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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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die jemand aufgestellt hatte wie tödliche Lippenstifte. Ich suchte ein Blatt und einen Stift und schrieb meine Telefonnummer in großen Ziffern auf, damit sie nicht zu übersehen war. Im Gegensatz zu mir.
    Dann verließ ich das Haus.
    Ich fuhr nach Hause und verbrachte den Tag und die halbe Nacht in meiner kleinen Werkstatt. Während ich vor mich hin bastelte, dachte ich an Noreen und Max Reles und Dinah. Niemand rief mich an. Doch daran war nichts Ungewöhnliches.
     

Kapitel 9
    Das chinesische Viertel von Havanna - das Barrio Chino - war das größte in ganz Lateinamerika, und weil das chinesische Neujahrsfest gefeiert wurde, hatten die Bewohner die Straßen abseits Zanja und Cuchillo mit Papierlaternen geschmückt. Überall waren Jahrmärkte und Tanzgruppen. An der Kreuzung Amistad und Dragones befand sich ein Tor, das so groß war wie das Tor zur Verbotenen Stadt. Später am Abend sollte es der Mittelpunkt eines gewaltigen Feuerwerks werden, der Abschluss der Feierlichkeiten.
    Yara liebte lärmende Paraden über alles, und das war der Grund, aus dem ich sie - was selten geschah - am Nachmittag ausführte. In den Straßen des chinesischen Viertels reihten sich Wäschereien, Nudelhäuser, Trockenobstläden, Kräuterärzte, Akupunkteur, Sexclubs, Opiumhöhlen und Bordelle aneinander. Doch vor allem waren die Straßen voller Menschen. Hauptsächlich Chinesen. So vielen Chinesen, dass man sich unwillkürlich fragte, wo sie sich das ganze Jahr über versteckten.
    Ich kaufte Yara ein paar kleine Geschenke - Früchte und Süßigkeiten -, was sie überglücklich machte. Als Gegenleistung bestand sie darauf, mir bei einem traditionellen medizinischen Markt eine Tasse verwässerten Kräuterlikör zu kaufen, der, wie sie mir versicherte, mich sehr männlich machen würde. Erst nachdem ich ihn getrunken hatte, fand ich heraus, dass er Chinesischen Bocksdorn, Grünen Leguan und Ginseng enthielt. Es war die Leguan-Zutat, gegen die ich Einwände hatte, und für mehrere Minuten, nachdem ich dieses grauenhafte Zeug getrunken hatte, war ich fest davon überzeugt, vergiftet worden zu sein. Sodass ich der festen Meinung war zu halluzinieren, als ich ganz am Rand des Barrio Chino, an der Ecke Maurique und Simon Bolivar, ein Geschäft entdeckte, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Nicht einmal in Buenos Aires, wo die Existenz eines solchen Ladens sicher viel leichter zu erklären gewesen wäre.
    Es war ein Geschäft, das mit Memorabilien handelte. Mit Nazi-Memorabilien.
    Nach ein, zwei Augenblicken wurde mir bewusst, dass Yara das Geschäft ebenfalls bemerkt hatte. Ich ließ sie auf der Straße zurück und trat ein. Ich war genauso neugierig herauszufinden, was das für ein Mensch sein mochte, der dieses Zeug verkaufte, wie ich neugierig war, welches Publikum hier verkehrte.
    Im Laden gab es Glasvitrinen mit Luger-Pistolen, Walther P38, Eisernen Kreuzen, Parteiabzeichen, Armbändern, Gestapo-Marken, SS-Dolchen. Mehrere Ausgaben von Der Stürmer lagen in Zellophan eingeschlagen aus wie frisch gewaschene Hemden. Eine Schaufensterpuppe trug die Uniform eines SS-Hauptmanns, was irgendwie nur angemessen erschien. Hinter einem Tresen und zwischen zwei Nazi-Fahnen stand ein jüngerer Mann mit schwarzem Bart, der unmöglich noch weniger deutsch hätte aussehen können. Er war groß und ausgemergelt und leichenblass wie jemand aus einem Gemälde von El Greco.
    «Suchen Sie etwas Bestimmtes?», fragte er mich.
    «Ein Eisernes Kreuz vielleicht», antwortete ich. Nicht, weil ich mich für ein Eisernes Kreuz interessiert hätte, sondern weil ich mehr über ihn herausfinden wollte.
    Er öffnete eine der Vitrinen und legte den Orden so behutsam auf den Tresen, als wäre es eine Diamantbrosche oder eine wertvolle Uhr.
    Ich betrachtete es für eine Weile und drehte es in den Fingern hin und her.
    «Was halten Sie davon?», fragte er.
    «Es ist eine Fälschung», sagte ich. «Und obendrein keine besonders gute. Noch eine andere Sache: Der Kreuzgurt des SS-Hauptmanns dort drüben ist auf der falschen Schulter. Das sollten Sie doch eigentlich wissen.»
    «Sie kennen sich aus mit diesem Zeug?»
    «Ich dachte, es wäre illegal in Kuba», wich ich einer Antwort aus.
    «Das Gesetz verbietet lediglich die Verbreitung von Nazi-Ideologie», sagte er. «Der Verkauf von historischen Erinnerungsstücken ist hingegen erlaubt.»
    «Wer kauft dieses Zeug?»
    «Hauptsächlich Amerikaner. Viele Seeleute. Und Touristen, die in Europa beim Militär waren und ein

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