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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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geblieben war, und öffnete den Mund.
    «Gunther ... Hilf mir ...»
    Max Reles lachte überrascht auf und fummelte am Sicherungshebel seiner Pistole, um Dora den Gnadenschuss zu geben, bevor das Gewicht sie vollends über Bord ziehen konnte, doch bis er die Colt Automatik durchgeladen hatte, war es zu spät. Was auch immer sie mir noch hatte sagen wollen, ging in einem Schrei unter, als ihr bewusst wurde, was geschah. In der nächsten Sekunde wurde sie über die Bordkante ins Wasser gezogen.
    Ich schloss die Augen. Ich konnte nichts tun, um ihr zu helfen. Es gab ein lautes Platschen, und ihr schreiender Mund füllte sich mit Wasser. Dann herrschte Stille. Grauenvolle Stille.
    «Jesses», sagte Reles und starrte ins Wasser hinunter. «Haben Sie das gesehen? Ich hätte schwören können, dass die Schlampe tot ist. Ich meine, Sie haben gesehen, wie ich ihr einen Tritt versetzt habe, um sicher zu sein. Ich hätte ihr den Gnadenschuss gegeben, um ihr das Ertrinken zu ersparen. Wenn genügend Zeit gewesen wäre. Jesses.» Er schüttelte den Kopf und stieß nervös die Luft aus. «Was sagt man dazu?»
    Er sicherte die Automatik und ließ sie am Halsband baumeln, dann zog er einen Flachmann aus dem Mantel, schraubte den Deckel auf und nahm einen großen Schluck, bevor er ihn mir anbot. «Gegen den Kater?»
    Ich schüttelte den Kopf. «Nein danke. Mit Alkoholvergiftungen ist das so eine Sache. Es dauert eine Weile, bevor man auch nur den Geruch von diesem Zeug wieder ertragen kann, geschweige denn weiter trinken. Sie sind ein Schwein.»
    «Ich? Sie waren es, der sie getötet hat, Gunther. Und ihn gleich mit. Sobald Sie den Mund aufgemacht hatten, gab es keine Alternative mehr für mich. Sie mussten sterben. Sie hätten mich mit heruntergezogenen Hosen über ein Fass gelegt und gefickt bis Weihnachten und zurück, und ich hätte nicht das Geringste dagegen tun können.» Er nahm einen weiteren Schluck aus dem Flachmann. «Sie auf der anderen Seite - ich weiß ganz genau, wie ich Sie daran hindern kann, den Mund aufzumachen. Können Sie sich denken, wie?»
    Ich seufzte. «Offen gestanden - nein.»
    Er kicherte, und ich hätte ihn allein dafür am liebsten umgebracht. «Dann ist es ein Glück, dass ich hier bin, um es zu erklären, Arschloch. Noreen Charalambides. Damit. Sie war ... ist in dich verliebt.» Er schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. «Gott weiß, warum. Ich meine, Gunther, sehen Sie sich doch an. Sie sind ein Verlierer. Ein Liberaler in einem Land voller Nazis. Wenn das nicht ausreicht, um Sie zum Verlierer zu stempeln, dann das Loch in Ihrer gottverdammten Schuhsohle. Wie kann eine Lady wie Noreen Charalambides auf einen Schmock wie Sie reinfallen, mit einem Loch in seinem beschissenen Schuh? Genauso wichtig allerdings ist», führ er fort, «dass Sie auch in Noreen verliebt sind. Zwecklos, das abzustreiten, Gunther. Sehen Sie, ich und Noreen haben uns unterhalten, bevor sie Berlin verlassen hat und in die Vereinigten Staaten zurückgereist ist. Sie hat mir verraten, was Sie beide füreinander empfinden. Was, wie ich gestehe, eine Enttäuschung für mich war. Angesichts der Tatsache, dass sie und ich etwas miteinander hatten auf dem Schiff von New York nach Deutschland. Hat sie Ihnen davon erzählt?» «Nein.»
    «Spielt auch keine Rolle mehr jetzt. Was eine Rolle spielt, ist, dass Sie Noreen genug lieben, um alles zu unternehmen, damit sie nicht zu Schaden kommt. Geschweige denn das Leben verliert. Sobald ich von diesem Boot runter bin, werde ich meinem kleinen Bruder in New York ein Telegramm schicken. Eigentlich ist er nur mein Halbbruder, aber Blut ist Blut, richtig? Kid Twist nennen Sie ihn drüben, weil man durchaus sagen kann, dass er ein wenig verdreht ist im Kopf. Das und die Tatsache, dass er früher regelmäßig Kerlen, die er nicht leiden konnte, die Hälse umgedreht hat. Bis ihnen das Genick brach. Das war, bevor er sein wirkliches Talent entdeckte. Den Eispickel. Er hat Freude daran, Leute zu erledigen. Ich mache es nur, weil ich es muss. So wie gerade eben. Aber er, er macht es, weil er es genießt. Was soll ich ihm erzählen, Gunther? In diesem Telegramm, das ich ihm schicken werde? Es ist folgendermaßen, verstehen Sie? Falls mir irgendetwas zustößt, während ich in Deutschland bin, falls ich beispielsweise von der Gestapo verhaftet werde. Irgendetwas. Dann soll er Mrs. Charalambides aufspüren und sie erledigen. Mit diesem Namen ist sie unschwer zu finden, glauben Sie mir. Er kann sie meinetwegen

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