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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Reles hat mich gebeten, Ihnen eine stille Ecke in unserer Lounge zu reservieren. Zwischen dem privaten Salon und dem Hauptsaal des Kasinos. Ich werde mich bemühen, dass Sie nicht gestört werden.»
    Wir begaben uns zu einer Stelle neben einer Palme. Garcia saß dem Raum zugewandt auf einem vornehmen französischen Essstuhl. Vor ihm stand ein vergoldeter Tisch mit einer Marmorplatte, auf der bereits ein Backgammonset aufgebaut worden war. Hinter ihm, an der kanariengelben Wand, war ein Wandgemälde im Stil von Fragonard, das eine liegende nackte Odaliske zeigte, die Hand im Schoß eines gelangweilt dreinblickenden Mannes mit rotem Turban.
    Wenn man bedachte, wo ihre Hand lag, hätte man meinen sollen, dass er ein wenig interessierter hätte wirken können. Ein geeignetes Plätzchen für ein Spiel mit Garcia, dem Besitzer des Shanghai.
    Das Shanghai auf der Zanja war das obszönste und deshalb berüchtigtste und populärste Variete von Havanna. Trotz der siebenhundertfünfzig Sitzplätze gab es regelmäßig eine lange Schlange von aufregten Männern draußen an der Kasse - hauptsächlich junge amerikanische Seeleute -, die darauf warteten, einen und einen viertel Dollar Eintritt zu entrichten, um hineinzugelangen und eine Show anzusehen, im Vergleich zu der alles, was ich im Weimarer Berlin gesehen hatte, zahm und sittsam erschien. Und ausgesprochen geschmackvoll obendrein.
    An der Show im Shanghai war nichts geschmackvoll. Hauptsächlich dank der Bühnenpräsenz eines großen Mulatten namens Superman, dessen Superman so groß war wie ein Viehstock und den er auch genauso einsetzte. Der Höhepunkt der Show bestand darin, dass der Mulatte einer ganzen Schar unschuldig aussehender Blondinen nicht nur den Atem raubte, und das alles unter den lauten Anfeuerungsschreien von Uncle Sams Seeleuten. Das Shanghai war kein Ort, in den man einen liberal gesinnten Satyrn ausgeführt hätte, ganz zu schweigen von einem neunzehn Jahre alten Mädchen.
    Garcia erhob sich höflich von seinem Platz, doch er war mir vom ersten Moment an so unsympathisch wie ein Zuhälter oder, besser noch, ein Gorilla im Smoking, denn genauso sah er aus. Er bewegte sich sparsam wie ein Roboter, die dicken Arme steif an den Seiten, bis einer davon genauso steif nach oben kam und er mir eine Hand von der Größe und Farbe eines Falknerhandschuhs entgegenstreckte. Der kahle Schädel mit den gewaltigen Ohren und den dicken Lippen hätte von einer ägyptischen Grabungsstätte gestohlen sein können. Ich spürte die Kraft in seiner Hand, bevor er sie zurückzog und in die Tasche seines Smokings steckte. Sie kam mit einem Bündel Geldscheine wieder hervor, das er neben dem Spielbrett auf den Tisch warf.
    «Am besten, wir spielen um Bares, meinen Sie nicht?», fragte er.
    «Warum nicht», sagte ich und legte den Umschlag mit Geld daneben, den Reles mir zuvor gegeben hatte. «Aber wir können die Spielschulden gerne auch am Ende des Abends begleichen. Oder lieber nach jedem Spiel?»
    «Am Ende des Abends ist in Ordnung.»
    «In diesem Fall», sagte ich und steckte meinen Umschlag wieder ein, «in diesem Fall ist das hier ja wohl nicht nötig, nachdem wir nun beide wissen, dass der andere beträchtliche Mengen an Bargeld bei sich trägt.»
    Er nickte und nahm das Bündel Banknoten an sich. «Ich muss gegen elf für eine Weile weg», sagte er. «Ich muss in meinen Laden, um den Einlass für die Halbzwölf-Show zu kontrollieren.»
    «Und was ist mit der Halbzehn-Show?», fragte ich. «Oder läuft das von alleine?»
    «Sie kennen mein Theater?»
    Er redete, als wäre er der Besitzer des Abbey Theatre in Dublin. Seine Stimme klang genauso, wie ich es erwartet hatte: zu viele Zigarren und nicht genügend Bewegung. Die Stimme eines sich suhlenden Nilpferds. Schmuddelig, gelbe Zähne, übelriechende Gase. Und extrem gefährlich obendrein.
    «Ich kenne es», sagte ich.
    «Aber ich kann hinterher noch einmal zurückkommen», sagte er. «Und Ihnen die Chance geben, Ihr Geld zurückzugewinnen.»
    «Ich bin jederzeit bereit, Ihnen die gleiche Höflichkeit zu erweisen.»
    «Um Ihre vorherige Frage zu beantworten», die dicken Lippen zogen sich in die Breite wie ein billiges rosa Strumpfband. «Die Halbzwölf-Show ist schwieriger zu handhaben. Das Publikum hat zu dieser späten Stunde mehr Zeit gehabt, um sich vorher zu betrinken. Manchmal gibt es Ärger, wenn jemand nicht mehr reinkann. Die Polizeiwache auf der Zanja ist zwar praktischerweise nahebei, aber es ist nicht

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