit der ich Sex hatte. Doch meine Wohnung im Stadtteil Vedado lag nur aufreizend wenige Blocks von der Ecke fünfundzwanzigste Straße entfernt, und lange bevor Yara meine treusorgende Haushälterin wurde, waren mir die regelmäßigen Besuche in der berühmtesten casa deputas von Havanna bereits zur Gewohnheit geworden.
    Ich mochte Yara, doch das war auch schon alles. Sie blieb, wenn ihr nach Bleiben zumute war. Nicht, weil ich sie darum bat, sondern weil sie es wollte. Ich glaube, sie war eine Negerin, doch so etwas lässt sich in Kuba gar nicht so einfach feststellen. Sie war groß und schlank und bestimmt zwanzig Jahre jünger als ich mit einem Gesicht wie ein heißgeliebtes Pony. Sie war keine Hure, denn sie nahm kein Geld dafür. Sie sah nur aus wie eine. Die meisten Frauen in Havanna sahen aus wie Huren. Es war nichts dabei. Yara war keine Hure, weil sie als Diebin, die mich bestahl, mehr Geld machte. Es störte mich nicht. Auf diese Weise musste ich ihr keinen Lohn zahlen. Abgesehen davon stahl sie nur so viel, wie sie brauchte. Was rein zufällig sehr viel weniger war, als ich wahrscheinlich als Lohn gezahlt hätte. Yara spuckte nicht und rauchte keine Zigarren und

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