Die Adlon - Verschwoerung
eine Schublade und nahm einen kostspielig aussehenden ledernen Aktenkoffer hervor, den er mir reichte. «Ich möchte, dass Sie den hier nehmen, Gunther. Zur Feier unserer neuen Geschäftsverbindung.»
Ich schwenkte den Umschlag mit den Pesos. «Ich dachte, ich hätte schon etwas zur Feier bekommen.»
«Eine kleine Zugabe.»
Ich blickte auf die Kombinationsschlösser.
«Nur zu», sagte er. «Sie sind nicht verriegelt. Nebenbei bemerkt, die Kombination auf beiden Seiten ist sechs-sechs-sechs. Wenn Sie wollen, können Sie sie jederzeit mit dem kleinen Schlüssel ändern, der im Griff eingearbeitet ist.»
Ich klappte den Deckel auf und sah ein wunderschönes, handgearbeitetes Backgammon-Spiel. Die Steine waren aus Ebenholz und Elfenbein, und die Augen auf den Würfeln und dem Doppler waren kleine Diamanten.
«Ich kann das nicht annehmen», sagte ich.
«Sicher können Sie, Bernie. Dieses Spiel hat einem Freund von mir gehört. Ben Siegel.»
«Ben Siegel? Der Gangster?»
«Nein. Ben war ein Spieler und ein Geschäftsmann. Genau wie ich. Seine Freundin Virginia hatte das Backgammon-Spiel extra zu seinem einundvierzigsten Geburtstag anfertigen lassen, von Asprey in London. Drei Monate später war Ben tot.»
«Er wurde erschossen, habe ich recht?»
«Mmm-hmmm.»
«Wollte sie es nicht behalten?»
«Sie gab es mir, als Andenken. Und jetzt möchte ich, dass Sie es haben. Hoffen wir, dass es Ihnen mehr Glück bringt als Ben.» «Hoffen wir's.»
Kapitel 8
Vom Saratoga aus fuhr ich zur Finca La Vigia. Der Chieftain stand noch genau an der gleichen Stelle, an der Waxey ihn geparkt hatte, nur dass jetzt eine Katze auf dem Dach saß. Ich stieg aus meinem Wagen, stieg die Treppe zur Haustür hinauf und läutete die Schiffsglocke, die auf der Veranda hing. Eine weitere Katze beobachtete mich aus den Zweigen eines riesigen Kapokbaums herab. Eine dritte auf der Terrasse steckte den Kopf durch das Geländer, als wartete sie darauf, dass die Feuerwehr kam, um sie zu befreien. Ich streichelte ihr über den Kopf, während sich drinnen langsam Schritte näherten. Die Tür wurde geöffnet, und die schmale Gestalt von Hemingways Negerdiener Rene erschien im Rahmen. Er trug eine weiße Kellnerjacke. Sonnenlicht durchflutete hinter ihm das Haus und verlieh ihm eine Aura wie ein Santeria-Priester. «Guten Tag, Senor», begrüßte er mich.
«Ist Seniora Eisner zu Hause?»
«Ja, aber sie schläft.»
«Wie steht es mit der Senorita?»
«Miss Dinah. Ich glaube, sie ist im Swimmingpool, Senor.» «Glauben Sie, Miss Dinah hätte etwas dagegen, wenn ich sie sehe?»
«Ich glaube nicht, dass Miss Dinah etwas dagegen hat, wenn irgendjemand sie sieht», sagte Rene.
Ich schenkte seinen Worten keine besondere Aufmerksamkeit und ging nach hinten zum Pool, der gesäumt war von Königspalmen, Flamboyant-Bäumen und mehreren Mandelbäumen sowie Blumenbeeten voller Ixore, einer roten tropischen Blume, die auch unter dem Namen Dschungelflamme bekannt ist. Es war ein hübscher Pool, doch trotz all dem Wasser war es leicht zu sehen, warum Dschungelpflanzen Feuer fangen konnten. Meine Augäpfel brannten wie Feuer von dem Anblick, der sich mir bot. Dinah schwamm in eleganter Rückenlage durch das dampfende Wasser auf und ab. Ich nehme an, es dampfte aus dem gleichen Grund, aus dem meine Augäpfel brannten und der Dschungel in Flammen stand. Ihr Schwimmanzug hatte ein angemessenes Leopardenmuster, nur dass sie ihn im Augenblick wenig angemessen nicht anhatte. Er lag auf der Einfassung des Pools, gleich neben meinem Unterkiefer.
Ihr Körper war atemberaubend. Lange, athletische, wohlgeformte Gliedmaßen. Ihre nackte Gestalt im Wasser hatte die Farbe von goldenem Honig. Als Deutscher war ich nicht sonderlich geschockt von ihrer Nacktheit. In Berlin hatte es schon vor dem Ersten Weltkrieg Freikörperkultur gegeben, und bis zur Machtergreifung durch die Nazis war es unmöglich gewesen, bestimmte Berliner Parks oder Schwimmbäder aufzusuchen, ohne Mengen von Nudisten zu begegnen. Abgesehen davon schien Dinah keinerlei Einwände zu haben. Im Gegenteil, sie vollführte eine Serie von Rollwenden, die nur wenig meiner Phantasie überließen.
«Kommen Sie rein», sagte sie. «Das Wasser ist wunderbar.»
«Nein danke», entgegnete ich. «Abgesehen davon denke ich, Ihre Mutter würde es wohl kaum gutheißen.»
«Vielleicht nicht, aber sie ist betrunken. Oder schläft zumindest ihren Rausch aus. Sie hat die ganze letzte Nacht hindurch getrunken. Sie
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