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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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nicht einmal Nutten in meinem Laden. Es sei denn, sie hängen am Arm von irgendeiner wichtigen Persönlichkeit. Ich überlasse dieses Geschäft den Einheimischen. Sie sind eine dekadente Bande. Für fünf Mäuse würden diese Kerle ihre eigenen Großmütter vögeln. Glauben Sie mir, ich muss es wissen. Ich hatte mehr als genug mokkafarbenes Fleisch in dieser Stadt. Auf der anderen Seite darf man diese Leute nie unterschätzen», führ er fort. «Sie zögern keine Sekunde, Ihnen eine Kugel durch den Kopf zu jagen, wenn sie davon einen Vorteil haben. Oder Ihnen eine Granate in den Wagen zu werfen, wenn sie politisch sind. Ein Mann in meiner Position muss Augen im Hinterkopf haben, oder dieser Hinterkopf liegt ziemlich bald auf einem kalten Boden. Und an diesem Punkt kommen Sie ins Spiel, Gunther.»
    «Ich? Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen helfen könnte, Max.»
    «Essen wir eine Kleinigkeit. Ich erzähle Ihnen alles Weitere.»
    Wir fuhren mit dem Lift in das Penthouse hinauf, wo wir von Waxey in Empfang genommen wurden. Aus der Nähe betrachtet erinnerte sein Gesicht an das eines mexikanischen Ringers - solche, die üblicherweise eine Maske tragen. Der Rest von ihm sah auch aus wie ein mexikanischer Ringer. Jede seiner Schultern sah aus wie die Halbinsel Yukatan. Er sagte nicht ein Wort. Er filzte mich mit Händen wie das schwarze Schaf, das Esaus Onkel war.
    Das Penthouse war modern und ungefähr so komfortabel wie ein Raumschiff. Wir saßen an einem Glastisch und starrten einander auf die Schuhe, während wir aßen. Meine waren einheimischer Provenienz und nicht allzu sauber. Seine glänzten wie eine Messingglocke. Zu meiner Überraschung war das Essen koscher, oder zumindest jüdisch. Die große gutaussehende Frau, die die Teller servierte, war schwarz. Vielleicht eine Konvertitin zum Judaismus. Wie Sammy Davis jr. Zumindest war sie eine gute Köchin.
    «Je älter ich werde, desto mehr mag ich die jüdische Küche», erklärte Max. «Ich schätze, sie erinnert mich an meine Kindheit. All das Essen, das die anderen Kinder hatten, aber ich nie, weil das Miststück von meiner Mutter mit einem Schneider durchgebrannt ist und Abe und ich sie nie wiedergesehen haben.»
    Als wir beim Kaffee anlangten, steckte er seine halbgerauchte Zigarre wieder an, während ich mir eine aus seinem friedhofsgroßen Humidor genehmigte.
    «Dann will ich Ihnen mal erzählen, wie Sie mir helfen können, Gunther. Zum einen sind Sie kein Jude.»
    Ich ließ es unwidersprochen durchgehen. Ein Vierteljude schien dieser Tage kaum erwähnenswert.
    «Und Sie sind kein Italiener. Sie sind kein Kubaner. Sie sind nicht mal Amerikaner, und Sie schulden mir nicht den Dreck unter dem Fingernagel. Verdammt, Sie mögen mich nicht mal.»
    Ich widersprach nicht. Wir waren inzwischen große Jungs. Doch ich verstand es auch nicht. Zwanzig Jahre waren viel Zeit, in denen man eine Menge vergessen konnte, doch ich hatte mehr Gründe, ihn nicht zu mögen, als er auch nur ahnen konnte. Oder er hatte es vergessen.
    «All das macht Sie unabhängig. Was eine äußerst wertvolle Eigenschaft ist in Havanna. Weil es bedeutet, dass Sie mir keine Loyalität schulden. Sie sind der, den ich brauche. Jemanden mit Erfahrung im Grandhotel - ganz zu schweigen von Ihren Jahren bei der Berliner Polizei. Warum? Um die Dinge im Lot zu halten, darum. Ich möchte, dass Sie den Posten des Generalmanagers annehmen. Im Hotel und im Kasino. Ich brauche jemanden, dem ich trauen kann. Jemanden, der mir nicht nach dem Maul redet. Jemanden, der geradeaus schießt, ohne Angst vor Konsequenzen. Wer wäre besser geeignet als Sie?»
    «Hören Sie, Max, ich bin geschmeichelt, glauben Sie nicht, dass es nicht so wäre. Aber ich brauche im Moment keinen Job.»
    «Betrachten Sie es nicht als Job. Es ist kein Job. In diesem Geschäft gibt es keine Bürozeiten. Es ist eine Beschäftigung. Jeder Mann braucht eine Beschäftigung, richtig? Einen Ort, wo er jeden Tag hingehen kann. An manchen Tagen sind Sie länger da als an anderen. Was gut so ist, weil das die Typen, die für mich arbeiten, auf der Hut sein lässt. Hören Sie, ich hasse es, zu betteln, aber Sie würden mir wirklich einen Gefallen tun. Einen großen Gefallen. Weswegen ich auch bereit bin, richtig gutes Geld zu zahlen. Wie klingen zwanzigtausend Dollar im Jahr? Jede Wette, davon haben Sie im Adlon nur geträumt. Ein Dienstwagen. Ein eigenes Büro. Eine Sekretärin, die die Beine übereinanderschlägt und kein Höschen trägt. Was Sie

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