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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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in der Regel nicht sehr viel verlieren kann. Abgesehen davon war ich gut im Backgammon.
    Ich führ hinauf in den achten Stock mit der großen Dachterrasse, wo es den einzigen Dachpool von ganz Havanna gab.
    Es war nicht das Dachgeschoss, denn es gab eine weitere, ein gutes Stück zurückgesetzte Etage, und nach den Worten meines neuen Freundes Alfredo Lopez war dies das exklusive Penthouse, wo Max Reles in beträchtlichem Luxus lebte. Der einzige Weg dort hinauf führte über einen Spezialschlüssel für den Aufzug - auch dies hatte Lopez mir erzählt. Doch während ich mich auf der verlassen daliegenden Poolterrasse umsah - es war zu windig für ein Sonnenbad und erst recht zum Schwimmen -, gingen mir Gedanken durch den Kopf, wie ein Mann ohne Höhenangst und mit ein wenig Mut durchaus von außen zur Penthouseterrasse hinaufklettern konnte. Der Weg führte über die Brüstung, die den Pool umgab, und über ein unsicher aussehendes Gerüst, das zur Wartung der dort befindlichen Neonreklame des Hotels diente. Es gab Menschen, die stiegen auf ein Dach, um die Aussicht zu genießen, und es gab andere wie mich, die sofort an mögliche Verbrechen dachten, an Heckenschützen und vor allem an den Krieg an der Ostfront. In Minsk hatte ein Scharfschütze der Roten Armee drei volle Tage auf dem Dach des einzigen Hotels der Stadt gesessen und gezielt deutsche Offiziere ausgeschaltet, bevor wir ihn mit einer Panzerabwehrkanone erledigen konnten. Er hätte die Dachterrasse des Saratoga sicherlich zu schätzen gewusst.
    Andererseits hatte Max Reles wohl auch diese Möglichkeit hinlänglich bedacht. Alfredo zufolge gehörte Reles nicht zu der Sorte, die, was ihre persönliche Sicherheit anbelangte, auch nur das kleinste Risiko einging. Dafür hatte er zu viele Freunde. Das heißt Freunde aus Havanna. Freunde, die gefährlicher sind als Todfeinde.
    «Ich dachte, Sie hätten es sich anders überlegt», begrüßte mich Reles und trat durch eine Tür ins Freie. «Dass Sie doch nicht kommen würden.» Sein Tonfall war tadelnd und ein wenig ratlos, als ärgerte er sich, weil ihm kein guter Grund einfallen wollte, warum ich mich zum Mittagessen verspätet hatte.
    «Es tut mir leid. Ich wurde aufgehalten. Vergangene Nacht hatte ich Lopez von dieser Straßensperre auf der Straße nach San Francisco de Paula erzählt, verstehen Sie?»
    «Warum zum Teufel denn das?»
    «Er hatte eine Aktentasche voller Propagandahefte der Rebellen, und ich weiß nicht, warum, aber ich erklärte mich einverstanden, sie an mich zu nehmen und ihm heute Morgen in sein Büro zu bringen. Als ich vorhin dort war, stand ein Mannschaftswagen der Polizei vor dem Gebäude, und ich musste warten, bis sie sich wieder verzogen hatten.»
    «Sie sollten sich nicht mit einem Mann wie Lopez einlassen», sagte Reles. «Wirklich nicht. Das ist verdammt gefährlich. Sie sollten sich völlig aus der Politik auf der Insel raushalten.»
    «Da haben Sie allerdings recht. Ich sollte mich raushalten. Und ich weiß überhaupt nicht, warum ich gesagt habe, ich würde es tun. Wahrscheinlich hatte ich zu viel getrunken. Das passiert mir oft. Es gibt sonst nicht viel zu tun in Kuba, außer zu viel zu trinken.»
    «Jeder hier trinkt zu viel.»
    «Aber ich hatte gesagt, dass ich es tun würde, und wenn ich sage, dass ich etwas tue, dann halte ich im Allgemeinen mein Wort. Ich war schon immer so ein sturer Dummkopf.»
    «Stimmt.» Reles grinste. «Stimmt vollkommen. Hat er irgendetwas über mich gesagt? Lopez?»
    «Nur, dass er und Sie früher Geschäftspartner waren.»
    «Das stimmt beinahe. Lassen Sie mich von unserem gemeinsamen Freund Fredo erzählen. Der Schwager von F. B. ist ein Mann namens Roberto Miranda. Miranda besitzt jeden einzelnen der traganiqueles in Havanna. Sie wissen schon, die Spielautomaten. Sie wollen einen in Ihrem Laden - Sie mieten das Gerät bei ihm. Er bekommt fünfzig Prozent der Einnahmen. Was in einem Kasino in Havanna eine ganze Menge sein kann, glauben Sie mir. Wie dem auch sei, Alfredo Lopez hat für mich die Automaten geleert. Ich dachte, es wäre das Beste, einen Anwalt damit zu beauftragen, um jede Unlauterkeit von vornherein zu verhindern. Doch sehr bald fand ich heraus, dass Miranda nur ein Viertel des Geldes erhielt. Den Rest hat Lopez unterschlagen, um damit die Familien der Männer zu unterstützen, die im vergangenen Jahr die Moncada-Kaserne angegriffen haben. Eine Weile drückte ich beide Augen zu. Ich schätze, um es mir mit den Rebellen nicht zu

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